Pandemie des Todes III Teil. Hans Joachim Gorny. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Joachim Gorny
Издательство: Bookwire
Серия: Was wird
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752920659
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infernalische Lärm lockt alle Leute aus den Zelten, dem Sportheim und den Häusern. Kim verlangt vom überforderten Schiedsrichter, dass er nach dem nächsten Foul das Spiel abbricht. Zur Pause steht es zwei zu Null für Bruchsal. Danach halten sie sich zurück, gewinnen trotzdem vier zu Null. Bruchsal führt die Tabelle an.

      Abends fühlen sich Carlina und Grissly bemüht, mit den Bruchsalern zu reden. Die Mannschaft sitzt um ihr Lagerfeuer. Nüchtern. Kein Bier rücken sie mehr heraus. Haben es schon für ihre Siegesfeier reserviert. Vermutlich wollten sie am ersten Abend andere betrunken machen und deren Kondition schwächen. Die Leute aus dem Nordbadischen waren schon bei früheren Ereignissen unangenehm aufgefallen. Deshalb stellt sich die größte und berühmteste aller Frauen vor sie hin und sagt in freundlichem Ton klipp und klar: „Wenn ihr Leute schwer verletz, ist das Turnier für euch beendet.“ Tritte und blaue Flecken gibt es zuhauf, was am technischen Unvermögen einiger Spieler liegt. Da wird oft blind und unkontrolliert nach dem Ball getreten und weil man zu langsam ist, die Beine des Gegners getroffen. Das kann man einer Mannschaft schlecht ankreiden. Im Eifer des Gefechtes entstehen auch kleine Rangeleien um den Ball. Da wird geschubst, gezogen und gehalten. Alles Dinge, die der Schiedsrichter noch regeln kann. Aber das absichtliche Treten nach den Knöcheln und Knien des Gegners muss nicht sein, das attackiert die Arbeitskraft der Männer. Carlinas Warnung wird kommentarlos hingenommen. Sie erwartet auch keine Antwort und geht weiter.

      In den nächsten Tagen spielen die Bruchsaler anständiger, bleiben aber die wildeste Mannschaft, gewinnen jedes Spiel. Auch Zoratom gewinnt jedes Spiel, aber nicht so deutlich und mit weniger Aufwand. Hat demnach ein schlechteres Torverhältnis. Aber die Mannschaft mit den meisten Punkten oder dem besten Torverhältnis gewinnt den vom Rat kreierten Goldpokal. Wobei der Pokal weniger wiegt als die Ehre des Sieges. Jeder weiß auf was das hinausläuft. Auf das Spiel der Spiele, wenn die Eigenen auf Bruchsal treffen. Wie es bislang aussieht, würde den Bierbrauern ein Unentschieden reichen, um den Prestigeträchtigen Sieg einzufahren.

      Nach drei Spielen gehen die Mannschaften auf dem Zahnfleisch, ein Ruhetag wird eingelegt. Bevor es am letzten Spieltag gegeneinander geht, müssen die Einheimischen und Bruchsal noch die schwächsten Mannschaften niederringen. Das sind die Schwarzwälder und Straßburger. Wobei die Straßburger, die die Bruchsaler nicht ausstehen können, weil sie von ihnen nie mit Bier beliefert werden, mehr Widerstand leisten werden. Richard hofft, mit den Schwarzwäldern leichtes Spiel zu haben, um sich für das Finale schonen zu können. Er ändert die Strategie. In den letzten beiden Begegnungen will er selber mitspielen. Was Fußball anbelangt, ist er nicht nur der unbestrittene Experte, er ist auch ein sehr guter Spieler mit besonderen Fähigkeiten. Fähigkeiten, die er sich durch unermüdliches Studieren der Bücher und Filme angeeignet hat. Richard kann Dinge, die andere mit einem Ball nicht fertigbringen. Und die will er am freien Tag üben. Mit seinen Mitspielern verlässt er das Dorf, reitet in die Ebene und übt im Geheimen, auf einer gemähten Wiese, an einem improvisierten Tor.

      Bruchsal und Straßburg dürfen morgens bei noch gemäßigten Temperaturen spielen. Die Straßburger haben nichts zu verlieren und hacken schamlos nach dem Ball und den Beinen des Gegners. Zur Pause steht es sensationell noch null zu null. Danach gelingt den Bruchsalern ein Tor. Und noch eins. Die Straßburger werden wütend und gehen dazu über, den Gegner nieder zu säbeln. So wie sie es bei den Bruchsalern im ersten Spiel gesehen haben. Leider regiert der Schiedsrichter, durch Carlina sensibilisiert, inzwischen empfindlich auf die Hackerei. Er wagt es und schickt einen Spieler vom Platz. Die Straßburger bestürmen den Unparteiischen, fordern die Rücknahme der Entscheidung. Als er geschupst wird brüllt der Schiedsrichter laut: „Ich kann das Spiel auch abbrechen.“ Da besinnen sich die Spieler, hacken aber unbeirrt weiter. Nach dem vier zu null für Bruchsal, fliegt der zweite Straßburger vom Platz. Der Rest der Mannschaft sammelt sich vor dem eigenen Tor und mauert. Den Bruchsalern gelingt gegen die dezimierte Mannschaft, zum Gespött der Zuschauer, nur noch ein Tor.

      So wild entschlossen und aggressiv die Bruchsaler auch sind, so viele Tore sie auch geschossen haben, gilt trotzdem Richards Mannschaft als Favorit. Denn seine Mannschaft hat das was anderen fehlt: Ballsicherheit. Um das Turnier zu gewinnen, reicht ihnen gegen Bruchsal ein eins zu null. Wenn den Bierbrauern drei Punkte fehlen, nützen ihnen auch hundert Tore nichts.

      Beim Spiel gegen die Schwarzwälder schiebt Zoratom den Ball, ohne groß aufzudrehen, hin und her. Der Gegner kommt nur selten ans Leder. In der ersten Halbzeit gelingen, in einem manierlichen und wenig aufregenden Spiel, zwei Tore. Nach der Pause läuft mit seinen Leuten Richard auf das Feld. Ein Raunen geht durch die Zuschauer. Fußballfans die ihn kennen, hoffen auf mehr Unterhaltung. Unter seiner direkten Regie unterliegt das gegnerische Tor gewaltigem Druck. Schon beim nächsten Eckball begreifen die Zuschauer weshalb nun auch der Trainer mitspielt. Richard kann mit seinen dicken Schenkeln weite und wunderschöne Bögen schießen. Er schießt von der Eckfahne den Ball ins hintere obere Eck des Tores. Die Straßburger sind wie gelähmt. Die Zuschauer toben. Den zuschauenden Bruchsalern fallen die Kinnladen herunter. Bei einem Freistoß am Sechszehnmeterraum, donnert Richard den Ball an der Mauer vorbei ins Tor. Er schickt seine Stürmer und dirigiert seine Abwehr, seine Mannen sind wild entschlossen den Gegner nicht mehr an den Ball zu lassen. Der wird vor dem eigenen Tor eingeschnürt. Dennoch versuchen es die Schwarzwälder immer wieder mit Kontern. Beim Stand von neun zu null gelingt ihnen sogar ein Treffer. Danach versenkt Richard noch einen weiteren Fernschuss im Netz. Es endet zehn zu eins.

      Die Bruchsaler sind vorgewarnt. Abends schickt Grissly einen Jungen an deren Lagerfeuer, um zu lauschen. Die Bierbrauer sind sich einig, dass zuerst dieser Spielertrainer ausgeschaltet werden muss, wenn sie das Spiel gewinnen wollen. Der Junge rennt zu Richard und meldet das. Doch der hat schon eine Strategie, die das verhindern soll. Die Mannschaft macht sich ganz andere Sorgen. Wie sollen sie im Falle des Sieges an das begehrte Bier kommen? Werden die Bruchsaler, wenn sie unterliegen, das dem Sieger zustehende Gesöff herausrücken? Wollt ihr, fragt Richard seine Leute, um von Bier besoffen zu sein, freiwillig verlieren?

      Unter den Spielern der Bierbrauer gibt es einen mit einem primitiven Bulldoggen Gesicht, der die meisten Fouls begeht. Richard ist sich sicher, dass der auf ihn angesetzt wird. Per Los hat Zoratom Anspiel. Und gibt den Ball vorerst nicht mehr her. Sobald ein Bruchsaler in die Nähe des Balles kommt, wird abgespielt. Wie von Zauberhand steht immer einer annahmebereit parat. Bei Ballverlust pfeift Richard der Abwehr, die tief gestaffelt dem Gegner den Raum eng macht. Fast jedes Mal gelingt es die Flanken des Gegners abzufangen. Aber meistens bleiben die Bälle in den eigenen Reihen. Nach einer Viertelstunde kapieren die Zuschauer was abgeht. Richards Leute bewegen sich in Dreiergruppen über den Platz, deshalb ist auch immer einer anspielbar. Nur selten leisten sie sich einen Fehlpass. Es ist zwar eine langweilige Hin-und-her-schieberei, aber eine effektive. Die Gäste sollen sich müde laufen. Nach zwanzig Minuten schießt die Mannschaft mit dem höchsten Spielanteil endlich ein Tor.

      Besonders dem einen Bruchsaler schwillt der Kamm. Die Bulldogge sucht explizit Richards Nähe. Versucht ihn hautnah zu decken, drängt sich ihm entgegen, Richard bekommt keinen Ball mehr. Als er sich mal kurz lösen kann und den Ball annimmt, zieht die Dogge mit dem rechten Fuß voll durch. Rechnet damit, dass Richard den Ball abgibt und dass dort, wo zuvor der Ball war, gleich sein Knöchel sein wird.

      Jedoch, Richard lässt den Ball stehen, press ihn mit aller Kraft seines muskulösen Beins auf den Boden und der Gegner donnert voll drauf. Ein Schmerzensschrei ist die Folge. Die Dogge humpelt, kann nicht mehr auftreten, wird von zwei Mann gestützt zum Spielfeldrand geschleppt. Vermutlich mehrfacher Bänderriss, diagnostiziert Kim. Ein Ersatzspieler kommt auf den Platz. Gleich darauf fällt das zwei zu null, schön mit Kurzpässen herausgespielt. Die Bruchsaler geben nun den Wirbelwind, machen das Spiel unübersichtlich und schießen in einem Wirrwarr von bestimmt zwanzig Beinen ein Tor. Jetzt sind sie völlig entfesselt, können nicht mehr anders und beginnen zu holzen. Zoratom bekommt einen Elfmeter zugesprochen, worauf der Schiedsrichter geschützt werden muss. Richard verwandelt. Ungestüm rennen die Bruchsaler auf das gegnerische Tor zu, verlieren aber zu oft den Ball, was in einen Konter mündet, den die Bruchsaler wieder nur durch ein Foul stoppen können. Freistoß Richard. Doch sein Schuss geht offensichtlich weit am Tor vorbei. Alle verfolgen, wie der Ball am hinteren Pfosten in den Zuschauern verschwinden wird. Der Torwart und die Mauer reagieren erst gar nicht. Während dem Flug dreht sich der Ball wie verrückt, beschreibt