Whisky Blues. J. U. Gowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. U. Gowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748584421
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      5.

      Kaum hatte Koslowski seine Parkajacke auf den freien Stuhl geworfen und sich zu R.R. gesetzt, trat Stefan mit einem Pint Murphys Red an ihren Tisch und stellte es vor Koslowski ab. Koslowski schob sein Basecap nach oben, sah ihn erfreut an und sagte: »Du bist der Beste!«

      Stefan nahm das Lob huldvoll mit einem leichten Kopfsenken zur Kenntnis. Dann drehte er sich um und verzog sich wieder hinter den Tresen, um die anderen bestellten Biere zu zapfen.

      Einen kurzen Moment später sprang die Tür vom Pub erneut auf und der schwere Vorhang wurde beiseitegeschoben. Koslowski sah hin und ein überraschtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die beiden Männer, die gerade den Pub betraten und sich suchend umsahen, kannte er. Er stand auf und eilte auf die beiden zu, während R.R. ihm fragend hinterher sah.

      »Das ist ja mal ne Überraschung.«

      »Sollte es auch sein«, antwortete der Größere der beiden grinsend. »Ich habe extra Uwe angerufen und gefragt, ob heute der Stammtisch ist und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dich hier zu treffen. Bist ja wohl eigentlich eher selten dabei.«

      »Ahh, deswegen hat Uwe gestern gefragt, ob ich komme. Hab mich schon gewundert.«

      Sie umarmten sich. Dann umarmte Koslowski den anderen. Man sah den beiden an, wie sie sich freuten, dass ihnen die Überraschung gelungen war.

      »Kommt mit an unseren Tisch.« Koslowski zeigte zu dem Tisch, an dem R.R. saß.

      Koslowski stellte sie einander vor.

      »Das ist Roger. Roger, das ist Odin.« Die beiden reichten sich die Hände. »Er ist eigentlich schwer in Ordnung, hat nur einen Fehler: Er ist Schalke Fan. Aber wie sagte mal jemand so schön: Niemand ist vollkommen.«

      Der Odin genannte ließ krachend die Hand auf Koslowskis Schulter fallen.

      »Das klären wir, wenn ihr es endlich mal geschafft habt aufzusteigen.«

      Koslowski grinste Odin an und sagte zu seinem Begleiter: »Er hat bei einem Spiel sogar Union die Daumen gedrückt.«

      »Vermutlich war Union in dem Spiel das kleinere Übel«, entgegnete der lächelnd.

      R.R. sah gleichmütig zu ihnen hin. Ihm war Fußball herzlich egal und er fragte: »Wovon redet ihr eigentlich, Basketball?«

      Die beiden Neuankömmlinge lachten laut auf.

      Koslowski rieb sich die Schulter, als ob sie schmerzen würde, und sagte erklärend zu R.R.: »Er kann Union nicht ausstehen.«

      »Ach was«, erwiderte R.R. trocken.

      Koslowski wandte sich dem anderen zu und sagte zu R.R.: »Und das ist Thomas. Ein Freund aus der Eifel.«

      Auch sie reichten sich die Hände.

      R.R. sah bierernst in die Runde und sagte: »Wusste gar nicht, dass Sal Freunde hat.«

      Die beiden lachten wieder.

      »Fällt auch schwer, so mürrisch, wie der immer ist«, erwiderte Thomas. Koslowski tat so, als sei er beleidigt.

      Während sie sich setzten, fragte R.R. Koslowski leise: »Woher kennst du sie? Kann mir nicht vorstellen, dass du schon einmal in der Eifel warst.«

      »Aus einem der Whiskyforen.«

      »Es gibt mehrere Foren, nur für Whisky?«, entfuhr es R.R. entgeistert.

      Koslowski nickte. »Mindestens drei, die relevant sind.« Dann sah er die beiden an und fragte. »Was wollt ihr trinken?«

      »Was gibts hier?«, stellte Odin die Gegenfrage.

      »Das Übliche: Guinness, Murphys, Kilkenny, New Castle Brown Ale. Aber auch ein Pale Ale.«

      »Was trinkst du?«

      »Wie immer, ein Murphys Red«, antwortete R.R. für Koslowski. »Er ist ein Gewohnheitstier.«

      »Und du mit deinem Guinness zum Glück nicht.«

      »Okay, ich nehm auch ein Red«, sagte Odin lachend. Thomas nickte zustimmend.

      »Prima.« Koslowski hob zwei Finger und deutete mit der anderen Hand auf sein Glas. Stefan hinter dem Tresen, wie immer aufmerksam, griff sich zwei Gläser und fing an zu zapfen.

      »In den Foren, was macht man da?«, fragte R.R. interessiert.

      »Oh, man tauscht sich über Neuigkeiten aus, informiert sich. Liest.«

      »Ach«, sagte R.R. trocken. »Man liest.«

      Thomas schmunzelte und sagte zu R.R.: »Es gibt da aber noch einen anderen interessanten Aspekt, die Flaschenteilungen.«

      Stefan war mit den beiden Murphys an den Tisch gekommen, stellte sie ab und verzog sich gleich wieder. Die vier nahmen ihre Gläser und stießen an.

      »Schön, dass ihr da seid«, sagte Koslowski und nahm einen kräftigen Schluck.

      Nachdem sie ihre Gläser wieder abgestellt hatten, fragte R.R. nach: »Flaschenteilungen? Was muss ich mir darunter vorstellen?« Er sah die drei neugierig an.

      Thomas räusperte sich und übernahm die Erklärung. »In den Foren wird so etwas von den verschiedensten Mitgliedern öfter angeboten. Manchmal eine teure Flasche, die man sich alleine nicht leisten kann oder will. Oder einfach nur eine neue Abfüllung, die auf den Markt gekommen ist und die man probieren möchte. Dann sucht man Mitstreiter und bietet eine Teilung an. Die Leute tragen sich zum Beispiel für 5 oder 10 cl ein. Dann überweisen sie ihren Anteil an Geld für die gewünschte Menge. Dazu kommen noch die Kosten für das Samplefläschchen und das Porto. Wenig später bekommt man es zugeschickt.«

      »Über was für Summen reden wir hier?«

      »Kommt darauf an, wie teuer die Pulle war. Letztens hab ich für 4 cl 173,50 € bezahlt«, antwortete Koslowski.

      »Angeber«, lachte der, den Koslowski Odin genannt hatte.

      »Das ist noch gar nichts«, widersprach Koslowski.

      R.R. sah ihn ungläubig an.

      »Dann hat ja die Pulle…« Er rechnete kurz nach. »Über 3000 € gekostet. 4 cl, das ist doch nur ein kleines Gläschen, ein Doppelter!« Er zeigte mit Daumen und Zeigefinger die Größe und sah entgeistert in die Runde. »Ihr habt echt ne Macke! Ich meine, wir reden hier über Schnaps.«

      »Vielleicht.« Thomas hob gleichmütig seine Schultern.

      »Vielleicht? Ihr vertraut wildfremden Menschen, dass ihr auch bekommt, was sie für viel Geld angeboten haben?«

      »Ja, warum nicht?«, kam die Gegenfrage von Thomas.

      Odin verfolgte den Disput grinsend.

      »Warum nicht? Ich sag doch, ihr seid meschugge. Wie wollt ihr wissen, dass auch der Schnaps da drin ist, für den ihr bezahlt habt? Wie wollt ihr das kontrollieren? Kein Mensch würde einem Fremden, den man nicht kennt, 50,- € geben, nur weil der behauptet, man bekommt sie in zehn Minuten wieder.« R.R. schüttelte den Kopf. »Für mich ist das nichts.«

      Odin lachte laut auf. »Recht hat er. Für Außenstehende hört sich das echt bescheuert an.«

      »Hört sich nicht nur so an. Es ist es auch«, entgegnete R.R.

      6.

      Es war mittlerweile nach 21.00 Uhr. Die Stimmung der Gäste war gelöst. Ein buntes Gesprächswirrwarr füllte den Raum. Es waren schon einige Gläser geleert worden.

      R.R. lauschte dem Stimmengewirr, den Wortfetzen, die an sein Ohr drangen, wie: »Riecht sehr nussig...Nee, das ist nasses Laub...also, ich hab feuchte Pflaumen.« R.R. lachte laut auf. Koslowski sah ihn fragend an. R.R. grinste still vor sich hin. Da R.R. keine Erklärung anbot, wandte sich Koslowski wieder Odin zu, der gerade einen Schwung Anekdoten aus