Zodiac Gejagter zwischen den Welten
Teil 5:
Gefangen
von
Mark Savage
Sci-Fi-Horror-Action-Roman
Impressum
Texte: © Copyright by Mark Savage
Umschlag: Bilder von Pete Linforth auf Pixabay
Covergestaltung: Nadja Klamet
Verlag: Mark Savage
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
1. Auflage
© Alle Rechte vorbehalten
Achtzehntes Kapitel
1.
Der knapp zehn Meilen südlich von Stadtzentrum gelegene Atlanta International Airport gilt als einer der größten und bestbesuchten Flughäfen der Vereinigten Staaten. Seltene Flughafenbesucher können sich hier hilflos verirren, zumal derzeit mit großem Aufwand erweitert wurde, um eine Abfertigungszeit von einer Stunde pro Hundertschaft Flugzeuge zu erreichen.
Hunter jedoch waren Flughäfen vertraut. Er parkte den Wagen in der Tiefgarage, mit der Gewissheit ihn nicht mehr wiederzusehen. Aus dem Fond stiegen zuerst Judy und Tom, die während der ganzen Fahrt kaum ein Wort gesprochen hatten. Die Strapazen der vergangenen Tage ließen sich nicht durch ein paar Stunden Schlaf ausmerzen. Es würde lange dauern, bis die Kinder jene schrecklichen Ereignisse vergaßen. Ein Teil von ihnen blieb wohl ein Leben lang erhalten. Hinter den Kindern verließ ein völlig vermummtes Wesen das Fahrzeug und zog sofort die Aufmerksamkeit der Parkdeckbesucher auf sich. Zodiac trug Hose und Pullover aus Tommys Kleiderschrank. Die Kleidung passte fast wie angegossen, doch die Mullbinden verhinderte eine Bequemlichkeit. Ob der Zargonier das Tragen von Kleidung als angenehm empfand, war dahingestellt, am wohlsten fühlten sich diese Wesen wohl nackt. Zuerst hatten sie überlegt, ob sie die Mullbinden am nicht sichtbaren Bereich des Körpers aussparten. Aber sie gingen auf Nummer sicher, eine Leibesvisitation war keine Seltenheit.
Hunter wusste, dass sie schnell sein mussten, da die Auffälligkeit das größte Risiko für ihre Sicherheit darstellte. Zudem verspürte der Ex-Agent ein Kribbeln in der Magengegend, das stetig zunahm. Die Begegnung mit seinem Kontaktmann verlief zwar reibungslos, aber Will wirkte nervöser, als er es gewöhnlich zu sein pflegte. Dies beunruhigte Hunter. Das Telefongespräch nach Seattle verlief positiv. Der befreundete FBI-Mann konnte es kaum erwarten, Crimley gewaltig in den Arsch zu treten, wie er sich äußerte. Hunter erzählte nichts von dem Außerirdischen, den er als Handgepäck mit sich führte, doch sein Freund konnte durch die Ereignisse der vergangenen Tage, die er gespannt über die Medien verfolgte, gewisse Rückschlüsse ziehen. Hunter glaubte vorauszusehen, dass seinem Kumpel das Staunen nicht vergehen würde.
Sie erreichten per Rolltreppe die gewaltige Flughalle. Die hektisch umherhastenden Passagiere beachteten die fünf Menschen und den vermummten Zargonier nur beiläufig. Dan und Babs hielten ihre Kinder an den Händen, um sie nicht in der Menschenmenge zu verlieren.
Zielsicher steuerte Hunter den Schalter der Trans-Air an, um beruhigt festzustellen, dass sich nur wenige Menschen an der Abfertigung warteten. Die junge Dame am Schalter warf der vermummten Gestalt einen mitleidigen Blick zu.
»Nur Handgepäck?«, fragte sie in gleichgültigem Tonfall.
Hunter bestätigte und ließ unauffällig den Blick schweifen. Crimleys Häscher konnten jeden Moment eintreffen. Sofern sie sich nicht schon hier befanden.
Die Zollbeamten widmeten dem kleinwüchsigen Mullpaket weit mehr Interesse als das Fräulein am Schalter. Den gefälschten Ausweis, der den Zargonier als zehnjährigen Jungen auswies, beachteten sie kaum.
»Weshalb wird der Junge nicht direkt vom Hospital aus überführt?«, fragte der bärtige Zollbeamte, während sein Kollege das Handgepäck durchstöberte. Hunter lobte seinen Entschluss, erst gar nicht den Versuch unternommen zu haben, eine Waffe durchzuschmuggeln.
»Wissen Sie, was das kostet?«, fragte Hunter den Beamten. »Meine Bekannten gehören leider nicht zu jener Schicht Amerikas, die sich vollen Versicherungsschutz leisten können. Außerdem ist der Junge transportfähig, die Binden halten lediglich das schädliche Sonnenlicht von ihm fern. Sein Körper ist eine einzige entzündete Wunde und wenn Sie auch nur einen Funken Mitgefühl verspüren, lassen Sie uns passieren.«
»Sie könnten wer weiß wen durchschmuggeln. Dieser Ausweis beweist gar nichts«, stellte sich der Bärtige stur. »Außerdem kenne ich Ihr Gesicht von irgendwoher, Mr.., wie war doch gleich Ihr Name?«
Plötzlich fing Babs an zu schluchzen.
»Weshalb lassen Sie uns denn nicht durch? Sehen wir vielleicht wie Verbrecher aus? Unser Junge ist schwerkrank, verstehen Sie das denn nicht? Haben Sie Kinder, Mister? Antworten Sie?«
»Selbstverständlich«, antwortete der Bärtige unsicher. »Aber ...«
»Dann haben Sie vielleicht eine Ahnung, was es heißt, täglich um das Leben seines Kindes bangen zu müssen? Haben Sie eine Ahnung, was es heißt, mitzuleiden, während Ihr Kind bei lebendigem Leibe verfault?«
»Schatz, beruhige dich«, besänftigte sie Dan. »Dieser Mann tut nur seine Pflicht. Ich glaube kaum, dass ihm das Leben unseres Sohnes auch nur einen Penny wert ist. Ist es nicht so, Mann? Regeln und Gesetze stehen in diesem Land über dem Leben todkranker Kinder.«
Judy löste sich von ihrem Bruder Tom und umarmte den vermummten Zargonier, der das Spiel professionell mitspielte und bei der Berührung ein schmerzerfülltes Geräusch von sich gab. Es entstand ein heller jaulender Ton, der den beiden Zollbeamten durch Mark und Bein ging.
»Lass‘ Sie doch durch, Mann«, drängte ihn sein jugendlicher Partner, dem die Art seines Kollegen eindeutig missfiel.
»Na gut, Sie können gehen«, knurrte dieser schließlich. »Ich will kein Unmensch sein, aber ich bin hier gezwungen meine Arbeit zu tun.«
Im Stillen erleichternd aufatmend passierten die fünf Personen den Zoll. Hunter spürte regelrecht die Blicke des Bärtigen in seinem Rücken, der sicher noch vor sich hin grübelte, woher er ihn kannte.
Sie gehörten zu den letzten Passagieren, die in die Linienmaschine einstiegen. Die Stewardess begrüßte sie mit reservierter Höflichkeit. Ihr merkte man deutlich an, dass sie ihnen die Unpünktlichkeit übelnahm.
Der Zargonier