Danke mein Stein, dass du mir geholfen hast, ein wenig meines Makels los zu werden. Offenbar hattest du diese Niederkunft als Stein, um anderen Menschen bei deren Reinigung zu helfen - eigentlich - natürlich - rief Liebe aus. Eigentlich erfüllt dieser Stein dieselbe Aufgabe, wie Liebe der Medizinmann seines Stammes.
Währenddessen floss Liebe dem nächsten Stein entgegen um erneut das Spiel der Reinigung zu vollziehen. Immer und immer wieder säuberte Liebe sein Kleid, ehe er nach einer finsteren langen Zeit von weitem ein Licht sehen durfte.
Liebe war den Steinen unendlich dankbar, denn er wusste, dass er nur in einem sauberen Kleid weiter nach oben konnte. Darüber hinaus erfüllte sich sein Herz mit Dankbarkeit dafür, dass er seinen Weg der Wanderschaft und Reinigung gehen durfte, während der Stein auf seiner Stelle liegen bleiben musste - zumindest bis ein Vulkan oder Erdbeben ihn an die Oberfläche des Lichtes schleudern würde. Dann würde auch er durch Hitze zur Transformation und Reinigung gelangen. Möglicherweise würde er dann als wunderschöner Edelstein seinen Weg weiter gehen. Möglicherweise war das genau jene Weise, auf der er geführt würde.
Inzwischen hatte sich Liebe mit anderen Wassertropfen gesammelt und ist zu einem kleinen Bächlein geworden. Mit vereinter Kraft - ganz genau wie bei den Menschen gelang es ihnen einen Weg zum Licht zu finden und dort als saubere erfrischende Quelle neuen Aufgaben für andere Wesenheiten zur Verfügung zu stehen. Möglicherweise würde sich ein Mensch an ihnen laben und durch sie zu neuer Kraft gelangen. Vielleicht würden sie die Lasten eines Schiffes tragen, welches Menschen ihnen anvertrauten, oder sie würden zu den Menschen in ihre Behausungen gelangen um diese dort zu säubern. Immer mehr verstand Liebe, das so manche Wesenheit dieser Erde - ja vielleicht sogar alle ihre Niederkunft hatten um einander bei der Reinigung zu helfen. Und so würden diese Wassertropfen eines Tages am großen Meer anlangen um dort das Salz des Lebens hinter sich zu lassen und gegen Himmel zu schweben.
Möglicherweise müsste solch ein Tröpfchen tausende Male den Weg des Kreislaufes gehen - so wie es auch den menschlichen Seelen bestimmt ist. Aber wie, wie sollte dann das Ende dieser langen Reise aussehen? Wie würde es einem Regentropfen gelingen jemals höher hinauf zu kommen, als zu den Wolken? Angeblich sollten die Menschen so etwas wie Raketen haben - auch wenn der Medizinmann noch nie eine gesehen hatte und wer weiß vielleicht verirrt sich solch ein Tropfen dann eines Tages in solch ein Ding. Oder es kommen Wesenheiten von anderen Sternen die uns holen, oder - oder - Liebe konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, denn inzwischen erwachte er wieder am Rande jenes Baumes, bei welchem er zusammengesackt war. Die Antwort auf seine letzte Frage musste er ein anderes Mal finden, vielleicht auf einer anderen Reise.
Gib von allem, worüber du verfügst - so hatte seine Reise begonnen und unterwegs hatten ihm alle Wesenheiten von dem gegeben, worüber sie verfügt hatten - selbst dann, wenn sie sich scheinbar Liebe in den Weg gestellt hatten. Liebe dankte ihnen dafür und als er seine Augen langsam öffnete, sah er direkt über sich einen wunderschönen funkelnden Regenbogen. Es waren seine Freunde des Flusses, welche ihm ein letztes Mal zuwinkten, bevor sie Hand in Hand mit dem Sonnenuntergang im Nichts verschwanden.
Obwohl es Liebe brennend interessierte zu welchem Ziel sie unterwegs waren, so besann er sich doch auf seine innere Freude, dies alles erlebt zu haben und es auch erleben zu dürfen. Liebe verstand, dass die Dankbarkeit stets der Freude folgt und so freute er sich schon darauf, wieder einmal dankbar sein zu dürfen.
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