Stressberuf Schüler. Alexander Martin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Martin
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844268102
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durch die Zeitung, dass die Unterrichtsministerin Frau Dr. Schmied, der Schulexperte Dr. Salcher, ein Lehrergewerkschafter und ein „Burnout-Lehrer“ da sein werden. Erste Zweifel, ob ich da das Richtige machte, verfolgten mich auf dem Weg von der Tiefgarage hinauf in die Studios des ORF.

      Ich wurde in die Maske begleitet und dann in den Aufenthaltsraum gebracht. Dort saß schon der „Burnout-Lehrer“ mit seinem Buch und ich setzte mich dazu. Ich wusste, wer er war, da ich die Zeitungen noch alle am Sonntag gelesen hatte, aber er wusste nicht, wer ich bin und warum ich geladen war. Nach einem Gespräch mit ihm waren alle meine Ängste und Zweifel verflogen. Ich erwartete einen selbstbewussten Lehrer, der die Härte des Berufes aufzeigen wird, und war völlig überrascht, einen so unsicheren Menschen zu treffen. Dass viele Lehrer einfach nicht fähig sind, Schüler zu begeistern und ihnen den Stoff zu vermitteln, wurde in wenigen Minuten durch diesen „Burnout-Lehrer“ bestätigt. Er tat mir schon fast leid. Seine Unsicherheit nahm zu, als klar wurde, dass der Lehrergewerkschafter nicht kommen würde.

      Die Sendung selbst verlief sehr spannend. Meine Kinder zuhause durften sich mit meiner Frau die Sendung ansehen und wollten wissen, wie es Papa gelungen war, in die Fernsehsendung zu kommen. Dort, wo sonst Winnie Puh und Co rauslachten, saß auf einmal Papa.

      Die nächsten Tage und Wochen waren ebenso spannend, vor allem, da ich mir die Rückmeldungen der Menschen auf den diversen Foren ansah und auch persönlich immer wieder darauf angesprochen wurde. Selbstverständlich reichten die Reaktionen von „Was für ein Schwachsinn“ (Lehrer) bis hin zu „Super, endlich sagt einmal jemand etwas“ (Eltern).

      Seit diesem Zeitpunkt habe ich mich mit dem Thema intensiver beschäftigt und nicht mehr nur die täglichen Sorgen der Eltern gesehen, sondern auch das System betrachtet, wie es in Österreich herrscht. Mit Dr. Salcher habe ich einen Kritiker dieses Schulsystems kennengelernt, der mit seiner weltoffenen Sicht und unglaublich viel Wissen seit Jahren versucht, darauf aufmerksam zu machen, dass man hier etwas ändern muss. Der große Verhinderer einer ordentlichen Reform dürfte da die Lehrergewerkschaft sein, also die Position, welche bei der Livesendung nicht besetzt war.

      Bücher zum Thema „Bildung“ gibt es aus den verschiedensten Richtungen, wie Wissenschaftlern, Gehirnforschern, Psychologen, Erziehungsexperten, Bildungsexperten, Philosophen und Geschichten von Lehrern, die den Schulalltag in Buchform niederschreiben.

      So entstand die Idee, dieses Thema aus der Sicht der Eltern zu beleuchten, aus der Sicht derer, die sich täglich damit auseinandersetzen müssen und der Willkür mancher Pädagogen völlig ausgeliefert sind.

      Das Ergebnis halten Sie, liebe geschätzte Leser, jetzt in den Händen.

      Lassen wir die Kinder doch Kinder sein

      Diese Aussage kann man aus mehreren Richtungen betrachten. Experten meinen, dass die Kinder schon früh gefördert werden müssen, um eine gute Basis fürs Leben zu haben. Also am besten gleich mit einem Jahr in die Kinderkrippe, um ja nicht die Entwicklung der Kinder zu gefährden.

      Ist es für Kinder gefährlich, bei ihren Eltern zu sein? Erfahrene Eltern von mehreren Kindern wissen, dass die Kinder schon im Mutterleib beginnen zu lernen. Sie sind stetig auf Entdeckungsreise, und das gilt es, zu erhalten. Wenn Kinder in ihrem Tun unterstützt werden würden und man auf die jeweiligen Talente einginge, dann hätten wir nur kluge Köpfe in unserem Land. Jeder Mensch hat ein Talent. Es gibt diejenigen, die es erkennen und ausleben, aber auch diejenigen, die es nie entdecken, weil das Talent immer unterdrückt wird.

      Genau das ist der Grund dafür, warum sich Vollzeitmütter weigern, die Kinder zu früh in fremde Obhut zu geben. Diese Mütter sind die wahren Powerfrauen, die neben dem täglichen Haushalt auch noch die Kinder erziehen, ihre Talente erkennen und individuell fördern. Den Gedanken an Lohnerhöhungen verschwenden sie erst gar nicht, denn sie bekommen für ihre großartige Leistung im Sinne unseres Pensionssystems genau 0 Euro als Lohn. Und wenn sie die Pension erleben dürfen, dann werden sie hoffentlich von den eigenen Kindern durchgefüttert, denn vom Staat werden sie nichts bekommen. Sie haben ja ihr Leben lang nicht „gearbeitet“ und eben nicht in die Pensionskasse einbezahlt – sie haben nur die Pensionseinzahler von morgen großgezogen, aber das ist eine andere Geschichte.

      Individuell auf die Kinder eingehen, das kann ein Pädagoge in der Kinderkrippe, dem Kindergarten oder der Schule gar nicht, weil er zu viele Kinder unter Aufsicht hat. Genau dort findet man auch eines der großen Probleme unseres Bildungssystems. Wir haben viel zu wenig gut ausgebildete Pädagogen, dafür aber viele, die mit Unmengen an Wissen ausgestattet sind, aber den Umgang mit Kindern nicht beherrschen. Sie haben nicht die notwendige psychologische und erziehungstechnische Ausbildung sowie die notwendige Sensibilität, die Kinder so sehr brauchen.

      Spätestens ein Jahr vor der Schule müssen die Kinder in den Kindergarten und da geht es los mit dem starren System, das von Politikern gesetzlich vorgegeben wurde. Viele diskutieren darüber, warum die Kinder immer weniger wissen und das Abschneiden bei den Pisa-Tests so schlecht ist. Aber sie kommen einfach nicht darauf, dass sie die Kinder einfach Kinder sein lassen sollen.

      Wann machen wir Menschen unsere größten Fortschritte? (Nein, liebe Lehrer, nicht in der Schule. Dort werden wir mit Wissen überflutet, das wir in der Geschwindigkeit, mit der es über uns hereinprasselt, gar nicht aufnehmen können.) Ganz klar in den ersten vier Lebensjahren – genau in der Zeit, wo wir die Kinder noch Kinder sein lassen, in der überzeugte Mütter ihre Kinder nicht in irgendeine fremde Obhut geben wollen.

      Der Start der Entwicklung beginnt im Mutterleib. Es passieren unglaubliche Dinge in den ersten 16 bis 18 Wochen. Aus einem Samen, der sich mit einer Eizelle vereint, entwickelt sich binnen vier Monaten ein vollwertiger Mensch, der dann nur mehr wachsen muss. Hat er dann das Licht der Welt erblickt, lernt der neue Erdenbürger binnen einem Jahr Dinge wie: schauen, sitzen, krabbeln, gehen, essen, trinken und sich mittels Zeichensprache und Babylauten zu unterhalten. Sie schreien, toben, lachen und weinen – Dinge, die zeigen, dass die Kinder Emotionen haben. Unglaubliche Fortschritte, die einfach so passieren, weil man nichts erzwingen will, sondern die Kinder einfach Kinder sein lässt. Genau – Sie kennen den Satz schon. Im zweiten bis vierten Lebensjahr sind die Kids dann auf dauernder Entdeckungsreise und lernen so täglich neue Sachen: Sie zeichnen, laufen, bauen Türme, rutschen, schaukeln, klettern, schwimmen, fahren Rad usw. Als Elternteil muss man nur immer genau aufpassen, was die Kleinen aktuell gerade gerne entdecken wollen und sie dabei fördern und unterstützen.

      Nach einer Zeit von ca. vier Jahren werden auch die bis dahin zuhause „ausgebildeten“ Kinder den Kindergarten besuchen. Dort praktizieren sie das Erlernte mit anderen, ihnen anfangs fremden Kindern, und entwickeln sich individuell weiter. Sie haben noch keine Berührungsängste oder Vorurteile und schließen so schnell Freundschaften. Und damit aus dem jungen Menschen ein gescheiter Erwachsener wird, schickt man die Kids dann mit ca. sechs Jahren in die Schule. Deren Aufgabe ist es, den Kindern Lesen, Schreiben, Rechnen und eine gute Allgemeinbildung zu lehren.

      Klingt einfach, ist es aber scheinbar nicht, denn was da oft nach neun Pflichtschuljahren rauskommt, ist erschütternd, aber dazu mehr in den nächsten Kapiteln.

      Kinderkrippe oder zuhause – was ist besser?

      Die erste Station im Leben eines Kindes außerhalb des Elternhauses ist die Kinderkrippe (ab dem 1. Lebensjahr möglich) oder dann der Kindergarten. Schon hier scheiden sich die Geister, was denn das Richtige ist für die Entwicklung des Kindes.

      Grundsätzlich ist das sicher das Elternhaus, auch wenn erfahrene Wissenschaftler anderer Meinung sind. Aber keine fremde Person, und sei sie auch noch so gut ausgebildet, kann dem jungen Erdenbürger die Geborgenheit einer Mutter geben. Warum die Experten meinen, dass es vorteilhafter ist, die Kinder am besten mit einem Jahr schon in die Kinderkrippe zu bringen, liegt unter anderem daran, dass es in anderen Ländern seit Jahren normal ist und diese mehr Akademiker (30 % bis 50 %) haben als Österreich (unter 20 %). Karrierefrauen mit meistens nur einem Kind nehmen das Angebot gerne in Anspruch, versäumen so aber viele schöne Jahre der Entwicklung ihres Kindes. Das ist leider die moderne Zeit, in der wir leben, und der daraus sich ergebende gesellschaftliche Druck, den man hat. Wenn man heute sagt, man ist zuhause bei den Kindern, dann