Kind der Drachen - Vergangenheit oder Zukunft?. Sabine Hentschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabine Hentschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741899294
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umflog den Turm. Auf einer der äußeren Mauern entdeckte er drei Umrisse. Beim näherkommen erkannte er Osiris und zwei weitere Kämpfer. Osiris war blutüberströmt. Er hatte sichtlich Schwierigkeiten die Angreifer von sich fernzuhalten. Thylion stieß direkt zu ihm und überraschte so die Angreifer, während er den einen in Flammen aufgehen ließ, schnappte sich Osiris den Zweiten und rang ihn zu Boden. Thylion ließ ihn schließlich ebenfalls verbrennen. »Danke«, schnaufte Osiris, als die beiden Angreifer besiegt waren. Thylion klopfte ihm auf die Schulter.

      »Au«, entgegnete Osiris.

      »Kein Ding. Die haben dich ganz schön erwischt, was«, stellte Thylion fest, als er Osiris betrachtete. Osiris hatte mehrere tiefe Wunden an Armen und Beinen. Die Schwerter schienen durch ihre Schuppen wie Messer durch Butter zu gleiten. Thylion half Osiris auf und brachte ihn zurück in den Turm, wo Chris mittlerweile aufgewacht war. Als sie Osiris sah, machte sie ihm sofort einen Platz zurecht, wo er sich ausruhen konnte. Ihr Gesicht wurde käseweiß.

      »Was ist passiert?«, fragte sie die beiden.

      »Wir wurden angegriffen. Ich nehme an, dass waren Tamilias schwarze Männer«, antwortete Osiris.

      »Ich habe vorhin einen Schrei gehört. Das hat mich geweckt«, fügte Thylion hinzu.

      »Einen Schrei?«, hakte Osiris nach. »Das war ich aber nicht?«

      Thylion blickte ihn verwundert an: »Wenn du das nicht warst, dann muss es von einem der anderen Türme gekommen sein. Aber von wem? Ich dachte zunächst, von meiner Mutter, aber irgendwie ist die Verbindung abgebrochen.« Thylion wirkte plötzlich nachdenklich. Sein Blick wurde ernster und besorgter. Wenn es nicht Osiris gewesen war, wer war es dann?

      »Ich muss nachsehen, wie es meinen Schwestern geht«, sagte Thylion daraufhin und verließ die Beiden, ohne ein weiteres Wort von ihnen abzuwarten. Osiris wollte ihm eigentlich noch etwas sagen, aber Chris hielt ihn zurück: »Lass ihn. Wenn sie Hilfe brauchen, ist er der Beste. Du brauchst jetzt Ruhe.«

      Osiris seufzte: »Bitte, lass es nicht Kira gewesen sein.«

      Le und Niel trafen fast zeitgleich am Turm von Danny, Elen und Varush ein. Wie sie bereits geahnt hatten, waren auch hier einige schwarze Kämpfer gelandet. Allerdings mehr als sie gedacht hatten. So wie es aussah, wollten die Angreifer zuerst und vor allem das Haupttor einnehmen. Insgesamt sieben Kämpfer konnten Le und Niel bei ihrer Ankunft ausmachen. Drei Krieger lagen bereits tot auf der Brüstung. Sie trugen tiefe Krallenmale in ihrer Brust. Ein Stück weiter stand Varush in Wolfgestalt und knurrte zwei weitere Kämpfer an.

      Le eilte ihm zur Hilfe und nutzte den Überraschungsmoment, um einen weiteren Kämpfer zur Strecke zu bringen. Niel flog ein kleines Stück weiter und entdeckte Danny und Elen Rücken an Rücken gegen zwei weitere Krieger kämpfend. Sie hatten eine scheinbar gute Taktik gefunden, sich vor den Schwertern zu schützen. Sie schlugen abwechselnd mit ihren Flügelknochen gegen diese, um sie abzuwehren. Niel schlich sich daraufhin von hinten an sie heran und tötete einen der Kämpfer. Danny fuhr im selben Moment herum und ließ den Krieger vor

      Elen in Flammen aufgehen.

      »Alles in Ordnung bei euch?«, fragte Niel sie daraufhin. »Ein paar blaue Flecken und Kratzer. Aber sonst geht es uns gut«, antwortete Danny. »Wo ist Varush?«

      »Le ist ihm zur Hilfe geeilt«, erwiderte Niel und blickte sich um.

      Elen atmete schwer: »Wo ist Cara?«

      »Noch im Turm. Sie hat ihre Fähigkeiten eingesetzt. Das hat sie ganz schön mitgenommen«, antwortete Niel besorgt.

      »Wir sollten keinen von uns alleine lassen!«, erwiderte Elen zornig. »Wieso hast du sie allein gelassen? Was ist, wenn noch mehr kommen?«

      Niel blickte sie verwundert an: »Und was ist mit euch, wenn wir euch nicht zur Hilfe gekommen wären, wärt ihr vielleicht beide tot.«

      »Willst du jetzt ein Leben mit dem anderen aufwiegen?«, konterte Elen. Plötzlich brüllte Varush alle drei lautstark an: »Leute!«

      »Was?«, fuhr Elen herum. »Halt dich da raus.«

      »Da kommen noch mehr!«, fügte Le rasch an. Sie wandten sich um und erblickten in der Dunkelheit acht weitere Fallschirme.

      »Eine zweite Welle!«, stellte Danny besorgt fest.

      »Bitte, lass sie nur hier abspringen«, flüsterte Niel leise, in Gedanken voll und ganz bei Cara. Sie stellen sich nebeneinander auf und warteten angespannt auf die Krieger, sie würden sie nicht durchlassen. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Schrei von Zephus über die Insel. Alle zuckten erschrocken zusammen.

      Ich saß noch immer in unserem Turm, als ich Zephus Schrei vernahm. Was war da los? Ich musste ihnen helfen. Aber meine Brust schmerzte noch immer. In diesem Zustand war ich ihnen keine Hilfe. Ich blickte mich um, aber keiner war zu sehen. Okay, reiß dich zusammen, dachte ich bei mir. Ich konzentrierte mich auf meine innere Flamme und sprach erneut die magischen Worte: »Itomni ku Mahpiya tho.«

      Eine Sekunde später stand ich neben Tara im zweiten Turm. Ich berührte sie, um mich schneller in der Umgebung zu recht zu finden. Es war ein heilloses Chaos. Tara stand zitternd neben mir, ihr Blick war auf Zephus gerichtet, die mit aller Macht versuchte die schwarzen Krieger in Schach zu halten. Aber sie waren deutlich in der Überzahl. Aruna versuchte ihrer Mutter den Rücken zu stärken. Während Udara in einer der Ecken saß und sich die Ohren zuhielt. Sie weinte. Das war einfach alles zu viel für sie.

      Ich drehte mich zu Tara: »Tara! Komm schon, du kannst das.« Tara zuckte erschrocken zusammen. Sie schien mich erst jetzt bemerkt zu haben. Ihr Blick war irgendwie seltsam. Als hätte sie ein Ungeheuer gesehen.

      »Was ist los mit dir?«, hakte ich nach. »Tara. Wir müssen Ihnen helfen.« Aber Tara fing an zu weinen, sie war starr vor Angst. Sie deutete mit dem Finger in eine Ecke hinter Zephus. Da ich Tara nicht davon überzeugen konnte zu kämpfen, bewegte ich mich zu der Stelle, auf der sie gezeigt hatte. Was ich in diesem Moment sah, raubte mir den Atem. Das war nicht möglich. »Kira«, flüsterte ich. Sie saß an die Wand gelehnt. Ihre Haut war ganz blass. Ihre Flügel bluteten. Einer der Krieger hatte sein Schwert durch ihren Bauch gerammt. Sie hatte kaum noch Kraft zu sprechen. Ich berührte sie, damit sie mich sehen konnte. Sie sah mich an und eine Träne lief ihr Gesicht herunter: »Cara. Gott sei dank geht es dir gut.«

      »Halte durch«, sagte ich zu ihr und versuchte meine Hand auf ihre Wunde zu pressen. Doch es half nichts. Ich hatte ganz vergessen, dass nur mein Geist bei ihr war. Kiras Stimme wurde langsam schwächer: »Sag ihm, dass ich ihn liebe.«

      »Nein«, schluchzte ich. »Das wirst du ihm selber sagen. Du kannst nicht sterben! Nicht jetzt! Kira, bitte!«

      Kira zuckte vor Schmerz zusammen: »Jeder muss irgendwann sterben. Das ist schon okay. Du bist so stark! Du musst immer an dich glauben, versprich mir das!«

      »Ja, ich verspreche es«, flüsterte ich weinend. »Bitte, halt durch. Wie sollen wir ohne dich …«

      »Ich liebe euch. Vergesst das nicht«, wisperte Kira und schloss langsam die Augen. Ein schwerer Atemzug ging durch ihre Brust. Ihre Schmerzen mussten unerträglich sein.

      »Kira!«, schrie ich sie an. »Bitte, tu mir das nicht an!«

      Aber sie reagierte nicht mehr. Ihr Puls wurde langsam schwächer. Ein letzter Atemzug war zu hören. Ich legte meine Hände auf ihre Brust, versuchte meine Energie und Flamme auf sie zu übertragen. Doch es war zu spät. Einen Augenblick später blieb ihr Herz stehen. Nur ein sanftes Lächeln in ihrem Gesicht blieb zurück. Sie war immer so sanftmütig und voller Hoffnung. Wie eine Mutter zu uns allen. Wieso sie?

      Und plötzlich lief alles wie in Zeitlupe. In mir entbrannte eine tiefe Wut. Ein Feuer, das ich bisher noch nie gespürt hatte.

      Ich brüllte die Angreifer an: »Ich bring euch alle um.« Aber keiner konnte mich hören. Ich hatte ganz vergessen, dass nur mein Geist anwesend war. Was konnte ich tun? Ich blickte zu Tara. Sie war noch immer starr vor Angst und überhaupt keine Hilfe.

      Aruna und Zephus taten ihr