„Roger, Trafalgar Sky-Command, FLV 6-24 korrigiert Flugbahn und Geschwindigkeit“, kam die Bestätigung des Piloten.
Colonel Carruthers sah mit Sorge auf die Lagekarte. „Die Windgeschwindigkeit scheint zuzunehmen. Die Rauchfahne über der Stadt bekommt eine seitliche Ausdehnung und zerfasert. Wir müssen schnell handeln, damit da unten überhaupt noch etwas übrig bleibt.“
Lieutenant-Colonel Fillprot, Stellvertreter von Susan Kling, tippte ein paar Daten in seinen Mini-Comp und verglich das Ergebnis mit der projizierten Lageentwicklung. „Die FLV werden ziemlich dicht runterkommen, aber wir brauchen die Landepunkte noch nicht nach hinten zu korrigieren. Für unsere Leute besteht noch keine Gefahr, die sind durch die Kampfanzüge geschützt, und ich denke mal, entscheidend wird sein, möglichst schnell bei den ungeschützten Siedlern zu sein, um die da herauszuholen.“
„Sehe ich genauso“, meinte Carruthers.
Die FLV würden in einem weit gezogenen Halbkreis vor dem sich ausbreitenden Feuer landen. Dies sollte in drei Linien geschehen. Vorne die Einheiten des fünften Regiments mit der Ausrüstung für die Brandbekämpfung, dahinter die siebente Raumkavallerie mit der Bergungsausrüstung. Die Sechste musste sich in der dritten Linie aufteilen. Zwei Bataillone sollten die medizinische Erstversorgung und den Transport Verletzter vornehmen, wobei sie natürlich von den anderen Truppen, so weit wie möglich, unterstützt wurden. Das dritte Bataillon der Sechsten musste die fünf mobilen Hospitäler aufbauen und eine Reihe von Betreuungspunkten errichten. Eine Herkulesaufgabe, aber die Rettung von Menschen aus der Gefahrenzone hatte absoluten Vorrang. Sobald Kräfte an der „Feuerfront“ frei wurden, wollte Carruthers sie zur Unterstützung der Sechsten abstellen. Doch das mussten die jeweiligen Einsatzleiter, unten am Boden, entscheiden.
Auf der Lagekarte blinkten neue Symbole auf. Einer der Controller wandte sich an Carruthers. „Wir haben Bodenaktivitäten, Sir. Sogar eine ganze Menge. Offensichtlich gibt es Tausende von Überlebenden und auch einiges an Fahrzeugverkehr, meist in Richtung aus der Stadt hinaus. Aber es gibt zwei Hotspots, wo sich die Aktivitäten ballen.“
„Ja, ich sehe es.“ Carruthers und die anderen Offiziere betrachteten die holografische Karte, auf der die taktischen Zeichen über das Echtbild projiziert wurden. „Zwei Stellen mit besonders viel Aktivität. Eine befindet sich an diesen großen Hallen. Vermutlich befinden sich darin wertvolle Güter oder Vorräte, welche die Siedler unbedingt schützen wollen, denn die sind ziemlich nahe an der direkten Gefahrenzone. Der zweite Hotspot ist ein gutes Stück außerhalb der Stadt.“
Einer der Adjutanten nickte. „Wohl der Sammelpunkt der Geretteten und der Standort ihrer medizinischen Hilfe.“
„Eine Menge verstreuter Echos. Einige in Nähe der Gefahrenzone. Wahrscheinlich Leute, die noch immer versuchen, ihre Stadt zu retten.“
Der Controller meldete sich erneut zu Wort. „Wir haben zwei Shuttles in der Ortung und ungefähr dreißig Atmosphäreflieger. Die meisten pendeln zwischen diesem Fluss dort und der Stadt.“
„Besorgen Trink- und Löschwasser“, vermutete Carruthers. „Sie tun, was sie können. Höchste Zeit, dass wir ihnen endlich helfen können.“
General Hastings trat neben Carruthers und reichte diesem einen Becher mit heißem Kaffee. „Ich schlage vor, eine Staffel Superbolts rauszuschicken. Die könnten über dem Gefahrengebiet kreisen und uns aus niedriger Höhe zusätzliche Detailinformationen besorgen.“ Hastings nippte an seinem Becher. „Und mit den Scannern auch nach Siedlern Ausschau halten, die sich vielleicht in die Wälder oder umliegenden Felder geflüchtet haben.“
Fred Carruthers nahm seinen Becher dankbar entgegen und nickte. „Eine gute Idee, Sir. Wenn Sie das bitte veranlassen wollen?“
Hastings lächelte. Er trat zu einem der Controller und stellte eine Verbindung her. „Hier Hastings, Trafalgar Sky-Command. Achtung, Trafalgar Strike Force Eins zum sofortigen Einsatz. Über dem Gefahrengebiet kreisen und beobachten. Auftragspriorität: Search and Rescue. TSF-1 bestätigen, wenn startbereit.“
Die Piloten der betroffenen achtzehn Jagdbomber würden froh sein, wenigstens einen kleinen Beitrag zur Rettung der Menschen dort unten leisten zu können.
Kapitel 6
FLV 5-01, nahe dem Stadtzentrum von Neuwstat.
„Okay, Major, es wird ein bisschen holperig.“ First-Lieutenant Fritz Wenders hatte eine Hand am Leistungshebel der Triebwerke und die andere am Joystick der Steuerung. „Das erinnert mich an die Übungslandung auf Casper-7, Ma´am, und der verdammte Planet ist nun wirklich berüchtigt für seine extremen Winde. Wenigstens bei uns Piloten. Himmel noch mal, Mireille, gib mir mehr Leistung auf die Backbordseite. Ich muss das verdammte Gewicht von den verdammten Containern ausgleichen.“
„Leistung für Backbordtriebwerk jetzt auf hundertdreißig Prozent“, sagte Master-Sergeant Mireille Delonge. „Können wir aber nicht allzu lange aufrechterhalten. Ist so viel Dreck in der Luft, dass die Turbinen früher oder später verstopft werden.“
„Dann filtere den Scheiß raus“, knurrte Wenders.
„Meinst du, ich drehe hier Däumchen? Ich habe die Ersatzfilter vor fünf Minuten einfahren lassen.“ Die Technikerin betrachtete missmutig die Anzeigen auf ihren Systemkontrollen. „Koslov sollte den Wartungsteams auf der Trafalgar mitteilen, dass die mit dem zweiten Schwung Ausrüstung auch gleich Filtersätze für die FLVs einpacken.“
Wenders sah kurz zu seinem Kopiloten. „Kos?“
Der Kopilot nickte. „Ich gebe das an Sky-Command durch.“
FLV 5-01 Sharky befand sich in der Endphase der Landung und schwebte noch knapp zwanzig Meter über dem Boden. Ein fähiger Pilot brachte die Masse eines Landungsbootes, unmittelbar vor dem Aufsetzen, im Schwebeflug senkrecht nach unten. Wenders war fraglos ein solcher Pilot, aber er musste gegen tückische Verwirbelungen ankämpfen. Die extrem aufgeheizte Luft über den zahlreichen Bränden erzeugte schwer vorherzuberechnende Strömungen. Der Captain der 5-01 brauchte all sein Fingerspitzengefühl, um diese auszugleichen, denn der vorgesehene Landeplatz reichte gerade aus, das Landungsboot aufzunehmen.
Joana Redfeather sah durch den Klarstahl des Cockpits hinaus. Rechts und links des FLV setzten andere zur Landung an und kämpften mit ähnlichen Problemen. Eine Handvoll hatte bereits aufgesetzt, andere suchten einen geeigneten Landepunkt, da der vorgesehene mit Trümmern versperrt war oder die Straße zwischen den Gebäuden einfach nicht genügend Platz ließ. Eine Beschädigung der Häuser musste jedoch vermieden werden, da man nicht wusste, ob dort nicht Menschen Schutz suchten. Lieutenant Koslovs Kopf mit dem VR-Helm bewegte sich hektisch hin und her. Der Kopilot suchte nach Anzeichen für Überlebende, was jedoch schwierig war. Es gab Unmengen von Trümmerteilen, die das Radar irritierten. Die Thermoscanner, die normalerweise die Körperwärme eines Menschen anzeigten, wurden durch die Hitze der Feuer beeinflusst. Also verließen sich Koslov und die Beobachter in den anderen Booten überwiegend auf ihre Augen. Mit ihnen einen Überlebenden zu erblicken, war nicht einfach. Immer wieder trieb dichter Rauch durch das Gesichtsfeld. Zudem hatte die Druckwelle des Absturzes so viel Erdreich und Staub mit sich geführt, dass alles am Boden damit gepudert zu sein schien. An einigen Stellen war die Straße von Fahrzeugen blockiert. Manche waren von der Druckwelle umgeworfen worden, keines machte auf den ersten Blick einen funktionsfähigen Eindruck. Unter all dem Schmutz hoben sich gelegentlich Konturen ab, die auf menschliche Überreste hinwiesen.
Joana Redfeather erkannte Bewegung am Boden und ging auf die allgemeine Frequenz der Sky-Troopers. „Erstes Bataillon Fünfte an alle: Überlebende im Bereich der Landepunkte. Achtung, die Leute sind derart mit Dreck und Staub gepudert, dass man sie nur schwer ausmachen kann. Das wird es schwieriger machen, Bewusstlose unter Trümmern zu finden. Redfeather Ende.“
Sie hörte Bestätigungsmeldungen der anderen