Achterbahn in die Hölle.... Dieter Hentzschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Hentzschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031485
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Ein Mann mit dunklem Anzug und Krawatte besetzte den Platz neben Ferdinand. Er nickte dem neuen Platznachbarn kurz zu und dieser nickte zurück. Eine lederne Aktentasche wies ihn als Geschäftsreidenden aus. Gleich darauf bestätigte sich sein Gedanke. Der neue Mitfahrer hatte plötzlich so einen kleinen Taschencomputer in der Hand. Ferdinand sah bei einem Blick zur Seite nur Zahlen und Worte auf dem kleinen Bildschirm. Irgendwelche Tabellen.

      Zum Glück ging Ferdinand diese Geschäftswelt nichts mehr an. Er war raus aus diesem Trott. Über vierzig Jahre lang hatte er als Disponent in einer großen Brauerei gearbeitet. Eine salbungsvolle Rede des Abteilungsleites und eine Uhr waren der Dank für seine langjährige Betriebszugehörigkeit gewesen, als er in Rente ging.Vorbei.

      Er wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt als der Mann neben ihm plötzlich zu telefonieren anfing. Eine Weile hörte Ferdinand unfreiwillig zu, dann beschloß er einen Spaziergang durch den Zug zu unternehmen. Beine vertreten. Die Toilette mußte er auch mal aufsuchen. Er nickte den beiden Damen gegenüber zu und bat den Telefonierer neben sich ihn vorbeizulassen.

      Über Frankfurt, Köln ging es nach Dortmumd. Auf dem vorletzten Streckenabschnitt erreichte der Zug dreihundert Stundenkilometer. Der Telefonierer war in Frankfurt ausgestiegen und Ferdinand saß den beiden Damen wieder allein gegenüber. Sie waren nicht mehr ganz so munter wie zu Beginn der Reise. Er lächelte ihnen aufmunternd zu und fragte sich dann plötzlich in einem Anfall von Panik: Was tue ich eigentlich hier?

      Sein blondes Gegenüber sprach ihn plötzlich wieder an:

      "Und machen Sie da Urlaub in Hamburg?"

      "Ja das auch", antwortete Ferdinand, "aber ich besuche auch jemanden den ich beim Wehrdienst kennengelernt habe."

      "Ach das ist ja interessant. Weiß er denn dass sie kommen."

      Ferdinand schüttelte den Kopf und sagte: "Soll eine Überraschung sein. Obwohl, ein Bekannter von mir hat im Internet nachgesehen, ihn aber nicht als in Hamburg gemeldet, gefunden. Aber ich hatte damals keinen Grund daran zu zweifeln, dass er von dort stammt. Sie wissen schon. Sein Dialekt."

      "Ach, das ist ja interessant."

      Das sagt sie jetzt schon zum zweitenmal, dachte Ferdinand.

      Jetzt mischte sich auch die lilafarbene wieder ein: "Und wie wollen Sie seine Adresse feststellen?

      "Na das Beste wird sein ich versuchs mal beim Einwohnermeldeamt", erwiderte Ferdinand.

      Und wenn er tatsächlich nicht mehr in Hamburg wohnt, was tun sie dann?"

      "Das wird sich finden", sagte Ferdinand ein wenig barsch. Er hatte genug von dieser Unterhaltung. Auf jeden Fall würde er so schnell nicht aufgeben. Eine kleine Unsicherheit blieb. Würde die Behörde ihm Auskunft geben? Vielleicht erfuhr er da wohin Oskar gezogen war. Falls er sich überhaupt ordnungsgemäß abgemeldet hatte. Und nur weil er ein fast fünfzig Jahre altes schwarzweiss Foto vorzeigen konnte war nicht ausgemacht ob ihm das Amt behilflich sein konnte/wollte.

      Die beiden Mitreisenden gegenüber verzogen etwas pikiert ihre Mienen.

      Nachdem Ferdinand sich mit der im Münchner Hauptbahnhof gekauften Wurstsemmel gestärkt hatte lief der Zug in Hannover ein. Noch ein knappes Stündchen. Nächster Halt Hamburg.

      Der Hamburger Hauptbahnhof lag zentral und dort kreuzten sich im Untergrund auch alle S-Bahnen. Er studierte die Pläne und stellte schnell fest, dass man mit einem Tagesticket kostenmäßig am besten fuhr. Zuerst mußte er sich eine Bleibe suchen. Auf dem Platz vor dem Bahnhof parkten bunte Busse die Stadtrundfahrten anboten. Einer der Fahrer rauchte vor seinem Bus, wartete offensichtlich auf den nächsten Schwung Touristen. Er fragte ihn nach einer günstigen Bleibe.

      "Das muß kein Hotel sein", sagte er. "Garni reicht mir."

      Der Fahrer taxierte ihn und erwiderte nach einer Weile: "Also hier in der Innenstadt gibts das nicht. Höchstens eine heruntergekommene Kaschemme. Da müssen Sie weiter raus."

      Der Mann überlegte eine Weile und nannte ihm dann einen Stadtteil. "Aber bevor Sie rausfahren, fragen Sie einfach mal im Tourismusbüro. Finden Sie im Hauptbahnhof."

      Ferdinand bedankte sich und ging zurück in die große Bahnhofshalle.

      Erstaunlicherweise erwähnte die freundliche Tourismusdame unter mehreren Angeboten auch den Stadtteil den ihm der Busfahrer genannt hatte. Er beschloß mit der S-Bahn dort hinzufahren, auch wenn es ziemlich weit außerhalb lag. Zwei Adressen hatte er in der Tasche. Da der Tag schon weit fortgeschritten war zog er sich ein Einfachbillet aus dem Automaten. Sein Rollkoffer stand neben ihm im Gang während er interessiert das vorbei-ziehende Stadtbild in sich aufnahm. Je länger die Fahrt dauerte um so grüner wurde die Aussicht. Dann, nach einer guten halben Stunde Fahrt kam seine Station. Typisch Vorortflair, dachte er. Wohnblocks wechselten sich ab mit schmucken Ein-oder Zweifamilienhäusern.

      Eine Schlafstadt wie viele.

      Endlich konnte er nahe dem Bahnhof einen älteren Mann nach dem Weg fragen. Er schien schwer zu hören denn Ferdinand mußte den Namen der Pension zweimal aufsagen.

      "Ja... ach ja, das ist gleich in der Nähe. Er beschrieb Ferdinand den Weg , der sich artig bedankte. Plötzlich fiel ihm ein, dass es wohl besser gewesen wäre vorher anzurufen. Aber jetzt war er schon mal da und er marschierte samt seinem Koffer los. Es war nicht weit. Als er davor stand kam ihm der Gedanke, dass dies nicht gerade eine fürstliche Unterkunft war. Was hatte er denn erwartet? Günstig sollte es sein. Und sauber. Er läutete an der Tür. Es dauerte eine Weile bis geöffnet wurde und er stand vor einer älteren Frau in seinem Alter.

      "Ja?"

      "Also ich wollte fragen ob Sie vielleicht ein Zimmer für mich haben?"

      "Für wie lange?"

      Ja, erst mal eine Woche. Kann aber auch länger dauern."

      "Sind Sie geschäftlich hier?"

      "Nein, nein, ich will mir nur ihre schöne Stadt ansehen."

      Die Frau rümpfte die Nase. Und er sah in ihren Augen, dass sie dazu wahrscheinlich eine andere Meinung hatte.

      "Unterm Dach ist noch eine kleine Mansarde frei."

      "Na das reicht mir doch", sagte Ferdinand. "Kann ich sie mir mal ansehen?"

      "Kommen Sie rein."

      Über eine alte Stiege ging es zwei Stockwerke nach oben. Er sah sich aufmerksam um und sein Eindruck war nicht der schlechteste. Ein kurzer Flur und die Frau öffnete eine Tür. Sie ging voraus und er folgte ihr. Es war wirklich sehr klein. Links an der Wand ein eisernes Bettgestell unter der Dachschräge. Das Fenster einer kleinen Gaube ging zur Straße hinaus. Davor stand ein kleiner Tisch. Auf der rechten Seite ein altmodischer Kleiderschrank. Es gefiel ihm.

      "Und wieviel kostet das für eine Woche?"

      Die Frau nannte den Preis und Ferdinand verschluckte sich. Aber wahrscheinlich lag es daran, dass er keine Ahnung von heutigen Übernachtungspreisen hatte.

      "Gut ich nehme es. Äh, aber wo ist das Bad?"

      "Da müssen Sie auf den Flur. Am anderen Ende."

      Na, ganz schön altmodisch, dachte Ferdinand. Aber er würde schon zurecht kommen.

      "Und Früstück ist dabei?"

      "Ja unten im Erdgeschoß von sieben bis neun."

      "Haben Sie noch mehr Gäste?", fragte Ferdinand.

      "Hier oben nicht" lautete die knappe Antwort. "Und unter Ihnen das sind Dauergäste. Die gehen früh zur Arbeit."

      "Stört mich nicht", murmelte er. "Ich heiße übrigens Ferdinand Burger."

      Sie nickte und sagte: "Ohlstädt Gisela. Steht auch am Haus. Giselas Pension. Anmeldezettel liegt im Frühstücks-raum."

      "Gut Frau Ohlstädt. Gibt es hier in der Nähe eine Gastwirtschaft??"

      "Zweihundert Meter linker Hand die Straße runter."

      Damit verschwand sie und