Katrin Pirc
Gottes Handwerk
Das Wunder meines Lebens
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Inhaltsverzeichnis
11 „Ich mach‘ Dich gesund, sagte der Bär“(Janosch)
1 Vorwort
In diesem Buch stehen meine Erinnerungen im Vordergrund. Ich bin keine Ärztin. Deshalb basieren die medizinischen Details lediglich auf meinem Wissen, meinen Erfahrungen –vor allen von dem, was nach der langen Zeit noch bei mir hängengeblieben ist.
Zu schreiben war für mich meine Zuflucht, Gedanken und Gefühle auszudrücken oder Unausgesprochenes zu entladen.
Der Weg zur Entscheidung, dieses Manuskript zu schreiben, wurde von unterschiedlichen Impulsen begleitet.
2 Prolog
Ich habe das Leben immer als große Herausforderung betrachtet. Als Teenager war ich sehr damit beschäftigt, in allem und jedem einen Sinn zu sehen oder zumindest zu suchen. Ich war früh auf mich allein gestellt.
Meine Eltern trennten sich und das Kind in mir war schon mit 14 Jahren gezwungen, erwachsen zu werden.
Als meine Mutter auszog, entschied ich mich zur großen Überraschung aller Beteiligten, bei meinem Vater und meinem Bruder zu bleiben – eine altersuntypisch adäquate Entscheidung, die ich rational, aber ebenso aus Empathie meinem Vater gegenüber, getroffen hatte.
Mein analytisches Wesen hat mir Fallen und Umwege beschert, die nicht immer ganz einfach zu bewältigen waren. Eine pflichtbewusste Romantikerin, ordnungsliebend und leidenschaftlich anstrengend, auf der Suche zu sich selbst. Ich glaube, dass sich aus dieser lästigen Suche letztlich der tiefe Wunsch entwickelt hat, irgendwann ein ganz gewöhnliches Leben führen zu wollen. Eine Sehnsucht, die mit den Jahren immer größer wurde. Das Maß kurzlebiger Abenteuer, Beziehungen eben ohne Zukunftsaussichten, war voll. Die bekehrenden Versuche, aus anderen bessere Menschen machen zu wollen, war restlos ausgeschöpft.
Meinen Mann habe ich mit 26 Jahren kennengelernt: ein Mann mit Kind aus einer kürzlich gescheiterten Ehe. Auf den ersten Blick entsprach das nicht gerade meiner Vorstellung einer unkomplizierten Voraussetzung, aber meine Gefühle konnte und wollte ich letztlich nicht ignorieren.
Ich wollte niemals Teil einer Schlammschlacht werden. Es stand mir nicht zu, eine Ex-Frau oder einen Fünfjährigen als Konkurrenten zu betrachten. Ich habe viel Energie und Zuwendung investiert, eine verständnisvolle, liebevolle „Frau an Papas Seite“ zu sein.
Die Kehrseite dieser Medaille habe ich anfangs völlig unterschätzt.
Es war nicht leicht, in eine Rolle zu schlüpfen, in der man allen gerecht zu werden versucht. Ich wurde zwar mit offenen Armen empfangen, stand aber auf einer Vergleichsebene, an der ich gar nicht gemessen werden wollte: die Neue an der Seite eines Vaters, Ex-Mannes, Sohnes, Bruders oder Freundes, ständig im Visier, anderen gefallen und alles richtig machen zu müssen.
Ich war nicht der Typ, der irgendwelche Eifersuchtsdramen inszenierte. Dass aber Gefühle der Eifersucht in einer Mutter aufflammen, wenn eine andere Frau einen Platz im Herzen ihres Kindes einnimmt, ist und war für mich völlig nachvollziehbar. Aus heutiger Sicht kann ich mich in die Gefühle einer Mutter noch ganz anders hinein versetzen, aber auch schon zu jener Zeit habe ich stets versucht zu verstehen, zu schlichten und mein Verhalten entsprechend anzupassen – oft unter größter Zurückhaltung und auf Kosten meiner eigenen Gefühle. Unter diesen Umständen kann man unendlich viel falsch und nichts wirklich richtig machen.
Das Verhältnis zur Ex-Frau war gespalten. Wir waren uns nicht gänzlich unsympathisch, trotzdem gestaltete sich die Konstellation als äußerst schwierig. Ich saß zwischen den Stühlen des Verständnisses und der Betrachtung, in vergleichbare Fußstapfen meiner Vorgängerin getreten zu sein. Ich empfand große Toleranz und Akzeptanz für ihre gemeinsame Vergangenheit, ganz gleich welche Früchte und Missernten diese Beziehung eingebracht hatten.
Neben großem Zuspruch entwickelte sich viel Gerede mit eigener Dynamik. Was dem einen imponierte, war dem anderen ein Dorn im Auge. Und je nach Betrachtung oder Stimmungsschwankung manchmal auch beides.
Die Ex-Frau projizierte Angst und Eifersucht, aber auch Anerkennung und Dankbarkeit in meine Person. Ich war dadurch eine Zielscheibe mannigfaltiger Emotionen.
Die Spannungen wurden von einer Ungerechtigkeit getragen, die je nach Gemütslage sehr variabel ausgelegt werden konnten.
Ich war gelegentlich kleinen Sticheleien und zynischen Anwandlungen ausgesetzt. Statt jedoch in direkte Konfrontation zu gehen, lächelte ich gekonnt und auf Bitten meines Mannes – auch mit Rücksicht auf den Jungen – jede Unverschämtheit einfach weg und überließ ihm die Auseinandersetzung, die er auf seine Weise zu regeln versuchte. So manches Mal wurde es auch einfach unkommentiert dabei belassen. Ich stand im Abseits und in einer gefühlten fürsorglichen Verantwortung unter starkem Beschuss.
Ich möchte niemanden kompromittieren; ich kann aber auch nicht schweigend all jene Momente unter den Teppich