Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Troopers
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910711
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Fiction Roman

      von

      Michael H. Schenk

      © M. Schenk 2014/2020

      „Blaubanner-Schwert“, schwerer Kreuzer des Blaubanners,

       auf Bergungsfahrt im nördlichen Meer.

      „Gepriesen seien die Taten des Bringers. Lasst nun den Bringer unsere Taten preisen.“ Das Wasser war kalt und Jones schauderte. Kalt und glasklar. Jones konnte ziemlich weit sehen und das war gut so.

      „Was ist los? Schniefer?“ Die besorgte Stimme drang etwas verzerrt durch den Sprechschlauch.

      Jones zuckte zusammen. Unwillkürlich blickte er nach oben, entlang der beiden dicken Schläuche, die seinen Taucheranzug mit dem Schiff verbanden. Ihm war gar nicht bewusst geworden, seine Gedanken laut ausgesprochen zu haben.

      „Alles in Ordnung, keine Schniefer“, meldete er verlegen.

      Zwei Schläuche. Einer für Atemluft und einer zur Kommunikation. Jones dachte an die beiden Matrosen an den Pumpen auf dem Deck der Blaubanner-Schwert. Diese beiden Männer, zwei Schläuche und ein Anzug, der elend kalt zu sein schien. Das war alles, was ihn mit dem Leben verband.

      Er blickte sich vorsichtig um, die Bolzenpistole verkrampft in seiner Hand. Der kugelförmige Glashelm verzerrte die Sicht ein wenig, doch es würde ausreichen, um in dem klaren Wasser die Annäherung von Schniefern oder anderen Gefahren zu bemerken.

      Erneut warf er einen hastigen Blick nach oben. Sah auf den mächtigen Rumpf des schweren Kreuzers. Wie winzig die beiden Schläuche neben dem metallbeschlagenen Unterwasserschiff wirkten. Der Kupferbeschlag glänzte unter den Reflexen von Wasser und Sonnen.

      „Mehr Schlauch!“, rief Jones durch den Sprachschlauch.

      Die Matrosen an der großen Schlauchwinde folgten seiner Aufforderung und Jones ließ sich langsam zum Heck des Kreuzers treiben. Er blickte auf die großen Messingpropeller und schauderte erneut. Er redete sich ein, es sei die Kälte des Wassers, aber er wusste genau, warum ein Zittern durch seinen Körper lief.

      Es war erst drei Tage her, dass der diensthabende Schnieferbeobachter getötet worden war. Nicht durch die Flammenkugel oder den Ätzspei eines Schniefers, sondern durch das Notmanöver der Blaubanner-Schwert. Als die Schniefer überraschend angegriffen hatten, war dem Kapitän nichts anderes übrig geblieben, als ‒ zusätzlich zu den Segeln ‒ auch die schwere Turbine in Betrieb zu nehmen. Die unerwartete gewaltige Beschleunigung und der Sog der Propeller hatten den Beobachter in die großen Schaufelblätter gesaugt und in Sekundenbruchteilen zerfetzt.

      Jones hatte Dienst an der Schlauchwinde gehabt und es miterlebt. Nun, nicht so genau, und darauf hatte er auch keinen Wert gelegt. Keiner konnte direkt unter den Schiffsrumpf sehen, deshalb gab es ja die Schnieferbeobachter, die mit dem Schiff unter seinem Rumpf trieben. Aber er sah die große Blutlache und die Fetzen im Wasser. So etwas war nicht das erste Mal geschehen. Jeder vom Blaubanner kannte den Tod. Nein, deswegen hatte Jones nicht mit grünem Gesicht über der Reling gehangen. „Handlich portioniert“, hatte der Matrose neben Jones lakonisch und ohne Mitgefühl gesagt, und das war es gewesen, was ihm den Mageninhalt nach oben getrieben hatte. Jetzt schwamm er selbst unter dem großen Rumpf und schützte das Schiff und die Besatzung davor, überraschend aus der Tiefe angegriffen zu werden.

      Jones seufzte erneut.

      Die Blaubanner-Schwert war ein recht neues Schiff, und das war immer schlecht. Sicher, mit ihren knapp achtzig Metern ein großes Schiff und ein stabiler Rumpf mit gutem Beschlag. Aber die Technik des Bringers war nur in den alten Schiffen vorhanden. Da gab es Unterwasser-Horchgeräte, Schalldetektoren und sogar Fernsehaugen, die sich in durchsichtigen Kuppeln aus Klarstahl drehten. Dort musste keiner als Schnieferbeobachter ins Wasser.

      Jones blickte sich um. Zwei Stunden. Länger hielt es keiner aus. Es war zu kalt und die Augen ermüdeten zu stark, ließen sich durch Reflexe täuschen. Dann konnte man leicht einen Schniefer, einen Hörnerfisch oder eine andere Gefahr übersehen. Aus den Augenwinkeln nahm er ein Blinken war, konzentrierte sich auf die Richtung. Da war es wieder, kam näher. Aber es war nur ein Schwarm bunt schillernder Fische. Jones dachte daran, dass etwas Abwechslung dem Speiseplan gut tun würde. Ständig Proteinriegel, gelegentlich etwas Gemüse und Obst und vor allem den berüchtigten Marine-Kaffee. Zu stark, um auf den Boden der Becher sehen zu können, und zu dünn, um einen wach zu halten.

      Erneut war da ein Blinken. Nein, kein Blinken. Eine Bewegung. Ganz schwach und weit entfernt. Ein dunkler Punkt. Vielleicht ein Fisch, vielleicht jedoch auch eine der Bestien. Jones spürte, wie ihm Schweiß ausbrach. Plötzlich war der Anzug überhaupt nicht mehr kalt. Er räusperte sich nervös.

      „Was ist los? Schniefer?“ Der diensthabende Offizier an der Schlauchwinde war aufmerksam. Jones wunderte sich, dass der Mann das schwache Räuspern gehört hatte.

      „Äh, weiß nicht“, meinte Jones unsicher. „Ich habe da eine Bewegung gesehen. Glaube ich.“

      Er versuchte den kleinen Punkt im Auge zu behalten, aber das war nicht einfach. Er durfte die anderen Richtungen nicht unbeobachtet lassen. Es war eine beliebte Taktik der Schniefer, vorne mit dem Schwanz zu wedeln und von hinten zuzuschlagen.

      „Was denn nun? Bewegung? Soll ich die Kampftaucher schicken?“

      Jones spürte einen Kloß im Hals. Er hätte sich, weiß der Bringer, besser gefühlt, jetzt die sechs Kampftaucher mit ihren Bolzengewehren bei sich gehabt zu haben. Die verfügten über Pressluftflaschen und wurden nicht durch Schläuche behindert. Aber es gab nicht mehr viele Pressluftgeräte und es dauerte lange, die Flaschen zu befüllen. Jeder Fehlalarm konnte bedeuten, dass die Taucher nicht verfügbar waren, wenn sie wirklich gebraucht wurden.

      „Verdammt“, fluchte Jones unterdrückt.

      „Bewegung?“ Die Stimme des Diensthabenden klang beunruhigt.

      Der Punkt war weg. Jones drehte sich ungeschickt um die eigene Achse, behindert durch die Schläuche. Wo war der Punkt hin?

      Er wollte gerade aufatmen und Entwarnung geben, als der Punkt wieder da war. Und größer wurde. Verdammt schnell größer wurde.

      „Oh, verflucht, Bewegung!“, schrie er auf. „Bewegung, Bewegung, Bewegung!“ Er hielt die Bolzenpistole in Richtung der herannahenden Gestalten. „Zieht mich rauf, zieht mich rauf!“

      Verdammt, waren die schnell! Jones glaubte das Funkeln ihrer Tauchhelme zu erkennen, die vorgereckten Kampflanzen, mit denen die Schniefer schießen und stechen konnten. Jones hatte überhaupt keine Lust, erschossen oder erstochen zu werden. Verzweifelt stieß er mit den Beinen ins Wasser, zog sich an den Schläuchen hoch, die gleichzeitig von der Windenmannschaft aufgetrommelt wurden.

      So schnell es ging, wurde er nach oben gezogen, auf den Rumpf der Blaubanner-Schwert zu. Und doch so elend langsam. Eine Perlspur zog an ihm vorbei, als eine Flammkugel von den Schniefern abgefeuert wurde. Ein Schuss aus viel zu weiter Distanz, in der Hoffnung, einen Glückstreffer zu landen. Jones war es egal, ob es ein Glückstreffer oder ein gezielter Schuss war, der ihn traf. Tot war tot und eine erneute Perlspur motivierte ihn, wie ein Wahnsinniger zu strampeln.

      Über ihm klatschte es, als endlich die Kampftaucher im Wasser waren. Sie hatten Flossen, die ein schnelles Schwimmen ermöglichten.

      Jones wollte gerade erleichtert aufatmen, als ein Schlag seinen Helm traf.

      Kapitel 2

       Direktorats-Flottenbasis Arcturus, im Orbit um die Sonne Arcturus,

       36,7 Lichtjahre vom solaren System entfernt, im Hoheitsgebiet des Direktorats.

      Die Einkaufspassage erstreckte sich über drei Ebenen. Gedämpfte Musik war zu hören und mischte sich mit dem Stimmengewirr der Passanten.