Marc Dorpema
Jenseits der Augenlider
Garandors Licht
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Inhaltsverzeichnis
I
Ein verlorener Sonnenstrahl fiel durch die knarrenden, hölzernen Fensterläden auf Garandors Gesicht. Mit der allmählich schwindenden Verwirrung des öligen Halbschlafes begannen seine Sinne sich zu ordnen. Er schlug zuerst das eine, dann, zögerlich, beide Augen zur selben Zeit auf. Plötzlich war der Zwerg hellwach – heute fand der Steinmetz-Wettbewerb in der Festung Eisenturm statt. Garandor durfte auf gar keinen Fall fehlen; dieser Wettkampf war von immenser Bedeutung für ihn, denn schließlich waren Zwerge zweifelsohne die stolzesten Geschöpfe der Insel und das Erschaffen von beeindruckenden Skulpturen und Gravuren ihre Kunst.
Rasch streifte er sich ein leichtes, braunes Hemd über, zog sich eine abgewetzte, lederne Hose an und griff im Laufen nach Hammer und Meißel. Seine Chancen standen gut, und das wusste er auch. Nur sein ärgster Konkurrent, der stämmige Baldon, war ihm gewachsen. Auf seinem Weg durch die enorme Festung traf er einige Freunde und Bekannte, von welchen ihm beinahe alle Glück wünschten.
Eisenturm war eines der imposantesten und mächtigsten Bollwerke im Osten Santúrs. Die Trollkriege waren seit dreißig Wintern vorbei und das Land und die Bevölkerung genasen allmählich von den Folgen. Glücklicherweise hatten die ärgsten Kämpfe seine Heimat verschont, da die Festung zu weit im Osten der Insel thronte.
Stolz füllte Garandor als er an seinen gemeißelten Verzierungen an den Toren vorbeischritt. Er war ein begnadeter Steinmetz, hatte sogar einige der Kunstwerke in der Festhalle des Königs geschaffen. Doch ihm missfiel das Kämpfen. Dies war zwar ein äußerst ungewöhnliches Attribut für einen Zwerg, doch er befand den ständigen Drang nach Blut und Krieg und toten Orks als abstoßend. Er würde niemals ein Leben nehmen, das schwor er sich. Am beeindruckenden