Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerstäcker Friedrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753135984
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ausläuft. Das Gehörn ist außerdem nicht glatt, sondern die ganze Länge hinaus wie mit dem Finger rund herum eingedrückt.

      Ein ganz ähnliches Gehörn hat die Semaringi-Anti lope, nur natürlich viel stärker und ein klein wenig anders gebogen wie die Gazelle. Die Semaringi-Antilope ist aber auch im Wildpret meistens zwei- oder dreimal so stark, sonst aber in der Lebensart der Gazelle vollkommen gleich, nur wo möglich noch scheuer. Es gelang uns nur sehr wenige davon zu erlegen. Sie hat wie die Gazelle eine braungelbe Färbung, aber die hintere Hälfte der Keulen ist, wie der /95/ Bauch, vollkommen weiß. Auch bei diesen Antilopen haben die Geisen aufgesetzt und tragen nur etwas schlankeres, dünneres Gehörn wie der Bock, der unter seinem tüchtigen Kopfschmuck gar stattlich einherschreitet. Das Wildpret ist vortrefflich.

      Außer diesen kommt in der Samhara auch noch, wie in den Bergen, die kleine Zwergantilope vor, bei der der Bock ein paar zierliche kleine Spieße auf hat. Die Zwergantilope ist an Körper etwa unseren Hasen gleich, mit schlanken allerliebsten Läufen und leicht gefleckt, ja sieht fast einem frisch gesetzten Wildkalb ähnlich. Dabei ist ihr Wildpret süßlich und man ißt cs sich leicht zuwider, ja man schießt die Thiere zuletzt sogar mit Widerwillen, weil es gerade einem Wildkalb so ähnlich sieht, und ich habe später auch nur darauf geschossen, wenn ich für die Nacht vielleicht eine Lockspeise brauchte. Sie sind übrigens wenigstens viermal so groß wie der javanische Zwerghirsch.

      Außer diesen soll es in der Samhara noch die große Oryx-Antilope geben, mit langem geraden Gehörn, sie wurde aber aus dem Strich, den die Expedition nahm, nirgends angetroffen. Man darf übrigens nicht etwa glauben, daß alle diese Antilopen und Gazellen in großen Mengen vorhanden und gar vertraut wären. Was an Wild dort vorkommt, ist außerordentlich scheu, und man kann viele Stunden lang bürschen, ohne auch nur ein einziges Stück zu Gesicht zu bekommen. Jedenfalls ist die Jagd hinlänglich schwierig und beschwerlich, um interessant zu sein. Strauße sollen in der Samhara manchmal vorkommen und Einer der Herren traf am vorletzten Tag auf seinem Bürschgang vier; die andere Gesellschaft dagegen nicht einen einzigen, ja nicht einmal im Sand die doch leicht kenntlichen und auffallenden Fährten.

      Giraffen und Elephanten kommen in der Samhara gar nicht vor; die letzteren treffen wir aber wunderbarer Weise schon in den steilen, alpenähnlichen Hängen der Gebirgskette; welche die Bogosländer von dem Küstenstrich trennt, und dort scheinen sie sich vorzugsweise von den jungen Olivenzweigen zu nähren, die in einigen Districten in großer Menge wild wachsen. /96/

      Die Jagd auf Elephanten ist an diesen Stellen außerordentlich beschwerlich, denn der Jäger muß ungeheure Strecken weit in den steilen, dornbewachsenen Hängen umherklettern, ehe er dies sehr scheue Wild nur zu Gesicht bekommt. Große Vorsicht ist dabei unumgänglich nöthig, denn einmal beunruhigt, verlassen die Elephanten augenblicklich den ganzen District und wandern dann enorme Strecken weit, ehe sie sich wieder sicher fühlen und auf's Neue ihren festen Aufenthalt nehmen.

      In diesen Gebirgen kann der Elephant natürlich nur an gebürscht werden und es ist rathsam, daß bei dieser Jagd mehrere Schützen zusammen sind, um einem angeschossenen gleich eine Anzahl von Kugeln aufzusetzen. Eine einzelne Kugel kann ihn tödten, aber der Fleck in der großen, hellen Körperfläche ist klein und unsicher zu treffen. Der sicherste Fleck soll dicht hinter dem Gehör sein, und zwar in der Vertiefung der Knochen.

      Diese Jagd kann gefährlich werden, wenn auf dem rauhen, keine rasche Bewegung erlaubenden Boden der Jäger dem ungeschlachten Wild gerade in den Weg kommt, oder sich unnöthiger Weise sehr bemerkbar macht. Der Elephant ist nicht sehr ängstlich mit Ausweichen und was er, mit dem Gewicht natürlich, unter den Fuß bekommt, ist rettungslos verloren.

      Die Eingeborenen jagen den Elephanten ebenfalls, und zwar mit ihren alten Gewehren, bürschen sich dann aber stets dicht an ihn an. Uebrigens ist es ganz unnöthig, daß die Kugel, mit der ein solches Thier erlegt werden soll, eine eiserne Spitze haben oder überhaupt Spitzkugel sein muß. Auch die runde Kugel schlägt, auf nicht zu große Entfernung, überall durch die Decke und macht jedenfalls eine bessere Wunde als die Spitzkugel, die, meiner Meinung nach, das Schlechteste ist, was ein Jäger auf Wild verschießen kann - wenn er nicht eben ganz ausgezeichnete Hunde bei sich hat. Wo das aber nicht der Fall ist, kann man sich fest darauf verlassen, daß man sehr häufig ein noch so gut geschossenes Wild verlieren wird, weil es mit einer Spitzkugelwunde ganz unverhältnißmäßig wenig schweißt.

      Vom Elephanten werden, wie bekannt, die Fangzähne /97/ genommen, und die Eingeborenen schneiden sich noch außerdem zwei runde Stücken Decke aus den beiden Schulterblättern, aus denen sie ihre runden Schilde verfertigen. Aus dem Fleisch scheinen sie sich wenig oder gar nichts zu machen, oder essen es auch vielleicht nur deshalb nicht, weil sie dem noch lebenden Thier nicht nahe genug kommen können, um es, wie es ihnen ihre Religion gebietet, abschlachten oder schächten zu können.

      In den Gebirgen selber treffen wir aber auch noch anderes Wild, und zwar vor allem andern die Sassa-Antilope oder afrikanische Gemse - nicht mit dem Gemsbock des Cap zu verwechseln, der ein ganz anderes und viel größeres und stärkeres Wild ist, auch außerdem nicht die geringste Aehnlichkcit mit einer Gemse hat.

      Die Sassa-Antilope, ein viel kleineres und schlankeres Thier jedoch wie unsere europäische Gemse, ähnelt dieser, wenn man sie, besonders von Weitem, auf einem spitzen Stein stehen oder in den Felsen herumklettern sieht, außerordentlich. In der Nähe fällt dieser Unterschied aber bedeutend weg, denn in ihren einzelnen Theilen zeigt sie wohl eine Verwandtschaft mit der Gemse, aber weiter nichts. Wie diese, liebt sie jedoch felsiges Gestein zu ihrem Aufenthalt und kommt nie in das flache Land herunter. Sie klettert ebenfalls ganz ausgezeichnet und geht besonders über die schrägen und glatten Granitplatten mit einer Sicherheit, mit der es ihr kein anderes Thier ihres Geschlechts, ihre Base, die Gemse, ausgenommen, gleichthun könnte.

      Der Bock trägt ein nicht sehr langes, aber gerades und sehr spitzes Gehörn, ziemlich ähnlich wie die Zwergantilope, nur natürlich etwas größer. Die Geis hat dagegen, unähnlich der europäischen Gemse, nicht auf.

      Merkwürdig bröckelig ist das Haar der Sassa, sehr rauh und grob dabei, von heller, fast weißer Farbe, bis oben am Ende, wo es sich dunkelbraun ausschattirt und in eine flache, hellgelbe Spitze ausläuft. Es biegt sich aber gar nicht, sondern knickt bei dem geringsten Versuch dazu ein. Die Farbe der Sassa, wenn sie draußen im Gebirg steht, ist eine braungraue, ähnlich den Granitblöcken, zwischen denen sie sich aufhält. Sie ist ziemlich häufig. /98/

      Mit der Sassa bewohnt noch eine prachtvolle andere Antilope die nämlichen Gebirge, und zwar die Kudu-Antilope.

      Die Kudu-Antilope ist die stärkste, die uns zu Gesicht gekommen. Nur der Bock hat auf, und zwar ein mächtiges gewundenes Gehörn, das ihm ein ganz imposantes Ansehen giebt. Die Farbe der Kudu-Antilope ist lichtbraun mit an der einen Seite drei, an der andern vier mattweißen schmalen Streifen, die vom Rückgrat nach dem untern Theil des Wanstes hinablaufen. Nur ein einziger Bock wurde von der Expedition angetroffen und erlegt, so viel Thiere desselben Geschlechts auch zu Gesicht und Schuß kamen. Dieser Bock wog, mit dem Aufbruch, sicherlich seine sechshundert Pfund (genau gewogen konnte er natürlich droben nicht werden) und war ein mächtiges Thier von wildem, trotzigem Aussehen. Die Thiere sind aber ebenfalls nicht klein und wenigstens so groß wie ein starkes Altthier in den Tyroler Bergen - bekanntlich die stärksten an Körper in Europa.

      Dieser Bock stand einzeln, jedenfalls geht er aber zu gewissen Jahreszeiten mit dem ganzen Rudel zusammen; in dieser Zeit aber, in der wir die Berge durchstreiften, waren in den Rudeln nur Thiere und Kälber, und die Rudel zwar sehr klein, nur höchstens fünf oder sechs Stück, die sich nur sehr schwer ankommen ließen. Es wurden auch nur drei Stück im Ganzen erlegt.

      Sauen giebt es ebenfalls in den Gebirgen, und zwar eine ganz wunderliche, rothfuchsige Art mit herunterhängendem Gehör und außerordentlich starkem Gewehr, aber sie sind selten und scheu, und wir waren nicht im Stande, eine davon zu erlegen, auch freilich nicht in der Gegend, wo sie sich am meisten aufhalten sollen.

      Ich selber begegnete eines Tages, als ich einen Platz wieder aufsuchte, wo ich am vorigen Tag eine einzelne Sau angetroffen, einem den Hang herabkommenden Honigdachs, der erste, der, wie ich glaube, in Abyssinien geschossen ist. Es war an einer Stelle, wo es sehr viele Frankolinhühner gab, und ich hatte