Die so genannte kubische Berechnung ist im Bauwesen eine sehr alte Methode zur Abschätzung der Baukosten. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die Baukosten abhängig von der Größe des Gebäudes oder Gewerkes sind. Die Abschätzung ermittelt zunächst das Volumen eines Bauwerkes und berechnet daraus mittels eines Erfahrungswertes, des so genannten Kubikmeterpreises, die Baukosten. Diese Methode findet vornehmlich Verwendung, wenn der Auftragnehmer große Erfahrung auf diesem Gebiet besitzt und standardisierte Produkte vertreibt, die einen skalierbaren Charakter aufweisen. Nicht enthalten im Kubikmeterpreis und separat zu ermitteln sind regelmäßig alle übrigen Hauptgruppen des Baukostenplanes (BKP) (Vorbereitungsarbeiten, Umgebung, Erschließung und Baunebenkosten). Eine Schwierigkeit besteht in der richtigen Ermittlung des effektiven Bauvolumens als Basis für die Berechnung der Baukosten. Die kubische Berechnung gilt als nicht sehr genau, weil sie ein summarisches Verfahren der Kostenermittlung ist und die Kostenprognose nur von einem einzigen Schätzwert abhängt. Hinzu kommt, dass die kubische Berechnung von Architekten unterschiedlich gehandhabt wird. Wenn die Methode auf Bauobjekte angewendet wird, die zwar ähnlich sind, sich aber in wesentlichen Merkmalen unterscheiden oder wenn fremde Kennzahlen verwendet werden, ist diese Methode nicht empfehlenswert.
3.2.6 Kostenplanung nach HOAI
Die folgende Übersicht zeigt die Kostenplanung gemäß HOAI.
Abb. 33 Kostenplanung nach HOAI
Auch bei dieser Form der Kostenplanung erfolgt das Vorgehen schrittweise, bei dem die Genauigkeit der Kosten mit jedem Schritt wächst. Die DIN 276 "Kosten im Hochbau" gibt vier Kostenermittlungsarten vor. Hierzu existieren unterschiedliche Genauigkeitsanforderungen. Für alle vier Kostenermittlungen (Kostenschätzung, Kostenberechnung, Kostenanschlag und Kostenfeststellung) gibt es ein einheitliches Gliederungsschema, das alle Kosten in (zunehmend weiter aufgefächerte) Kostengruppen einteilt.
Die Kostenschätzung nach DIN 276 dient zur überschlägigen Ermittlung der Gesamtkosten und ist eine vorläufige Grundlage für weitere Überlegungen. Grundlage für die Kostenschätzung sind möglichst genaue Bedarfsangaben (z.B. Flächen) und erste Planunterlagen (Strichskizzen). Die Kostenberechnung nach DIN 276 ist eine rechnerische Prognose der voraussichtlichen Gesamtkosten. Grundlagen sind genaue Bedarfsangaben und fortgeschrittene Planunterlagen. Der Kostenanschlag nach DIN 276 dient der genauen Ermittlung der tatsächlich zu erwartenden Kosten. Er basiert auf Angeboten von Unterauftragnehmern und wo diese noch nicht vorliegen, entsprechender Eigenberechnungen auf Grundlage der Ausführungsplanung. Zusammen mit der Kostenberechnung ist er ein wertvolles Hilfsmittel zur Kostenkontrolle und Kostensteuerung, da sich möglicherweise abzeichnende Abweichungen rechzeitig erkannt werden können, um noch korrigiert zu werden. Die Kostenfeststellung nach DIN 276 dient zum Nachweis tatsächlich entstandener Kosten. Als Report der Ist-Kosten ist sie eine Dokumentation der Gesamtkosten, so wie sie tatsächlich angefallen sind, oder zur Zahlung anstehen.
3.2.7 Kostenplanung nach der Element-Methode
Im Unterschied zur kubischen Berechnung werden die Baukosten bei der Element-Methode nicht aufgrund eines einzigen Schätzwertes bestimmt, des Kubikmeterpreises, sondern anhand einer umfangreichen Sammlung von Vergleichskostenwerten. Diese Vergleichkosten entstammen üblicherweise einem Leistungs-Katalog, der mit Preisen versehen ist. Dies erfordert jedoch, dass der Katalog regelmäßig überarbeitet und angepasst wird.
Die Kosten des Gesamtwerks werden ermittelt, indem die Kosten der einzelnen Elemente addiert werden. Dies erfordert eine systematische Aufteilung eines größeren Projektes in Teilprojekte und Pakete, die dann möglichst aus standardisierten Kosten-Elementen zusammengesetzt werden können. Der Aufwand der Kostenermittlung mit Hilfe der Element-Methode ist erheblich, eignet sich aber hervorragend, um die Kosten für einmalige Projekte im Industrieanlagenbau zu ermitteln.
Abb. 34 Struktur der Elemente Methode
3.3 Kostenträgerrechnung und Kalkulationsverfahren
Um eine Start-Kalkulation zu erstellen, ist eine Kalkulation erforderlich. Im Folgenden werden verschiedene Kalkulationsverfahren diskutiert. Die Basis eines Controlling-Prozesses bildet die Kostenträgerrechnung. Sinnvollerweise wird eine Kalkulation so erstellt, dass sie auf die Kostenträgerrechnung abgestimmt ist. Für das Claims-Management (Vergl. Contract- und Claims-Management im internationalen Maschinen- und Anlagenbau, Ralf Budde, 2005, Produktivitätsverlust ) stellt die Ursprungs-Kalkulation eine wichtige Basis dar, mit deren Hilfe sich der Mehraufwand im Zusammenhang mit Bauablaufstörungen bewerten lässt.
3.3.1 Kostenträgerrechnung
Der Zweck der Kostenträgerrechnung (Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 1174) ist:
Ausweisen von Kostenstruktur, Kostenhöhe und Erfolgswirksamkeit eines Kostenträgers
Informationsbasis für die Preisgestaltung
Grundlage für die Bewertung von Beständen an unfertigen Erzeugnissen und Eigenleistungen
Informationsbasis für die Planungs- und Entscheidungsrechnung und zur Unternehmensteuerung
Die Verrechnung der Kosten vollzieht sich dabei nach dem Kostenverursachungs-Prinzip. Das heißt, die Kosten werden den Kalkulationsobjekten zugerechnet, die sie verursacht haben. Einige Kostenarten lassen sich nicht direkt und verursachungsgerecht dem Kostenträger zurechnen. Daher wird die Aufgliederung über Verteilerschlüssel durchgeführt. Bei der Kostenträgerstückrechnung handelt es sich um eine Kalkulation der Kosten eines Kostenträgers oder einer Leistungseinheit. Die Kalkulation kann sachbezogen (was kostet die Sache wenn Sie verkauft werden soll) und zeitbezogen (was kostet der Prozess der Erstellung pro Periode) erfolgen. Der Grundgedanke geht davon aus, dass alle im Betrieb entstehenden Kosten den Kostenträgern (Leistungen) zugerechnet werden. Das heißt, die Gesamtkosten werden in der Kalkulation der einzelnen Leistungsarten vollständig aufgeteilt, so dass jeder Kostenträger einer einzelnen Leistungsart sowohl aus den direkt verursachten (Einzelkosten) als auch aus den zugerechneten anteiligen Gemeinkosten besteht. Die Kostenaufteilung differenziert dabei nach den direkten und verursachungsgerecht zurechenbaren Einzelkosten und den auf der Grundlage von Verteilersätzen nach einem unterstellten Verursachungsbezug proportionalisierten, also indirekt zugerechneten Gemeinkosten
3.3.2 Kalkulationsverfahren
Unter Kalkulationsverfahren (Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 870) werden die Methoden zur Verteilung der Kosten auf die Kostenträger verstanden. Der Einsatz einer bestimmten Kalkulationsmethode ist von betriebsbedingten Faktoren abhängig. Grundlegenden Einfluss auf die Wahl des Kalkulationsverfahrens hat jedoch das zugrunde liegende Fertigungsverfahren. Wesentliche Unterschiede der Fertigungsverfahren sind dabei Kriterien wie Massen-, Einzel-, Sorten- oder Serienfertigung.
Abb. 35 Grundsätzliche Anwendung der Kalkulationsverfahren (Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 407)
3.3.3 Zuschlagskalkulation
Die Zuschlagskalkulation (Vergl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. Verlag Vahlen, S. 1178) ist am weitesten verbreitet. Sie eignet sich für Unternehmen mit verschiedenartigen Leistungen in unterschiedlichen Arbeitsabläufen. Basis ist eine Kostendifferenzierung in Einzel- und Gemeinkosten. Einzelkosten werden dem jeweils verursachenden Kostenträger direkt aufgrund von Verbrauchsvorgaben in Stücklisten und Arbeitsplänen zugerechnet. Gemeinkosten