Diese Rückführung steht nicht unter einem therapeutischen Aspekt, auch wenn einige Erinnerungen für den Klienten schmerzhaft waren. Sie lässt aber erkennen, wie detailliert Erinnerungen sein können, die weit vor unserer Zeit liegen, wenn das zugrundeliegende Thema im heutigen Leben wieder eine Bedeutung hat. Sein heute starkes Interesse an Pyramiden ist eine Erinnerung an dieses Leben, in dem er vermutlich seine Familie und seine Heimat verlor. Dieser Verlust hat sich emotional als Gedächtnisspur auf der Seele eingraviert und bewegt ihn heute dazu, sich mit dem Thema Pyramiden auseinander zu setzen und seine „Heimat“ ausgiebig zu erforschen. Die Angabe, Christus nicht zu kennen, kommt tatsächlich häufig in Rückführungen vor, die außerhalb unserer Zeitrechnung liegen. Sie zeigen deutlich die Echtheit der Erinnerungen, die aus der Perspektive der damaligen Persönlichkeit wieder gegeben werden. Hätte ich den Klienten in diesem Moment darauf hingewiesen, dass er doch heute von Christus wissen muss, hätte er dies bejaht, weil er auf diese Frage mit seinem heutigen Bewusstsein geantwortet hätte.
Sicherlich wäre es für viele historisch interessierte Menschen durchaus eine Überlegung wert, die sie interessierende Zeit einmal aus der Sicht eines damals dort gelebten Menschen zu erfahren und vielleicht doch noch einige Erkenntnisse zu gewinnen, die so nicht in den Geschichtsbüchern stehen.
So erinnere ich in diesem Zusammenhang zum Beispiel einen Fall, in dem sich eine Frau in der Rückführung als Pyramidenmaler sah, der die Pyramide von Kleopatra von innen mit zahlreichen Darstellungen verzierte. Es war sein Beruf und er musste, auch weil er andere Maler anlernte, oft sehr lange Zeit von seinem Heimatdorf entfernt bei der Pyramide leben. Seine Frau und Kinder, die erst später zu ihm in die Nähe der Pyramide zogen, wurden bis dahin von der ägyptischen Staatskasse finanziell unterstützt.
Beamte gab es also auch bereits bei den alten Ägyptern!
Eine „merkwürdige“ Anziehung oder Abneigung
Viele Menschen empfinden zu bestimmten Personen, Orten, Situationen, Sprachen, Kulturen, Epochen oder Ereignissen eine unbestimmte Anziehung oder Abneigung. Manchmal lassen sich diese Gefühle natürlich mit dem eigenen Lebenslauf und den entsprechenden Erfahrungen erklären, manchmal aber auch nicht. Gemeint sind hier starke Bedürfnisse oder Interessen, sich mit einer bestimmten Zeit, Epoche oder Kultur etc. intensiv auseinander zu setzen oder eben diese auffallend zu vermeiden, ohne dass dieses Bedürfnis mit der heutigen Lebenslaufentwicklung erklärt werden kann.
Auf den ersten Blick haben solche Anliegen zunächst keinen therapeutischen Anspruch, sondern sind Selbsterfahrungen. Im Anschluss oder auch während einer Rückführung ergeben sich jedoch auch hier manchmal sehr wichtige Aspekte oder Problemfelder im aktuellen Leben, die zuvor für den Klienten so nicht im offensichtlichen Zusammenhang zu seinem ursprünglichen Anziehungs- oder Abneigungsgefühl standen.
Viele Klienten berichten dann im Anschluss, dass sie jetzt sehr viel besser verstehen, warum dieses oder jenes in ihrem Leben so problematisch ist, oder warum sie diese oder jene Abneigung haben. Die folgenden Fälle geben einen Einblick in verschiedene Formen der Anziehung oder Abneigung im heutigen Leben und die entsprechenden Erfahrungen der Seele in einem vergangenen Leben.
(4) Herr Howard ist Ire und lebte seit 1991 in Deutschland. Sein Anliegen war Neugier und die Frage: „Warum bin ich nach Deutschland gekommen? Ich habe als Kind mit 10 Jahren auf eigene Faust angefangen Deutsch zu lernen, weil ich den unbedingten Wunsch dazu hatte.“
„…ich sehe ganz deutlich das Jahr 1792...in Frankreich denke ich...sehr viele Leute sind auf einem Markt...sehr schmutzig ist es dort...alles ist aus Holz, ein Brunnen in der Mitte... alles ist dreckig...da sind Pferde und Karren...Holzgefäße...die Leute sind friedlich und auch hektisch...da ist ein Markt...zum Kaufen und Verkaufen...die Leute sind unruhig...ich bin ein Mann...ANTON heiße ich...braune Lederstiefel habe ich an...ich bin wohlhabend...der Dreck ekelt mich an...das bin ich nicht gewohnt...ich beobachte...ich bin alleine da...bin gut gekleidet...habe das Gefühl, ich bin ein Besucher dort...ich bin jung...so circa 30 Jahre alt...ich will nichts kaufen...ich frage nur nach dem Weg und gehe weiter...bin nur zu Fuß unterwegs...ich bin noch in der Straße...ich suche mein Pferd...mein Pferd ist entlaufen... ich bin sauer, durch den Schlamm zu müssen...(Klient springt jetzt in der Zeit zurück)...ein Bauernhof auf dem Land...ist mein Besitz, nicht groß, aber stattlich...habe Ackerland...ich bin noch jung...ich bin Bauer, ein Landbesitzer...ich trage einen Hut aus Leder...meine Klamotten sind alle schwarz-braun...der Hut hat drei Ecken...der Hut zeigt, dass ich wohlhabend bin...ANTON G. GUELLUEME – bin ich gebildet?...im Nordwesten...in der Bretagne...es ist eine kalte Gegend...die Stadt ist weit entfernt...ich meine Paris...ich bin jetzt nach Hause gekommen nach langer Zeit... ich war weg und das Haus ist unbewohnt... (er geht wieder vorwärts in der Zeit, weil er sich anscheinend der Erinnerung an die Geschehnisse, warum das Haus jetzt unbewohnt ist, nicht stellen möchte )...ich sehe Soldaten...die tragen blau oben und weiße Hosen...ich bin Soldat....bin jetzt so 40 Jahre alt...ich habe das Gefühl, ich habe einiges verloren und habe jetzt nichts mehr zu verlieren… ich bin eigentlich sehr unruhig...habe nichts Festes mehr im Leben...ich drifte einfach so dahin...deshalb bin ich jetzt Soldat...bin im Norden...wir sind unterwegs...so 1000 Soldaten...wir gehen nach Deutschland...Nord-Ost von Frankreich...wollen zum Rhein…sind noch nicht in Deutschland...evtl. im Elsass...kenne keinen von den Soldaten... der Rhein ist mir bekannt…ich war evtl. schon einmal in einer Kampagne am Rhein…(er erwähnt das Wort „Kampagne“ an dieser Stelle, welches im Französischen `Campagne` geschrieben wird und Feldzug bedeutet ) ...wir sind am Rhein...in der Ferne ist eine Kirche...am anderem Ufer sind kleine Holzhäuser verteilt...wir können nicht den Fluss überqueren...wir suchen eine Brücke...eine kleine Stadt...hier in der Gegend (er meint mit „hier“ die Gegend meiner Praxis, die zwischen Düsseldorf und Köln liegt )... im Norden von Köln...da ist eine Brücke...wir sind auf der anderen Seite von Düsseldorf...wir legen eine schwebende Brücke über den Rhein...es sind keine anderen Menschen da...alle sind geflüchtet...das Ackerland geht bis in die Stadt...es ist ein abrupter Übergang zur Stadt... „Hamm“ ist ein Dorf…(ein heutiger Stadtteil von Düsseldorf)...wir marschieren da nur durch...unser Ziel ist weiter entfernt...wir sind in Preußen...dann hört alles auf...habe dort gekämpft...die Spur endet...(die Seele weigert sich zunächst, weitere Details zu sehen) ...ich sehe viel Rauch...ein Kampf...ich bin gefallen da...es ist Chaos, Feuer, Lärm und Getümmel...ich habe nicht überlebt...als ob ich mich sehr schnell umdrehe...mir wird schwindelig...ich spüre keine Schmerzen mehr...obwohl ich gegen die Preußen gekämpft habe...als ich zu Fuß durch Deutschland lange Zeit gegangen bin, war ich nur ein paar Monate dort...ich wollte in die Armee, weil ich mein altes Leben hinter mir habe...ich wollte nach dem Krieg in Deutschland leben...leider ist der Tod dazwischen gekommen... Deutschland ist ein stabileres Land...die Politik in Frankreich ist nicht gut…(es folgt der Lebensrückblick:)... ich bereue nur, die Chance nicht bekommen zu haben, weiter zu leben...ich bin zu früh gestorben...ich war nicht ehrgeizig...ich war eine einfache Person... meine Aufgabe heute? …ich bin in Deutschland, nur um diese unbeendete Mission noch zu probieren...ich fühle Traurigkeit und Leere...ich sehe weißes Licht...warum bin ich einsam... ich bin immer alleine...habe keine Angst...sondern bin eine unabhängige Seele...habe nirgendwo das Gefühl gehabt, verbunden zu sein...ich habe nichts bereut...ich habe vieles gesehen...meinen Horizont erweitert...ich will mich nicht abhängig fühlen...ich will nicht eingeengt sein...das soll ich heute lernen, mich nicht eingeengt zu fühlen... oder die Unabhängigkeit noch mal zu erleben...es ist nicht in meiner Natur, mich zu binden… .“
Die