Mia am Meer. Katja Pelzer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katja Pelzer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797094
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solchen Situation sicher ausgelacht, zumindest in der Zeit, als es ihm selbst noch gut gegangen war, vor der Sache in Afghanistan. Er hätte sie wohlmöglich gefragt, warum sie nicht einfach raus ging an den Strand, spazieren, schließlich war die ganze Insel eine einzige Meerwasserinhalation. Vermutlich hätte sie ihm Recht gegeben und ihre Neugierde vorgeschoben. Berufskrankheit. Curiosity killed the cat war zu Studienzeiten eine ihrer Lieblingsbands gewesen. Und was hatte sie jetzt noch zu verlieren? Sie konnte sich jede Menge Neugierde erlauben. Im schlimmsten Fall würde sie ihr Leben verlieren. Aber das hatte sie ohnehin schon – an jenem Tag im September, oben auf der Klippe.

      Als sie die Klinik verlassen wollte, saß auf der Ledercouch vor den Massageräumen Günther und wartete darauf, dass Frau Olsen ihn aufrief. Er schaute Mia prüfend an.

      „Mädchen, haben Sie schlecht geschlafen? Sie sehen ja ganz grau aus!“

      „Ach, nein, geschlafen habe ich wie ein Stein. Die Luft hier macht einen ja total fertig. Ich lese zwei Seiten in meinem Buch und es fällt mir aufs Gesicht.“

      „Sind es die alten Gespenster?“

      Mia nickte und plötzlich strömten Tränen über ihr Gesicht. Ihr Körper bebte unter Schluchzern.

      „Hach, hach, Mädchen, na na…“, Günther stemmte seinen Leib mühsam aus dem Sofa und nahm sie in den Arm. Mia schüttelte den Kopf, konnte aber nicht aufhören zu weinen.

      Günther strich über ihre schwarzen Locken und wiegte seinen breiten Oberkörper.

      „Noch immer nicht besser, was?“

      Mia schüttelte den Kopf und ein tiefer stotternder Schluchzer kam statt einer Antwort aus ihrer Kehle.

      Er schaute sie mit seinen Spitzbubenaugen fest an.

      „Das wird wieder, versprochen! Und wo wir uns jetzt schon so herzlich umarmen, können wir uns genauso gut duzen. Was hältste davon?“

      Mia lachte unter Tränen und sagte „Ist gut.“

      Frau Olsen machte sich mit „Moin, moin“ bemerkbar. Mia löste sich von Günther. Sagte „Danke“ und ging drei Kilo leichter ums Herz die Treppe hinauf. Hinaus an die Inselsonne.

      Lichtflecken in einem Flüsschen. Moosiges Grün auf braunem Grund. Sonnenblumenfelder. Sommerwiesen mit gelben, blauen und roten Blütentupfen. Das Blau eines Pools. Allmählich erkannte Mia Farben wieder als Farben. Sie sog alles in sich auf, wie Nahrung.

      Kapitel 9

      Eigentlich hatte Mia gar nicht heiraten wollen. Wozu? Sie wusste doch, was sie für Thom fühlte und er für sie. Daran gab es für sie nicht den geringsten Zweifel, nie. Aber er wollte es: „Damit du dich sicher fühlst und weißt, wo du hingehörst.“

      Dabei war er es, der sich sicher fühlen wollte, das war ihr klar. Und deswegen sagte Mia „ja“. Denn sie wollte, dass er sich sicher fühlte. Am Tag ihrer Hochzeit war Sommer wie es nur Sommer sein konnte. Das Licht zu hell für das bloße Auge. Der Himmel aus dunkelblauem Lack, hochglanzpoliert. Und die Luft schwer vom süßen Parfüm der Linden. Auf dem Standesamt sagte sie noch einmal „ja“. Ein „Ja“ wie ein tiefer erleichterter Seufzer. Erleichtert, weil sie Thom gefunden hatte. Seufzer, weil sie ihn so sehr meinte. Sein „Ja“ war froh, unterstrichen von seinen lächelnden braunen Augen. Anschließend luden sie zwanzig Gäste zu einem guten Essen in ihr Lieblingsrestaurant ein. Und danach, am späten Nachmittag, begann ihre Hochzeitsnacht, die bis in den frühen Morgen dauerte. Mia wischte sich eine Träne aus dem linken Augenwinkel. Außer mit ihrer Therapeutin mochte sie ihre Trauer mit niemandem teilen.

      Auf der Insel war der Heiratsmarkt übersichtlich. Es hieß, dass die Ehen von langer Hand durch Eltern eingefädelt wurden. Es war eher ein Handel als eine Herzensangelegenheit. Das erzählte Günther Mia. Und Günther hatte es von einer Therapeutin gehört, die schon lange auf der Insel arbeitete. Für das Eheglück war diese Vorgehensweise nicht zuträglich. Viele Insulaner hatten Affären, sagte Günther, sage die Therapeutin.

      Kapitel 10

      Matts, der Therapieassistent, lächelte. „Moin, moin. Die Meerwasserpumpe ist wieder in Ordnung.“

      „Ein andermal“, sagte Mia und ging im Meer schwimmen. Das war zwar kalt, aber wenn sie zehn Meter hin und her geschwommen war, füllten sich ihr Körper mit prickelnder Wärme und der Kopf mit Energie. Die Strömung in einer Richtung war so stark wie eine natürliche Gegenstromanlage. Sie genoss diese widrige Kraft, das Wohlgefühl los zu lassen. Ihr Inneres streckte die Waffen. Sie ergab sich. Das Meer übernahm. Da war nur noch Salz. Auch sie war eigentlich Salz.

      Am nächsten Tag fragte Matts, ob sie Samstag zur Strandparty gehen wollte. Und sie fragte sich, ob das ein Date werden sollte. „Wir können zusammen hinfahren, wenn du willst“, sagte er. Plötzlich waren sie beim Du. Schon der zweite Mann, der ihr das Du anbot. Wenn man Günther als Mann zählen konnte. „Wann willst du denn hin“, fragte Mia.

      „Ich hol dich morgen Abend um sieben am Hotel ab.“

      Ein weiterer Vorteil der Insel. Die Partys begannen früh. Um neunzehn Uhr war es voll, nicht wie in der Stadt wo man nachts vor halb zwölf nirgends auftauchen brauchte.

      Der frühe Anfang bedeutete auch nicht zwangsläufig ein zeitiges Ende.

      In einer Partynacht, Mia war früh nach Hause gegangen, weckte sie der gellende Schrei einer Frau. Ein Mann redete laut auf sie ein. Mit ängstlich klopfendem Herzen lag Mia in ihrem Bett. Vom Fenster aus erkannte sie nach einer Weile zwei Gestalten, die im nächtlichen Meer schwammen. Sie sah, wie die zwei nackten, nassen Körper sich aneinander festhielten, sich küssten und rieben.

      Und sie dachte an einen kalten Tag am Beginn ihrer Beziehung mit Thom in Holland am Meer. Sie waren am Meer entlang gejoggt. Erhitzt. Allein am breiten, weiten Strand ließen sie ihre Kleider in den Sand fallen und liefen übermütig in die Fluten. Anschließend liebten sie sich hungrig, verborgen, im Tal zwischen zwei Dünen. Überall waren Sandkörner. Sie schmerzten. Aber das Verlangen war größer gewesen als der Schmerz.

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