Dann bot Lody in Berlin der deutschen Adrmiralität seine Dienste als Auslandsspion an. Zunächst vertröstete man ihn, nahm ihn dann aber aufgrund seiner ausgezeichneten Sprachkenntnisse an und setzte ihn als Agent des Marinenachrichtendienstes ein. Geld in größerer Menge bekam er von seinem Arbeitgeber, dem Nachrichtendienst.
Das Metier des Geheimdienstes war um diese Zeit für die deutsche Admiralität noch relativ neu; man verfügte über wenig Erfahrungen und konnte Lody weder in geeignetem Maße ausbilden, noch auf seine Aufgaben vorbereiten. Deshalb war er vorwiegend auf sein eigenes Geschick und die eigenen Ideen hinsichtlich Tarnung, Täuschung und Beschaffung von Informationen angewiesen. Lody stand ein simpler Code zur Verschlüsselung seiner Kommunikation zur Verfügung; diese lief über einen scheinbar unauffälligen Country Club, an den er seine kodierten Telegramme und Briefe schickte.
Zunächst wurde er auf Umwegen über Dänemark und Norwegen nach Edinburgh in Schottland geschleust; dort nahm er seine Spionagetätigkeit in der Flottenbasis Rosyth auf. Nun befand Lody sich im Herzen der britischen Seemacht; jeden Morgen fuhr er vom 'North British Hotel' am Bahnhof mit dem Bus zum Firth of Fort. (4) Dort lagen nicht nur Handelshäfen und Marinebasen, die für den Krieg wichtig waren, sondern das Gewässer war auch der Zugang zu den Industriezentren mit Kohle- und Metallverarbeitung im britischen Norden. Und dort gab es die wichtigste Brücke nach Schottland und starke Artilleriestellungen; weite Bereiche der Bucht waren zudem vermint.
Er war erst ein paar Tage aktiv, da hatte er bereits so viel herausgefunden, dass er eine telegraphische Meldung an eine Stockholmer Deckadresse senden konnte. Sie lautete: "Must cancel. Johnson very ill last four days. Shall leave shortly. Charles." (Ich muss abbrechen. Johnson sehr krank die letzten vier Tage. Werde bald abreisen. Charles). (5) Der Admiralstab wusste nun, dass sich vier Kriegsschiffe zur Überholung im Dock befanden und im Firth of Forth mehrere große Einheiten lagen, welche in absehbarer Zeit auslaufen würden. Daraufhin erhielt das deutsche U-Boot U-21 den Befehl, in diesem Gebiet anzugreifen und so versenkte es am 5. September 1914 das erste Kriegsschiff überhaupt: den britischen Kreuzer Pathfinder.
Lody fühlte sich danach im Hotel nicht mehr sicher, denn er hatte ja auf dem Telegramm seine Adresse angegeben. Deshalb reiste er ab, gab als nächstes Reiseziel Liverpool an und tauchte bei einer gewissen Mrs. Julia Brown unter. Doch von nun an unterliefen ihm unentwegt Fehler. So schrieb er beispielsweise in deutscher Sprache, chiffrierte jedoch seine Meldungen nicht mehr. Klar, dass er dadurch Verdacht erregte.
Am 20. Oktober 1914 unternahm Lody eine Reise nach Killarney in Irland, wo er im 'Great Southern Hotel' abstieg. Beim Abendessen traten mehrere Polizeibeamte an ihn heran, die ihn aufforderten, mit ihnen sein Zimmer aufzusuchen. Trotz aller folgenden Beteuerungen, dass er der amerikanische Staatsbürger 'Mr. Inglis' sei, wurde Lody verdächtigt, ein deutscher Spion zu sein und umgehend verhaftet. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hotelzimmers konnten zahlreiche Hinweise darauf gefunden werden - so zum Beispiel deutsche Goldmünzen, ein Notizbuch mit dem Inhalt des ersten Telegramms, Entwürfe seiner Berichte sowie ein Busticket. Anderntags fand man in Edinburgh auch noch sein Jackett mit dem Firmennamen eines Berliner Schneiderateliers und den Namen Carl Hans Lody. Das genügte, um in London den Spionageprozess anzuberaumen. Der Fall Lody war der einzige, der jemals öffentlich verhandelt wurde. Vor Gericht versuchte der Deutsche vorzutäuschen, zum Dienst als Agent gezwungen worden zu sein und verweigerte jede Aussage zu seinem Auftrag und seinen Auftraggebern. Dabei versuchte er sich dadurch herauszureden, dass er versucht habe, aus medizinischen Gründen vom Dienst befreit zu werden und die Kriegszeit in den USA bei seiner Ex-Gattin zu verbringen; er sei jedoch zum Agentendienst regelrecht gepresst worden.
Für seine patriotische Gesinnung und die Weigerung im Gegenzug für eine Begnadigung Informationen preiszugeben, erntete er bei den Briten durchaus Anerkennung. Wir wissen aber heute, dass er über keinerlei Informationen verfügt hatte, welche die Briten nicht bereits gekannt hätten; seine Haltung war demnach sinnlos und zugleich dumm.
Für seine Naivität zahlte Carl Hans Lody einen hohen Preis: Schon am 2. November, also nur kurze Zeit später, wurde er nämlich zum Tode verurteilt und am 6. November durch ein Erschießungskommando im Tower von London hingerichtet. (6) Sein Fall erregte in der Presse großes Aufsehen, weil er der erste ergriffene deutsche Spion des Krieges war.
Nun wurde ihm im Nachhinein das Eiserne Kreuz verliehen, das man seinen Angehörigen überreichte. Die Nationalsozialisten stilisierten den Amateurspion während des NS-Regimes zum Helden. Dabei kam ihnen zupass, dass man über sein Leben im Prinzip nur ganz wenig wusste. Folglich konnte man ihm jede passende Motivation und Geisteshaltung unterstellen.
Am 14. Mai 1935 erhielt der Zerstörer Z-10 beim Stapellauf in Kiel den Namen 'Hans Lody'. Das Schiff, das den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand, wurde 1946 an das Vereinigte Königreich Großbritannien ausgeliefert.
Ein halbes Jahr vorher war am Lübecker Burgtor ein Lody-Denkmal eingeweiht worden, obwohl es zwischen dem Spion und der Hansestadt nachweislich keinerlei Verbindung gegeben hatte. Das Denkmal, das einen Ritter in voller Rüstung zeigte, der eine Schlange zertrat, war in eine Mauernische neben dem Tor eingelassen und mit einer Gedenkplakette versehen.
Hierzu gab es noch ein Nachspiel. 1946 wurde das Denkmal durch die Lübecker Stadtverwaltung entfernt und auch die Plakette sollte abgenommen werden. Doch die britischen Besatzungsbehörden untersagten dies und so befindet sie sich auch heute noch am Burgtor. Sie sorgt in der Lübecker Bürgerschaft für unterschiedliche Meinungen, weil hier Neonazis gelegentlich Gedenkveranstaltungen abhalten. Die Tafel darf nun seit einem Beschluss vom 29. Oktober 2005 hängen bleiben; alle nationalsozialistischen Veranstaltungen in der Nähe werden allerdings verhindert.
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(1) Die Angabe des Geburtsortes ist nicht eindeutig belegt; vermutet wird jedoch Berlin.
(2) 1878 bzw. 1882.
3) Borghardt, Thomas. „Spione des Kaisers. Deutsche verdeckte Operationen in Großbritannien während des 1.Weltkrieges.“ London 2004 (S. 98, 103).
(4) Meeresbucht nördlich von Edinburgh.
(5) Damm; Maike. „Carl Hans Lody: Reiseleiter und Amateurspion.“ In: FOCUS-Online vom 25.7.2007.
(6) Sellers, Leonard. „Shot in the Tower. Die Geschichte der Spione, die während des 1. Weltkrieges im Tower erschossen wurden.“ London 1990 (S. 20).
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LAWRENCE VON ARABIEN (THOMAS EDWARD LAWRENCE)
Thomas Edward Lawrence wurde am 16. August 1888 in Tremadoc, Caernarfonshire, im heutigen Gwynedd, in Nord-Wales geboren. Sein anglo-irischer Vater war Sir Thomas Robert Tighe Chapman, der siebte „Baronet of Westmeath'. Sarah Junner, die Mutter, stammte aus Sunderland, County Durham und soll die uneheliche Tochter von John Lawrence gewesen sein, weshalb sie sich 'Miss Lawrence' nannte. Ende der 1870er Jahre war sie als Kinderfrau zu den Chapmans gekommen. Thomas Edwards Eltern waren unverheiratet und hatten fünf gemeinsame Söhne - er war der zweitälteste.
Im Jahre 1909 reiste Lawrence als 21jähriger zu Fuß ganz allein durch Syrien und Palästina. Als Student der Geschichte der Universität Oxford ging es ihm dabei vor allem darum, die Architektur der ehemaligen Kreuzfahrerburgen zu erforschen. In den Jahren von 1911 bis 1914 beteiligte er sich an entsprechenden Ausgrabungen im Gebiet des oberen Euphrat, wobei er intensiv Arabisch lernte. In Syrien kam es zu Kontakten mit Beduinen, die er schnell besonders schätzen lernte. Im Januar 1914 nahm er an einer karthographischen und archäologischen Expedition durch die Wüste Negev teil, diese diente gleichzeitig der strategischen Auskundschaftung durch den britischen Geheimdienst.
In der Folgezeit arbeitete Lawrence für den britischen Nachrichtendienst in Kairo. Damals entfachte Scherif Hussein, der Emir von Mekka, einen Aufstand auf der Arabischen Halbinsel gegen das