„Und sagen Sie der Person, dass ich keine Zeit zu verlieren habe. Ich möchte meine schwangere Frau schnellstmöglich nach Deutschland bringen, dafür bin ich auch bereit, richtig gut zu bezahlen.“
„Sie können sich auf mich verlassen. Geben Sie mir Ihre Handynummer, unter der ich Sie erreichen kann. Ich melde mich telefonisch oder schicke Ihnen eine SMS. Wenn Sie diesbezüglich wieder zu mir kommen, dann benutzen Sie den rückwärtigen Eingang. Und achten Sie bitte darauf, dass Ihnen niemand folgt.“
„Ich werde darauf achten. Bitte melden Sie sich, so schnell wie möglich.“
Dann stand Karim auf, ohne auf das Essen zu warten und verließ das Café. Als er die Straße entlangging, auf der Suche nach einem Taxi, hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden.
7
„Natürlich kenne ich den Yacht Club Istioploikos. Ein exklusiver und teurer Laden“, sagte Kommissar Laskari durch das Telefon. Seine Stimme klang nicht übermäßig erbaut. „Ich glaube, es ist besser, wenn Sie nicht allein hinfahren. Es darf jedoch nicht Labolas sein, da ich vermute, der Laden ist in dämonischer Hand.“
„Wie kommen Sie darauf?“, erkundigte sich Karim, der beschlossen hatte, sich offen mit dem Kommissar über das weitere Vorgehen zu beraten.
„Kein Mensch kann ohne die Hilfe der Dämonen so reich werden, wie es die Reeder in Piräus geworden sind. Ich vermute sogar, die meisten reichen Reeder sind selbst Dämonen, daher sollten wir vorsichtig sein bei diesem Club.“
„Dann nehme ich meine Schwester mit.“
„Wie alt ist Selma?“
„Äh ... sie wurde vor wenigen Tagen sechzehn Jahre.“
„Sie können kein minderjähriges Mädchen in einen Nachtclub mitnehmen. Sie müsste sich am Eingang ausweisen. Und was dann?“
„Da haben Sie recht.“
„Ich werde Sie begleiten und beschützen, wenn es sein soll. Das habe ich der Prinzessin versprochen. Der Hafen von Piräus ist ziemlich verrufen. Was haben Sie davon, wenn man Ihnen in einer finsteren Ecke eins über den Schädel zieht?“
„Trotzdem. Ich fahre lieber allein hin“, erklärte Karim entschieden. „Kommen Sie morgen Vormittag ins Delta Hotel. Es kann sein, dass ich etwas Interessantes herausgefunden habe.“
„Sie machen mir Spaß!“, knurrte Laskari. „Darf ich vielleicht erfahren, um was es sich handelt?“
„Es ist besser, ich erzähle es Ihnen morgen persönlich. Ich traue den Handys nicht, habe die Bedenken, dass wir abgehört werden.“
„Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen im Yacht Club. Nehmen Sie ausreichend Geld mit, der Laden ist teuer!“
Es knackte kurz in der Leitung. Der Kommissar hatte das Gespräch abrupt beendet.
Als sich Karim dem Yacht Club näherte, drang gedämpfte Musik heraus. Er bezahlte fünfzig Euro Eintritt, betrat das innere Reich und war sofort von der Sauberkeit und Eleganz beeindruckt. Nicht, dass Karim viel Vergleiche kennen würde, aber er spürte sofort, dass es sich hier um einen exklusiven Kreis handelte.
Er setzte sich an die mit Messingblech beschlagene Mahagonibar und ließ sich von dem Barkeeper ein Glas Mineralwasser reichen.
„Sie trinken keinen Alkohol, Herr Al Sayed? Oder darf ich Karim sagen?“
Er erkannte eine weibliche Hand, die sich ihm entgegenstreckte, mit langen, lackierten Fingernägeln und klirrendem Silberschmuck am Gelenk.
„Mein Glauben verbietet den Alkohol. Und ja, zu Ihrer zweiten Frage, Sie können gerne Karim zu mir sagen.“
„Dann wechseln wir zur persönlicheren Du-Form, Karim.“
„Sehr gerne.“
Sofia Vangelis schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung wie eine elegante, verspielte Raubkatze auf den hohen Barhocker neben Karim.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist, Karim. Wie gefällt dir der Club?“
„Ausgezeichnet. Es ist fast so elegant wie in meiner Heimat“, antwortete Karim und grinste die Schwarzhaarige frech an.
„Ja, sicher, das glaube ich sofort. Für diesen Witz darfst du mir ein Glas Champagner spendieren“, sagte Sofia und lächelte zurück.
Karim bestellte beim Barkeeper.
„Hast du deine dringenden Geschäfte unterbrochen?“
„Ja.“
„Wegen unserer Verabredung? Für mich?“
„Ja.“
„Du bist süß. Was sind das eigentlich für Geschäfte, die dich nach Athen geführt haben?“
„Ich bin im Auftrag einiger sehr bedeutender Personen in der Stadt.“
„Und Näheres über diesen Auftrag wirst du mir nicht sagen dürfen, oder?“, hauchte Sofia mit einer Spur Erotik in der Stimme.
„Hm. Nein“, stammelte Karim, der, seinen männlichen Genen geschuldet, sofort auf diesen Hauch Erotik reagierte.
Sie schüttelte leicht enttäuscht den Kopf. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihr in die Stirn. Sie wischte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung zurück.
„Du wolltest mir Athen zeigen“, sagte Karim und war bestrebt, das Thema zu wechseln.
„Natürlich.“
„Hast du morgen Nachmittag Zeit?“
„Ja.“
„Wo wollen wir uns treffen?“
„Du darfst mir eine Handynummer geben. Ich schicke dir eine Nachricht, bezüglich der Zeit und dem Ort, einverstanden?“
„Ja. Ich freue mich“, erwiderte Karim und diktierte der Schwarzhaarigen seine Handynummer.
„Bleibst du solange hier, um mir beim Tanzen zuzusehen?“
„Worauf du dich verlassen kannst. Das war doch der Grund meines Kommens. Ich freue mich bereits darauf. Was wirst du denn tanzen?“
„Ich führe jeden Abend den gleichen Tanz vor. Den Schwertertanz der Göttin Harthor.“
„Ich habe noch nie von einer Göttin Harthor gehört.“
„Es ist die ägyptische Göttin der Liebe.“
„Aber warum Schwerter?“
„Die Göttin hat damit ihre Familie beschützt. In meinem Tanz spiele ich mit zwei alten ägyptischen Schwertern, deren Klingen mit einer brennbaren Flüssigkeit eingeschmiert werden. Das Licht wird ausgeschaltet und nur die Schwerter sind zu sehen.“
„Und welches Kostüm wirst du dazu tragen?“
„Lass dich überraschen, Karim. Aber es ist sehr freizügig ...“
In diesem Moment fiel ein Schatten zwischen die beiden. Karim blickte auf. Ein Mann stand hinter ihnen und musterte den jungen Gast.
Sofias hübsches Gesicht zeigte Unmut. Es schien ihr nicht recht zu sein, dass sie gestört wurde. Aber sie nahm sich zusammen.
„Karim, darf ich dir Jannis Nikiforos vorstellen? Ihm gehört der Yacht Club.“
Der Mann lächelte Karim breit an. Er hatte ein sympathisches Gesicht und sah aus wie ein kaum erwachsen gewordener Student. Das schwarze Haar war modisch kurz frisiert. Er trug einen eleganten, dunklen Abendanzug und glänzende Lackschuhe.
„Es freut mich, Sie hier begrüßen