~
Die Captains verstanden auch nur Cybord Klon. Lennard nahm daraufhin mental Kontakt zu Sorel auf. …
»Ja, er fühlt ihre mentale Anwesenheit.«
Delune erschauerte, gleichlaufend hatte er das Empfinden über die Hände bewegt sich etwas Richtung Arme. »Was ist dort?«, die aufgebrachten Augen verfolgten es. ›Matise!‹ Die Stimme vom Captain scheuchte ihn auf.
Jetzt fror Delune.
Lennard fühlte die Kälteschwaden sie waberten vom Kollegen herüber. Ein breites grienen lag in den Mundwinkeln. »Hast du Muffensausen oder warum zitterst du?«
»Ist der Raureif ansteckend?«
Delune streckte seine Arme aus. Hauchzartes glitzern lag über den Händen.
»Ja. Der Jagdinstinkt ist ansteckend.« Ein donnerndes Lachen rollte über Lennards Kehle.
Delune wandte sich von ihm ab. Ein derber Schlag traf ihn auf dem Rücken, es knackste, im ersten Moment dachte er die obere Wirbelsäule bricht.
»Verflucht, was soll das …« Jählings raste von der Aufprallstelle ein wärmendes Gefühl über ihn hinweg.
»Greenhorn«, gluckste Lennard, er fing Matise verstörten Blick ab. »Um bei uns heimisch zu werden, musst du noch viel lernen.«
»Jagdinstinkt«, nuschelte Matise.
»Den kannst du gleich ausprobieren, indem du überprüfst, ob der Cybord Klon noch im Arrest sitzt.« Lennards Augenmerk raste zu Burana. »Sie kontaktieren die echte Brücke«, forderte er mental, »denen sagen Sie: Die Cybord Jagd hat begonnen.«
Während er sprach, gestikulierte er den acht von oben herabsehenden Kadetten: Ich benötige eure Hilfe.
»Aye Captain«, antworteten sie im Chor.
»Ihr durchsucht bitte die Pläne der Wartungsröhren nach versteckten Wegen zur Brücke. Alle anderen warten auf weitere Instruktionen von mir sowie von Captain Delune.«
»Aye Sire.«
In der Wartezeit überprüfte Lennard die Biodaten von Sorels. Als er dann den Mehas zuklappte, fragte er: »Und! Habt ihr was für mich?«, sein Tonfall war so brachial, sogar Sorel riss es unsanft aus dem künstlichen Schlummer.
Burana zuckte mit den Schultern. »Ich arbeite dran.«
»Matise?«, all seine Hoffnung lag darin.
»Wir sind gleich soweit.«
»Weiter machen«, forderte Lennard, er hatte sich dazu neben Sorel hingehockt. Ein erbostes Schnaufen lenkte seinen Blick zu Matise. »Was gibt es?«
»Sire es befindet sich niemand im Arrest«, er konnte anscheinend selber nicht glauben, was er eben sagte.
Sorel setzte sich aufrecht hin. »Das war mir so was von klar«, zischte er mit schwerer Zunge.
Gleichlaufend durchzuckte Lennard eine Angst einflößende Frage: »Was ist, wenn unter den Anwesenden bereits Klone sind.«
Er schnellte hoch und trat vor den nächstgelegenen Terminal. »Citraa«, flüsterte er, der Blick huschte unruhig über die Terminals, »Ein Kraftfeld um alles, was die biometrische Signatur von Stella Kama hat.«
Frage und Antwort berührten sich fast: »Nichts dergleichen im Beyond gefunden«, flüsterte der Citraa an Lennards Ohren.
Unvermittelt trat Lennard in die Mitte, von hier konnte er die gesamte Szenerie der Hauptbrücke einsehen.
»Citraa!«, abermals flüsterte er, »Entferne Hologramm Personen.«
Im rasanten Tempo löste sich die Brückenbesatzung in Millionen Pixel auf. Der Auslöschende Anblick konnte nicht gespenstiger sein.
»E–Ey!«, grollte Matise, ihm entschwand soeben der Gesprächspartner. Im verärgerten Fokus gerieten zuerst die leeren Arbeitsplätze dann die unruhig dasitzende Burana, danach der vor sich hindösende Sorel und letztendlich der Captain. »Was zum Teufel ist hier los?«
Lennard drehte sich zu Matise um. »Willkommen in dem Dahinter.«
Matise konnte nichts mit der Floskel anfangen. »Was wird hier gespielt? Hat Arun Potts das alles inszeniert? Wenn ja, kann er sich gedanklich schon eine Arrestzelle aussuchen.«
»Nein hat er nicht.« Lennard machte weit ausschweifende Armbewegungen. »Das hier ist ein Beyond – eine andere Wirklichkeit. Unsere Geistheiler brachten uns in die künstliche Umgebung. … Nein!, sie verwahren uns hier drin, bis wir bereit sind, die Wahrheit dahinter zu verstehen.« Lennard drehte sich zu Miss Burana. »Geduld Matise, denn schwer verdaulichen Stoff wird dir gleich unsere echte, erste Brücken Sicherheitsoffizierin schonungslos erklären«, seine Stimmbänder duldeten keinen Aufschub.
»Aye Sire.«
Matise verdutzter Blick raste zu Burana, sie gab mit einer Geste zu verstehen, das er zu ihr kommen soll.
~
Lennard wetzte in Sorels Richtung, im vorübereilen schnappte er den Einsatzkoffer.
»So nun zu dir«, schmunzelnd wandte er sich den Patienten zu. »Wir suchen uns jetzt ein ruhiges Plätzchen.« Er half ihn auf und mit schlürfenden Schritten folgte der Schlafwandler dem Schwager in den Captains Bereitschaftsraum.
Hinter verschlossener Tür nahm Lennard den Freund und Schwager genauer in Augenschein. Dicker Raureif lag über Sorels Gesicht, Hals und Haare.
»Weißt du, was das ist?«, zu seiner Frage scannte er Sorel.
»Nein, aber ich habe das Gefühl irgendetwas webt mich ein«, seine Stimme klang abgekämpft.
Lennard hielt den Scanner in Sorels Richtung.
Sowie der Strahl auf den Patienten traf, ertönte ein schrilles Signal.
»Eine Cybord Markierung webt dich ein. Der Raureif ...« Den zu erklären war bei Sorels noch massig vorhandenen Virusblockaden nicht leicht. Die Blockaden verursacht das Skylup Virus in seinem Gehirn. Zweimal hatte er das Dreckszeug verabreicht bekommen, zuerst in U P C Gefangenschaft und dann von Cybords. Das Gegenmittel gab man ihm hier an Bord, aber kontinuierlich frei Denken gelingt ihm noch nicht.
Lennard erklärte es zunächst mit Worten, damit hatte er keinen Erfolg. Vorm Citraa Terminal lag ein Zeichenstift damit malte er eine Art Piktogramme aufs Display.
»Aha!« Sorel klatschte sich an die Stirn. »Der Raureif auf der Haut ist mein körpereigenes Feind-Abwehrsystem.«
»Richtig!« Ein zirpendes Signal vom Mehas lenkte Lennards Aufmerksamkeit auf die Biodaten, er hatte das Gerät vorsorglich auf Überwachen gestellt. Staunend betrachtete er die Scandaten, ein schriller Pfiff brachte es zusätzlich zum Ausdruck.»Dein Libido geht soeben durch die Decke!?« Das Angezeigte machte ihn stutzig. »Or–Latuu! Du hast ein echtes Weckmittel intus!«
Sorel nickte schwach, zu mehr war er nicht in der Lage, denn über seine inzwischen hochsensible Haut schoss ein fiebriges Beben. Der anschmiegsame Overallstoff fühlte sich wie Abertausende zärtlich streichelnde Hände an, es trieb ihn bei jeder noch so sachten Bewegung beinahe in den Wahnsinn.
»Zieh das Ding sofort aus«, forderte Lennard, parallel laufend kam von der Tür ein abschließendes Geräusch. In Gedanken wollte er Sophie kontaktieren, jedoch die mentale Verwindung Schwieg.
Anstatt Lennards Aufforderung nachzukommen, stierte Sorel mit verklärtem Blick an sich hinab. »Geht nicht auf – verklemmt«, keuchte er zwischen aufbegehrenden Seufzern.
Lennard legte selbst Hand an, es gelang ihm ebenfalls nicht, er schnappte sich kurzerhand aus dem Einsatzkoffer ein Skalpell. Mit einem Rutsch schnitt er den Overall neben dem Reißverschluss der Länge nach auf. … Ächzend pellte sich Sorel aus dem Stoff.