Ein kreisrunder leuchtend roter Feuerball senkt sich dem schwarzen Horizont entgegen. Es ist totenstill aber mit einem male erwachen die tausendfachen Geräusche der hereinbrechenden Nacht. Ihre starken Gläser sind auf die Tränke gerichtet. Aber vergeblich. Still liegt der kleine See mit seinem von zahllosen Tierspuren übersäten schlammigen Ufer im aufkommenden Mondlicht. Die Zeit verrinnt und sie schlüpfen in ihre warmen Jacken.
„Schuss nicht gut!“ sagt Jim. „Gar nicht gut, heute keine Tiere mehr besser morgen früh!“
Später sitzen sie in Kerzenlicht an der glatt polierten Tafel aus schwarzem Ebenholz. Andres Tischnachbarin ist eine schwarze etwa zwanzig Jährige Schönheit. Das ungeschminkte Gesicht umrahmt von auffallend glatten Schulterlangen offenem Haar ist still und ebenmäßige
„ Wir haben Marina als kleines Waisenkind bei uns aufgenommen“ erklärt Herr Schneider. „Wir selbst hatten keine Kinder. Jetzt studiert sie in Bloomfonthain aber in den Semesterferien hilft sie mir hier auf der Lodge anstelle meiner vor einem Jahr verstorbener Frau.“ Er füllt die Gläser nach.
„Und welche Fächer haben sie belegt?“ fragt Andre.
„Sozialkunde und Psychologie!“ antwortet sie leise. „Mich interessiert vor allem das Sozialverhalten in den Dörfern der Eingeborenen und die Stammesstrukturen.“
Während der Hauptgang Afrikanisches Huhn aufgetragen wird und sich Herr Schneider mit Andres Begleiterin über Politik unterhält fragt Andre neugierig geworden nach der medizinischen Versorgung in den Dörfern.
„Im wesentlichen liegt sie in den Händen des Buschdoktors.“ antwortet sie leicht lächelnd. „Nur im Notfall wird nach medizinischer Hilfe in einer der weit verstreuten Krankenstationen gesucht die von Krankenschwestern betreut werden. Aber wenn es Sie interessiert: ich gehe morgen in unser Nachbardorf in dem auch die Angestellten der Loge leben und sie können gerne mitkommen. Dann erfahren sie mehr darüber.“
Bei einem Night Cap vor dem offenen Kamin verabreden sich Andre für den morgigen Tag während seine Begleiterin mit ihrem Gastgeber erneut zur Tränke fahren möchte.
Langsam schlendern sie zu ihren Bungalows.
„Heute im Flugzeug.....“Sie unterbricht Andre. „Bitte um alles in der Welt erinnern Sie mich nicht daran. Es war furchtbar!“
„Aber Sie selbst klärten mich doch während des Festbanketts über das hohe Risiko eines Harnwegsinfektes bei voller Blase auf!“
„Aber quasi ungeschützt und dazu noch in Gegenwart von zwei Männern vor mir!“
„Bei dem Motorenlärm und mit den Kopfhörern?“
„ Mit und ohne Kopfhörer! Versetzen Sie sich doch in meine Situation!“ Sagt sie hitzig.
„Ich versuche es zumindest. Der Pilot jedenfalls entleerte nach der Landung seine Blase ungeniert hinter der halbgeöffneten Türe. Demnach gibt es offenbar Unterschiede zwischen Männern und Frauen!“
„Nicht nur. Während unserer Fahrt zur Ranch hielt unser Fahrer mitten im Busch an und verschwand hinter einem weit abgelegenen Baum. Offenbar ist das Schamgefühl der Schwarzen wesentlich ausgeprägter als bei unserem Piloten!“
„In diesem Punkte gebe ihnen recht. Übrigens nicht nur bei Schwarzen! Das gleiche Schamgefühl beobachtete ich bei den Sherpas in Nepal. Auch diese entfernten sich immer weit weg von unserer Treckinggruppe!“
Sie waren vor seinem Bungalow angekommen.
„Beneiden sie unseren Gastgeber nicht im Stillen um seine schöne Ziehtochter?“ Ihre Stimme hat den leicht metallenen Klang von Frauen die einen ganzen Abend lang in Gegenwart von Jüngeren und vielleicht auch Schöneren verbrachten.
„Ebenso“ antwortet Andre „können sie mich um die Gesellschaft mit ihnen beneiden. Aber kommen sie doch wir können noch mit einen Whisky aus meinem eisernen Vorrat auf die Errettung vor der Schlange anstoßen!“.
„Sind sie sicher von einer errettet, nicht einer weiteren zum Opfer zu fallen?“ sagt sie lachend.
„ Nun in der Abschätzung von Risiko und Gewinn“ antwortet er und öffnet die Eingangstüre „ könnte es nicht auch zu einem Rollentausch kommen?“
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