Mord Legal. Michel Tapión. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michel Tapión
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910117
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      Waldemar Karl Anna

       1913 1947 1966

      Zeittafel

      1968 Geburt Georgs

      1882-87 Höhere Technische Lehranstalt Braunau

      1885 Ferialpraktikum Egglesberg

      1987 Fachabitur

      1987 Physikstudium

      Herbst 87 Klinikaufenthalt

      Nov 87 Eheschließung mit Anna

      1988 Stuttgart I

      1989 Stuttgart II

      Sommer 89 Klinikaufenthalt

      Herbst 89 Kur beim Sarnersee

      1989-93 Lerngemeinschaft

      Juni 93 Sponsion

      Herbst 93 Industrietätigkeit

      1994-2002 Wohnungserwerb

       2018 Briefverkehr mit Myriam

      2018 Kiew

      2018 Versteigerung

       2018 Englischkurs mit Julie

      Julie

       Julie trat mit Schwung in mein Leben und beendete es mit diesem Englischkurs. Das habe ich nun von meiner Wissbegierde. Seit meiner Jugend bin ich immer neugierig und war in vielen Seminaren und Fortbildungskursen. So besuchte ich diesen einen, nach vielen davor. Mit den Kursteilnehmerinnen hatte ich immer Glück. Sie waren nett und sympathisch, sie erzeugten immer eine angenehme Stimmung. Bis eben Julie in mein Leben trat. Im Englischkurs war gerade Pause. Da startet sie auf mich zu und sagt laut genug, dass alle im Raum mithören konnten: „Du bist ein Steiger!“ „Ich bin kein Bergmann!“ „Du weißt schon, was ich meine. Ein ‚Frauenverwutzler‘!“ „Nein! Ich bin kein Bergmann.“ „Ich fotz dich ein.“ „Frauen sind auch gewalttätig, was ich schon immer behauptet habe.“ „Ich klatsche dir meine zwei ‚Nippel‘ ins Gesicht, bis du vom Sessel fällst.“ „Was habe ich dir getan?“ „Nur damit du weißt, was du mit deinem restlichen Geld machen sollst.“ „Warum glaubst du, dass ich soviel überflüssiges Geld habe? Ist das eine ganz besonders schräge Anmache, die du gerade startest? Ich nenne dich Queen of Drague.“ „Du möchtest doch ein Kind zeugen, oder?“ „Wer sagt dir das?“ „Das ist doch der größte Wunsch aller älteren Herren vor ihrem Ableben. Dein Leben könntest du bequem zwischen meinen ‚Nippeln‘ aushauchen. Ein schöneres Ableben kannst du dir gar nicht vorstellen und ich mir auch nicht, als das, dich im Liebesspiel umzubringen auf ganz legale Weise. Du in mir, ein neues Leben voll der Hoffnung in mir und du hättest den Spaß gehabt nämlich wunderschön zu sterben und ich einen vollbrachten legalen Mord. So als Realitystory der ungewöhnlichen Art. Ist das was für dich? Keine Sorge! Ich werde dein Geld sinnvoll verwalten und kann mich und das Kind damit versorgen.“ „Was ist, wenn ich zwischen deinen zwei Schönen, wie du sagst, nicht nach, sondern während des Aktes versterbe oder weiter am Leben bleibe, sehr zu deinem Unmut?“ „Im ersten Fall lebe ich gut mit deinem Geld und werde den Geldsegen genießen. Im zweiten spielen wir das Spiel solange es noch geht. Sex bis zum Umfallen oder bis zum Herzinfarkt! Du bist meine Sexmaschine. Ich will dich!“ Conny, unsere language teacher, beendet die Pause und wir begeben uns auf unsere Plätze. „Wir machen weiter mit Grammatik. Letzte Woche haben wir uns mit der past tense beschäftigt, heute wollen wir das present perfect näher anschauen.“ Julie begibt sich wieder auf den Platz, dieses Mal ganz neben mir und verdrängt damit Gwendolyn, was ich ein wenig bedauere. Sie war eine sehr sympathische Lesbe und sie weckte Erinnerungen in mir, als ich noch keine Herzschmerzen hatte. Conny bringt einen Beispielsatz „I have never been in New York. Das present perfect drückt eine Handlung aus, die in der Vergangenheit begonnen hat und in der Gegenwart noch nicht abgeschlossen ist.“ „She has never got love” sagt Julie sehr zur Verwunderung aller. Ich ziehe den Kopf ein und halte Julies Äußerungen weiterhin für eine schräge Anmache. Aber, so geht es mir durch den Kopf, was, wenn sie wirklich eine Neigung zur Nymphomanie hat. So, wie sie sich gibt ist das möglich? Auch wenn ich dem Projekt Sexmaschine ablehnend gegenüberstehe, der Gedanke beginnt sich zu manifestieren. Wollte sie mich verrückt machen? Ist sie verrückt? Verrückt nach einem älteren Mann, den bald die Manneskraft verlässt oder sucht sie nur eine lukrative Geldquelle, was sonst? ‚Coup de foudre‘ hat bei ihr der Blitz eingeschlagen oder lebt sie ihre Jugend auf provokante Art, zwischen Mordgelüsten und Liebesdrang aus? Im Mord und in der Liebe ist die Zuneigung am Größten. Ich hingegen wanke zwischen dem Gedanken des ‚Schönsterbens‘ und der mit den Jahren stärker werdenden Sehnsucht nach Sex. Es muss doch ein schönes Gefühl sein in den Armen einer jungen Frau sein Leichentuch gebettet zu bekommen. Ich wollte doch immer schon gesund sterben. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit? Gefangen von diesen sonderbaren Gedanken verlasse ich den Kurs und will nachhause, da steht Julie in der Tür, hakt sich bei mir ein und begleitet mich. Doch der Weg führte nicht zu mir, sondern in ihre Garçonnière. Erst in ihrem Bett sehe ich wieder klar. Ich hatte eine kleine Kreislaufschwäche, es wurde mir schwarz vor Augen aufgrund dieser Aussichten. Julie legte mich sanft auf ihr Bett, gab mir Wasser und meine Augen bettelten sie an, da streifte sie ihre Bluse ab und ich begann zu zittern als ich ihren ‚Bra‘ öffnete. Am nächsten Morgen suchte ich Julie, ich fand aber nur einen Zettel mit den Anweisungen, die ich auszuführen hatte. Da war zuerst duschen, das gelbe Handtuch benutzen, Kaffeemaschine ist betriebsbereit, Brötchen und Butter findest du auch, ich werde gegen 17 Uhr zurück sein. Falls es dich langweilt sind Bücher im Schrank und der Fernseher hat 16 Kanäle. Bis bald. Den Tag vertrieb ich mir mit der Zeitung, die ich genau studierte, auch fand ich Nachrichten in französischer Sprache im TV, die über das Verkehrsproblem in Paris berichteten. dann kochte ich mit dem vorhandenen Gemüse ein Ratatouille und wartete auf Julie. Der Tag schien ewig zu dauern, mir fehlte meine zukünftige Mörderin. Als viertel nach fünf die Türe aufgesperrt wurde, war ich erleichtert. Julie trat mit einem Einkaufssack im Arm ein und war erstaunt über meine Kochkünste. Der Duft von Tomaten, Zucchini, was halt so da war und würzigen Kräutern erfüllte das Zimmer. Wir plauderten über ihre Arbeit, sie war Bibliothekarin und erzählte, sie wolle schon seit langem einen ungewöhnlichen Krimi schreiben. Als sie mich im Kurs sah, sei ihr die Idee gekommen, mich als ihr Opfer auszuwählen. Einen Mord begehen, ohne dafür ins Gefängnis gehen zu müssen und eine ungewöhnliche Geschichte von einem gutgläubigen Mann zu schreiben, das möchte sie mit mir verwirklichen. Dabei soll alles mit viel Lust und Freude abgehen. Das Opfer solle mit einem Lächeln das Leben beenden und sie könne sich ihrer Geschichte erfreuen. „Erzähl aus deinem Leben“: sagt sie mit sanfter Stimme, damit ich dich beschreiben kann. „Ich habe auch alle Lust dazu von mir zu erzählen und beginne mit der Ursache meiner Herzprobleme und den drei schicksalsbestimmenden Frauen dazu.“

      Barkarole

       Ich schleppte mich noch abends mühsam in den dritten Stock eines Altbauhauses, die Füße steif und wie bleiummantelt zwangen mich bereits im ersten Stock zur Rast, der Puls pochte laut in meinen Ohren, der Entschluss den zweiten Stock zu erklimmen kostete Überwindung, der dritte Stock war für mich wie eine Besteigung des Nanga Parbat. Dabei spürte ich das Erklimmen jeder Stufe als kleines Zucken in meiner Brust, das nachließ, wenn ich rastete. Ich war mir meiner Herzschwäche bewusst, doch der behandelnde Arzt hatte seine Ordination da oben und ich habe keinen anderen gefunden, der bereit gewesen wäre, mich noch, um diese Zeit zu behandeln. Endlich stand ich vor einer blendendweiß lackierten Türe, die sich mir wie ein Tor zu einer uneinnehmbaren Festung entgegenstellte. Statt der Pechnase sehe ich einen Namen auf poliertem Messing in schwarzer Schrift und überlege, ob ich mich schon bemerkbar machen solle. Ich hatte noch einige Minuten bis zum vereinbarten Termin, die wollte ich noch abwarten, ehe ich mich entschließen konnte, Einlass zu begehren. Ich könnte ja auch aufgerufen werden, sagte ich mir. Daher ist Warten ratsamer, um nicht nach Luft ringend keinen ganzen Satz herausbringen zu können. Die paar Minuten bis zum vereinbarten Termin waren vergangen, ich zauderte noch, denn ich wollte ja nicht überkorrekt erscheinen. Fünf Minuten möchte ich noch zuwarten.