Pferdesoldaten 05 - Todesritt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742745637
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auszurufen. Die Armee hat das Arsenal gestürmt, Brown gefasst und später gehängt.“

      „Hat nicht viel genutzt“, knurrte Pherson. „Dieser verdammte Vorfall hat die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern der Sklaverei noch deutlich verschärft. Die Wahl von Abraham Lincoln brachte das Fass zum überlaufen. Na ja, wir wissen ja, wie das endete. Am 12. April haben die konföderierten Batterien das Feuer auf Fort Sumter im Hafen von Charleston eröffnet. Seitdem haben wir Krieg, Dunhill, einen richtigen verdammten Krieg. Nun, Dunhill, was halten Sie vom Verlauf des Krieges?“

      Matt runzelte überrascht die Stirn. „Colonel?“

      Pherson lächelte erneut. „Wie viele Männer haben Sie hierher geführt, Dunhill?“

      „Mit mir sind es Einhundertsiebenundvierzig.“

      „In Friedenszeiten sollten vier Kompanien eine Stärke von Zweihundertsechzig Mann aufweisen, nicht wahr? Derzeit will man die Sollstärke einer Kompanie sogar auf Einhundert erhöhen. Schätze, Sie sind weit unter Soll, Major.“

      „Wir standen im Felddienst gegen die Indianer. Tote, Verwundete und natürlich ein paar Männer, die sich nach dem Erlass aus Washington dem Süden angeschlossen haben.“

      „Deserteure?“

      Matt seufzte vernehmlich. „Siebenundzwanzig.“

      Pherson nickte. „Nicht jeder ist davon begeistert, in den Krieg zu ziehen. Jedenfalls nicht, wenn es gegen die eigene Verwandtschaft geht. Dieser Krieg entzweit das Land, entzweit unsere Gemeinschaften und entzweit sogar unsere Familien. Mein eigener Sohn hat sich bei den Rebellen verpflichtet, Dunhill. Mein eigener Sohn. Aber ich halte der Union die Treue.“

      „Tut mir leid, das zu hören, Sir.“ Matt meinte es ehrlich. Seine Frau stammte aus dem Süden und er war froh, dass sie unbeirrt an seiner Seite stand. Aber mancher Kamerad und sein guter Freund Thomas Deggar kämpften nun auf der Seite des Gegners.

      „Wir brauchen Truppen, Dunhill, und wir brauchen gute Ausrüstung, gute Pferde und gute Waffen. Mein Depot wird dazu beitragen, so wahr mir Gott helfe, denn dieser Krieg wird ein langer und blutiger Krieg werden. Fast ein Drittel unserer Offiziere und Mannschaften sind zum Süden übergelaufen. Gute und erfahrene Soldaten. Herrgott, man hat wirklich geglaubt, dieser Krieg werde ein Spaziergang.“ Phersons Hand schlug auf die Platte seines Schreibtisches und die Tasse klirrte leise. „Als der Krieg begann, da haben Lincoln und die Rebellen Freiwillige für neunzig Tage angeworben, weil sie glaubten, alles sei in einer Schlacht und ein paar Wochen erledigt. Am 21. Juli haben wir am Bull Run Prügel bezogen, Dunhill. Praktisch in Sichtweite von Washington. Glücklicherweise waren die Rebellen von ihrem Sieg selbst so überrascht, dass sie es versäumt haben, unseren Truppen nachzusetzen. Haben Sie von Wilsons Creek gehört?“

      „Sir?“

      „Nun, dort haben wir uns am 10. August ebenfalls zurückziehen müssen. Wir haben ein paar kleine Scharmützel gewonnen, Major, aber die Schlachten gehen an die Rebellen. Immerhin ist Washington jetzt aufgewacht. Aushebung neuer Regimenter. Schwächung des Südens, wo es nur geht. Wir haben eine leistungsstarke Industrie, der Süden nicht. Hoffe, die Seeblockade wird den Nachschub aus anderen Ländern für die Rebellen verhindern.“

      Der Krieg wurde zu einem nicht unerheblichen Anteil auf den Flüssen und zur See ausgefochten. Der Süden produzierte Baumwolle und verschiffte sie ins Ausland, überwiegend in die Tuchfabriken in England, und von dort, und auch aus Frankreich, erhielt die Konföderation Waren, die sie nicht oder nur ungenügend selber herstellen konnte. Rohstoffe, wie zum Beispiel den zur Pulverherstellung erforderlichen Salpeter sowie Waffen, deren Produktion im Süden nur beschränkt möglich war. Natürlich versuchte die U.S.-Navy diesen Handel zu unterbinden, aber die Kapazitäten der Marine waren sehr begrenzt.

      Zudem war Abraham Lincoln ein außenpolitischer Fehler unterlaufen. Die Union berief sich darauf, dass die Südstaaten von der Union abgefallen seien und sich in Rebellion befanden. Also darauf, dass die Südstaaten noch immer Gebiet der Vereinigten Staaten von Amerika seien. Lincoln proklamierte jedoch die Blockade der konföderierten Häfen. Völkerrechtlich konnte ein Staat zwar seine eigenen Häfen schließen, eine Blockade erfolgte jedoch nur bei Häfen einer feindlichen Nation. Im Grunde war die Blockade somit eine völkerrechtliche Anerkenntnis der Souveränität der Konföderation.

      (Anmerkung des Autors: Offiziell erkannte die englische Regierung die Confederate States of America nicht an, doch es gab erhebliche Sympathien für die Sache des Südens. Dies war allerdings darauf zurückzuführen, dass die englischen Tuchfabriken die Baumwolle des Südens nutzen wollten. Zudem hofften die Monarchisten, durch ihre Unterstützung des feudalen Südens, jeglicher Form der Demokratie zu schaden. Die demokratischen Revolten auf dem Festland, in Frankreich und Deutschland, hatten das Königreich zutriefst beunruhigt. Durch die massive Unterstützung englischer Sympathisanten gelang es der Konföderation, die Blockadepolitik der Union teilweise zu umgehen. So stellte man in England Blockadebrecher und Kaperschiffe für die Konföderation in Dienst, welche eine meist englische Besatzung, einen konföderierten Kapitän und die Flagge der CSA erhielten, und dann die Union bekämpften. Eine Tatsache, die später dazu führen würde, dass die englische Regierung erhebliche Wiedergutmachungszahlungen an die USA zahlen würden.)

      Pherson lachte. „Haben Sie von Butler gehört?“

      „Sicher, Colonel. Er ist mit seinen Truppen nach Fort Monroe, nahe der Stadt Hampton in Virginia marschiert. Ich meine mich zu erinnern, dass das Fort eine Küstenbefestigung ist.“

      „Butler hat eine neue Definition für die Nigger eingeführt. Sie sind jetzt Konterbande.“

      „Konterbande?“

      Der Colonel lachte abermals. „Na, man weiß ja, dass die Rebellen die Farbigen für alles Mögliche einsetzen. Nicht nur zum Pflücken von Baumwolle. Die lassen die Farbigen auch Nahrungsmittel anbauen, in Bergwerken arbeiten, Munition fabrizieren und Befestigungen bauen. Also, jedenfalls steht General Butler mit seinen Truppen vor Monroe und die Rebellen sind dabei, die Fortress Monroe stärker auszubauen. Dazu setzen sie ihre Sklaven ein. Drei von denen sind abgehauen und zu Butler übergelaufen. Am nächsten Tag ist ein Colonel von den Rebellen mit der Parlamentärsflagge zu Butler gekommen und verlangte sein Eigentum zurück. Wissen Sie, was unser Butler dem Rebellen geantwortet hat, Dunhill?“

      „Nein, Sir, das ist mir nicht bekannt.“

      Der Colonel lachte sichtlich vergnügt. „Butler hat gesagt, Virginia befinde sich in Rebellion gegen die Union und bezeichne sich selbst als Kriegsgegner der Union. Somit habe die Union das Recht, die Neger als Konterbande zu betrachten. Er hat die drei Sklaven einfach behalten, verstehen Sie? Als Kriegsbeute. Die ehemaligen Sklaven arbeiten nun im Unionslager.“

      Matt war sich keineswegs sicher, ob die drei Sklaven damit ein besseres Los gefunden hatten. Die Unionstruppen kämpften für den Erhalt der Union und nicht für die Befreiung der Sklaven. Es gab einige Unionssoldaten, die sogar ihre eigenen Sklaven mit ins Feldlager brachten.

      Pherson leerte seine Tasse und ließ sich nachschenken. „Der alte Scott hat absolut Recht, Dunhill. Wir brauchen zwei Dinge, um die Rebellion niederzuschlagen: Eine starke Armee und eine starke Marine. Das aufzubauen erfordert Zeit und die Konföderierten sind nicht dumm. Die bauen ihre Streitkräfte ebenfalls aus und versuchen, uns durch Überfälle zu schwächen und zu behindern. Sie haben von den Raids der Rebellen gehört, Dunhill?“

      „Sie meinen die Bushwacker, Sir?“

      „Ich meine die verdammte Kavallerie der Rebellen. Dieser Lee ist ein verdammter Fuchs, Dunhill, ein verdammter Fuchs. Er schickt seine Reiterei aus und lässt sie Depots und Versorgungszüge überfallen. Eine üble Sache, Dunhill, eine verdammt üble Sache, die mir Sorgen bereitet. Sie wissen ja, dass man Kavallerie nur mit Kavallerie begegnen kann. Aber im Augenblick sind unsere Berittenen damit beschäftigt, als Eskorten zu dienen. Sie, Dunhill, gehören zu den Männern, die das ändern sollen.“

      „Ich verstehe, Sir. Schätze, aus diesem Grund versammelt man unser Regiment nun, nicht wahr?“

      „Nicht nur Ihre zweite