Die Zeit wird kommen, wo das Gesetz der Anziehung als die größte Macht der Welt erkannt sein wird. Dies ist das Gesetz, auf dem aller Erfolg, jeder Charakter und alles Lebensglück aufgebaut ist. Geistige Anziehung ist die einzige Macht, worauf wir mit Erfolg bauen können. Es ist ein unerschütterliches Gesetz, dass alles und jedes das ihm Gleiche anzieht, dass Gleiches zu Gleichem strebt; wenn du deinen Geist zu einem Magneten machst, so zieht er das an, was ihm selbst, deinen Gedanken, deinen Beweggründen, deiner überwiegenden geistigen Haltung entspricht.
Die Redensart: „Geld will zu Geld“, spricht nur dieses Gesetz aus: „Gleiches zieht Gleiches an.“ Die wohlhabenden Klassen denken den Wohlstand, glauben daran, arbeiten dafür, bezweifeln keinen Augenblick ihr Recht, alles Geld und alle Güter, die sie brauchen, zu besitzen, und darum erhalten sie sie auch ganz natürlich. Sie handeln genau nach dem Geist und nach dem Buchstaben des Gesetzes der Anziehung. Wir alle, die wir es im Leben zu etwas bringen, handeln nach diesem Gesetz, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.
Mancher wundert sich darüber, dass so viele schlechte, lasterhafte Menschen im Leben Erfolg haben, sich ein großes Vermögen erwerben, während so viele gute, redliche Menschen nicht vorankommen können. Aber die Moral eines Menschen hat nun einmal mit seiner Fähigkeit, Geld zu verdienen, nichts zu schaffen, dies eine ausgenommen, dass Ehrlichkeit jederzeit der beste Handelsgrundsatz ist. Die Frage ist allein die, wer dem Gesetz, dass Gleiches Gleiches anzieht, gehorcht und wer nicht. Auch ein ganz schlechter Mensch kann das Gesetz der Anziehung befolgen und ein Riesenvermögen zusammenbringen. Wenn er ehrlich ist, so werden seine Fehler und schlechten Sitten, wird seine Lasterhaftigkeit die Auswirkung dieses Gesetzes nicht hindern. An sich ist dieses Gesetz weder moralisch noch unmoralisch.
Unendlich viele Menschen ziehen die verkehrten Dinge an, weil ihnen dieses Gesetz nicht bekannt ist. Sie haben nie gelernt, dass das große Geheimnis des Glücks, der Gesundheit und des Erfolges darin liegt, einen aufbauenden geistigen Zustand festzuhalten, den Geisteszustand, der die guten Dinge, die wir uns wünschen, an sich zieht. Sie wissen nicht, dass alles, was uns das Leben bringt, es sei Großes oder Kleines, in der Hauptsache von den Gedanken bedingt ist, die wir festhalten. Wir vermögen dadurch ebenso leicht die Dinge an uns ziehen, die wir uns wünschen, wie die, die wir verabscheuen und gerne los sein möchten. Es kommt darauf an, welches Bild wir uns im Geist vergegenwärtigen; nach diesem Modell formt sich, was uns umgibt.
Gleiches zieht Gleiches an, Misserfolg mehr Misserfolg, Armut mehr Armut, Hass mehr Hass, Neid mehr Neid, Missgunst mehr Missgunst, Bosheit mehr Bosheit. Alles hat die Macht, das ihm Gleiche anzuziehen. Die Gefühle des Hasses und der Missgunst sind ein Same, den wir in den weiten Boden des Weltalls säen, und nach ewigen Gesetzen geht uns daraus eine Ernte auf, die dem Samen gleich ist. Was wir säen, das werden wir ernten. Alles hat nur die Macht, wieder etwas ihm Gleiches hervorzubringen. Von diesem Gesetz gibt es keine Ausnahmen.
Sich Dinge vorzustellen, die man nicht haben möchte, und zu fürchten, sie könnten einen treffen, das heißt diese Dinge gerade anlocken. Wer nichts anderes erwartet als Not, Armut und widrige Lebensumstände, der schreitet diesen Dingen gerade entgegen und macht es dem Wohlstand und dem Gedeihen unmöglich, zu ihm zu kommen. Wer Wohlstand anlocken und Armut von sich wegtreiben will, muss im Einklang mit dem Gesetz der Anziehung handeln, nicht ihm entgegen. Wohlstand und Gedeihen zu erwarten, fest daran zu glauben, wie sehr auch deine augenblicklichen Umstände damit im Widerspruch stehen mögen, ist die erste Bedingung, das zu erhalten, was du ersehnst. Mit Furcht und Zweifel im Herzen kannst du es nicht erlangen. Wir erhalten das, was wir uns innerlich vergegenwärtigen und wofür wir mit aller Kraft arbeiten.
Was wir uns am häufigsten ausmalen, woran wir stets und immer wieder denken, das webt sich als Einschlag in den Zettel unseres Lebens hinein, wird ein Teil von uns und vermehrt und verstärkt die Kraft unseres geistigen Magneten, gerade diese Dinge anzuziehen. Es ist ganz einerlei, ob das Dinge sind, die wir fürchten und vermeiden möchten, oder solche, nach denen wir uns sehnen. Sie im Herzen zu hegen, macht uns innerlich mit ihnen verwandt und führt unabweisbar dazu, sie in unser Leben hineinzubringen.
„Was der Mensch denkt und was der Mensch träumt,
das gewinnt eine Gewalt über ihn; was einmal
in die Seele gefallen, das wirkt darin fort, erhebend
und treibend, herabziehen und zerstörend.“
Gustav Freytag.
Es ist merkwürdig, viele Menschen sind zwar ganz davon überzeugt, dass es einer langen Lehrzeit bedürfe, um in irgendeinem Beruf ein Fachmann zu werden, aber Wohlstand und Gedeihen im Leben halten sie für eine Sache des Zufalls oder des Schicksals und meinen, es könne durch das, was sie selbst tun, nicht wesentlich beeinflusst werden.
Sie sagen: „Dazu bin ich nicht geschaffen. Ich bin nun einmal kein Geldmensch und werde es nie sein.“ Oder sie entschuldigen sich damit, alle ihre Vorfahren hätten es auch nicht weiter gebracht, als sich nur eben knapp durchs Leben zu schlagen.
Reichtum muss zuerst im Geist erschaffen sein, ehe er zur Wirklichkeit wird. Wenn du Lebenserfolg anlocken willst, musst du deinen Geist mit lauter Erfolgsgedanken sättigen. Wer einmal dieses Gesetz der Anziehung ganz in sich aufgenommen hat, wird sich hüten, seine Feinde dadurch anzulocken, dass er sich geistig mit ihnen in Verbindung setzt, stets an sie denkt und sich vor ihnen fürchtet und ängstigt. Er wird solche Gedanken in sich pflegen, durch die er die Dinge anlockt, die er sich wünscht und ersehnt, nicht das, was er fürchtet und verabscheut und gerne vermeiden möchte.
Es ist genau so leicht, das an dich zu ziehen, was du dir wünschst wie das, was du nicht haben möchtest. Es kommt nur darauf an, die richtigen Gedanken zu hegen und die richtige Anstrengung zu machen. Das Gesetz der Anziehung erleidet keine Ausnahme, so wenig als das Gesetz der Schwere oder die mathematischen Gesetze.
3. Wie man den Wohlstand von sich wegtreibt
Wie hart du auch arbeiten magst, so lange du deinen Geist mit Armutsgedanken, mit Bildern der Armut gesättigt erhältst, treibst du gerade das von dir weg, dem du nachstrebst.
Wer Gedanken des Misserfolges, der Armut sät, kann ebenso wenig Erfolg und Wohlstand ernten, als ein Bauer Weizen ernten kann, der Distelsamen gesät hat.
Mir hat einmal ein Mann gesagt, er wäre ganz zufrieden, wenn er gewiss wüsste, dass er nie ins Armenhaus kommen werde, sondern stets den nötigsten Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdienen könne. Er sagte, er sei ganz davon überzeugt, dass ihm die Reichtümer des Lebens nicht bestimmt seien. Er sei immer ein armer Mann gewesen und habe niemals etwas anderes erwartet, als arm zu sein wie alle seine Vorfahren.
Gerade dieser sein geistiger Zustand, der nichts anderes erwartete, als immer arm zu bleiben, verhinderte ihn, Wohlstand und Gedeihen anzulocken, denn was man nicht erwartet, das zieht man auch nicht zu sich her. Obgleich er ein fleißiger Arbeiter war, vermochte er doch nur, sich eben durchzuschlagen, weil er gar nie mehr erhofft hatte.
Das Schlimmste an der Armut ist der Armutsgedanke, der Armutsglaube. Im Geist der Menschen hat die Armut ihre Wurzel. Die meisten bleiben darum arm, weil sie von Anfang an in ihrem Innern arm sind; sie glauben gar nicht, dass sie es jemals zu Wohlstand bringen könnten. Das Schicksal, die Umstände, stehen ihnen ihrer Meinung nach hindernd im Weg, sie haben keinen andern Gedanken, ja sie sind fest davon überzeugt, sie seien zur Armut geboren und könnten niemals etwas anderes sein als arm. Gehe hinein in die Armenviertel und höre zu, was dort gesprochen wird. Sie reden von nichts, als von ihrer Armut, sie bejammern ihr hartes Geschick, sie klagen über die Grausamkeit und Ungerechtigkeit der menschlichen Gesellschaft. Sie sagen dir, wie sie von den oberen Klassen, von ihren geizigen Arbeitgebern, unterdrückt würden oder wie sie unter einer ungerechten Weltordnung, an der sie nichts ändern könnten, zu leiden hätten. Sie sehen sich als Opfer an, sie halten sich für Besiegte und nicht für Sieger.