„Davey! Komm her, mein Goldstück. Lass das Flittchen in Ruhe und setz‘ dich auf Papas Schoß!“
Dreckiges Lachen und patschende Geräusche seiner flachen Hand verleihen seinem Befehl Nachdruck.
„Komm schon! Da ist genügend Platz.“
Auch John ist bereits reichlich alkoholisiert. Mit glasigem Blick starrt er in Mikas Richtung.
„Sei nicht sauer, Baby“ versucht er Mika halbherzig zu trösten. Seine Aussprache klingt bereits ein wenig schwammig. „Komm her. Ben und ich pokern ein wenig. Strip-Poker.“
Er lehnt sich breit grinsend in dem knarzenden Sessel zurück. “Du und David – ihr zieht euch aus! Na? Ist das ‘ne gute Idee?“ Auffordernd heben sich seine Augenbrauen.
Während er Mika weiter in seinen Armen hält, antwortet David.
„Poker? Zu zweit? Ihr müsst ja schon ganz schön besoffen sein.“
„Wir spielen Heads-Up“, grollt Ben zurück. „Wenn du dich nicht auskennst, solltest du dein freches Mundwerk geschlossen halten. Noch so eine übermütige Bemerkung und du sitzt den Rest des Abends zu meinen Füßen.“
„Wird ein Erlebnis sein, wenn die beiden die Karten mischen“, murmelt David belustigt in Mikas Ohr. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“, bietet er nahtlos an.
Mika stemmt sich aus der festen Umarmung seines Freundes. „Nein, Ben hat ja recht. Ich sollte mich zusammen reißen. Außerdem muss ich bleiben, bis alle weg sind.“
„Quatsch!“ widerspricht ihm David. „Hau‘ ruhig ab. Da sind doch nur noch die beiden Großmäuler und der Schwulenstammtisch. Damit werden Uschi und ich schon fertig.“
Er lächelt seinen verzweifelten Freund an, dessen dunkle Ringe unter den Augen ihm fast den Gesichtsausdruck eines Waschbären verleihen. Unwillkürlich legt David Mika seine Hände auf die Wangen. „Geh …“ fordert er leise. Das ‚Kleiner‘ verschluckt er gerade noch rechtzeitig. Mika mag angeschlagen sein, doch irgendwie findet es David nicht passend, ihn mit Kenos Lieblingsspitznamen anzureden. Er schluckt hart vor Rührung.
„Geh‘ ruhig, Mika!“ Davids Daumen streichen über Mikas Wangenknochen. „Na los!“
*
Zuhause fällt Mika auf sein Bett und schläft nur wenige Momente später ein. Der Schlaf erlöst ihn von seiner Enttäuschung und der Unsicherheit, die immer öfter Einzug in seine Gedanken hält. Eigentlich hatte seine Therapie ihm geholfen, mit diesen emotionalen Dingen zurecht zu kommen. Doch Kenos Verhalten wirft ihn aus der Bahn. Mikas letzter Gedanke vor dem Wegdämmern beschäftigt sich damit, seinen Therapeuten mal wieder zu treffen. Ja, die Möglichkeit, sich mit ihm auszutauschen, gibt Mika ein gutes Gefühl.
Eine Stunde später – gegen drei Uhr – plumpst ein schwerer Gegenstand neben Mika auf die Matratze. Wie so oft schreit sein Unterbewusstsein EDWARD und alle Panik-Rezeptoren schalten von Null auf Hundert. Er kann kaum durch die vom Schlaf verklebten Augen blinzeln, schon steht er wie eine Eins neben seinem Bett, ohne recht zu wissen wie er so schnell auf die Beine kam. Licht aus dem Flur schlängelt sich in sein Zimmer. Dadurch erkennt er sofort, was auf sein Bett gefallen ist. Keno … natürlich. Aber er ist keineswegs betrunken wie es früher der Fall war, wenn er mitten in der Nacht nach Hause kam. Stattdessen strahlt er eine enorme Unruhe aus. Nervös fährt er sich ständig durch die Haare. Seine nackten Füße wippen zapplig auf und ab. Und auch sein Grinsen wirkt fahrig.
Bis auf seine enge Biker-Lederhose trägt er keine Klamotten. Die hat er sich wahrscheinlich bereits auf dem Weg in Mikas Zimmer vom Leib gerissen. Mika könnte wetten, dass er nur die Nase aus der Türe stecken müsste, um sich von Kenos gelegter Textilspur zu überzeugen. Doch er verzichtet darauf, denn so langsam verscheucht seine Wut die eben noch alles erfüllende Furcht.
„Spinnst du?“, ranzt Mika den halb nackten Kerl an. Seine sich an die Dunkelheit gewöhnenden Blicke tasten dabei gierig den entblößten Oberkörper ab. Sein tätowierter Namenszug auf Kenos Brustkorb berührt ihn dabei auf vertraut eigentümliche Weise.
Mika stemmt entschlossen die Hände in die Hüften. Er will jetzt nicht nachgiebig sein. Er will sauer sein!!
„Verpiss dich aus meinem Zimmer. Ich schlafe schon. Der Abend war ziemlich anstrengend. Ach … entschuldige. Das kannst du ja nicht wissen. DU warst ja nicht da.“
Mit einem Satz springt Keno aus den zerwühlten Kissen. Er packt Mika grob an den Oberarmen und zieht ihn zu sich.
Seine Lippen zittern leicht, als er sie heftig auf Mikas vor Empörung geöffneten Mund drückt. Sein Speichel schmeckt im ersten Moment bitter. Diese Nebensächlichkeit registriert Mika gerade noch, bevor Keno ihn mit seiner Zunge vergewaltigt und er nicht mehr klar denken kann. Automatisch streichen Mikas Hände über den geliebten Körper. Die Haut ist heiß. Mika stemmt sich kurz ab und starrt in Kenos Gesicht. Er ist blass und strahlt doch eine vibrierende Energie aus, die Mika überrollt. Seine Hände scheinen überall zu sein. Sein Unterleib drängt sich fordernd gegen den anderen. Selbst durch das dicke Leder zeichnet sich Kenos Ständer ab.
„Was ist los mit dir?“, keucht Mika, bevor seine Lippen erneut versiegelt werden.
„Ich muss dich ficken … sofort“, raunt sein Gegenüber, während heiße Hände bereits ungeduldig die lästigen Boxershorts über Mikas Hintern schieben.
„Ich will aber nicht!“ Haha, gute Lüge, Sundberg, ertönt es gehässig in Mikas Kopf.
„… mir egal“ keucht Keno zurück. Er nimmt sich nicht einmal die Zeit, seinem Opfer das Shirt über den Kopf zu ziehen. Ein ruppiger Griff und Mika wird mit nacktem Hintern herumgewirbelt. Ein Schubs und sein Oberkörper landet nicht gerade sanft auf dem Schreibtisch. Speichelfeuchte Finger fahren zwischen seine Backen; dann noch ein leises zippendes Geräusch und schon wird er bestiegen. Keno lässt Dampf ab. Als würden ihm alle Sicherungen durchbrennen, rammt er seinen Schwanz zwischen die schmalen Arschbacken vor sich. Mikas Schreie gehen in dem surrenden Geräusch unter, das Kenos Schädel vollständig ausfüllt. Er muss seinen Energiepegel senken, sonst explodiert ihm der Kopf. Sein blondes Gift ist genau das richtige Ventil. Mit harten Stößen reitet er Mika wie ein wildes Tier. Ich liebe dich … trotzdem, keucht er. Doch nur in Gedanken. Gleichzeitig stößt er den aufheulenden Kerl vor sich, als würde er ihn verachten. Zusätzlich prasseln harte Schläge auf nackte Haut. Laut knallt es durch das verlassene Haus.
Während er sich seinem Höhepunkt nähert, hallt Kenos Stöhnen durch die Dunkelheit. Er ist nicht in der Lage, Worte zu artikulieren. In seinem Kopf wiederholt sich in einer Endlosschleife nur die eine Zahl: Zweihundertfünfzig.
Zweihundertfünfzig … verdammt … Zweihundertfünfzig.
Als er kommt, verzieht sich sein Gesicht zu einer wütenden Maske. Schneller, immer schneller brüllt er im Geiste, während seine Hüften versuchen, den Befehl auszuführen.
Endlich spritzt er ab. Doch sein Höhepunkt stellt eine so kurze Erleichterung dar, dass er seine neuerliche Unruhe bereits spürt, als er über Mikas vorgebeugtem Oberkörper zusammensackt.
Keuchend zieht er sich zurück. Hohes Stöhnen entweicht automatisch seiner schwer pumpenden Brust.
„Wow …“ stößt er schließlich hervor. „Das war geil, Kleiner! Puh …“ Nachdem er seinen schlaffen Schwanz wieder hinter dem Leder seiner Hose verpackt hat, fährt er sich durch die schweißfeuchten Haare. „Fuck“, stößt er noch einmal hervor und lässt sich erneut auf Mikas Bett fallen.
Mit zittrigen Beinen stößt sich Mika von seiner Schreibtischplatte ab. Wenn Keno bei ihm gewesen wäre, hätte ihm diese Vergewaltigungsnummer vielleicht sogar Spaß gemacht. Doch es war, als hätte ihn ein Fremder genommen. Nur zu gut kann Mika beurteilen, wie es sich anfühlt, wenn man herzlos benutzt wird.
„Wo warst du gerade?“, fragt er mit rauer Stimme.
„Wie,