Wenn man in Europa afrikanische Jagd erwähnen hört, so denkt man gewöhnlich an die massenhaften Wildzerstörungen eines Cumming, Gerard13 usw.usf. und bevölkert im Geist den ganzen ungeheuern Continent mit einer wahren Unzahl von Raubthieren, Elephanten, Giraffen, Straußen etc.
Die Berichie der verschiedenen Naiurforscher, denen wir hauptsächlich Nachrichten über jene Länder verdanken, tragen dazu nicht wenig bei, denn Naturforscher sind sehr selten, fast nie wirkliche Jäger, wenn sie auch gern und viel schießen. Es ist auch ganz natürlich, denn sie gehen nur darauf aus, besondere Species von Thieren zu finden, und ein kleiner neuer Vogel interessirt sie viel mehr, als ein in allen zoologischen Gärten schon vorhandenes Raubthier. Sie schießen deshalb, wo sie etwas Interessantes finden, und zerstören sich mit dem Knall vielleicht die wundervollste Jagd für den ganzen Tag. Ihre Berichte über Jagd sind deshalb auch mit großer Vorsicht aufzunehmen, und die Heuglin'schen Schilderungen14 der Jagd in den nämlichen Strecken, welche die kleine Expedition des Herzogs von Coburg durchzog, geben dafür nur wieder den Beweis.
Man war danach berechtigt, oder wurde vielmehr verleitet zu glauben, daß jener Landstrich von Wild schwärme, eine /92/ Hoffnung, die sich allerdings nicht erfüllte. Dennoch gab es auch selbst für den Jäger manches Interessante, und dem Jäger in Deutschland wird es deshalb erwünscht sein, einen kurzen und getreuen Bericht von Jemandem über jenen Landstrich zu hören, der sich selber einen Jäger nennen darf. Ich spreche hier natürlich nur von dem District, den wir selber besuchten.
Um mit dem edelsten Wild, dem Löwen, zu beginnen, so giebt es deren in Samhara sowohl wie in den Bergen; die Fährte dieses sogenannten Königs der Wüste ist an vielen Stellen in den Sand eingedrückt, wenn wir auch - mit einer einzigen Ausnahme, wo Prinz Leiningen eine Löwin flüchtig davongehen sah - keins dieser Thiere zu Gesicht bekamen. Wie alle Raubthiere, liegt er den Tag über versteckt und geht nur des Nachts auf Beute aus, kommt ihm aber am Tag ein Mensch zufällig zu nah und hört er nur den Schritt desselben, so läuft er eben wie alle übrigen Raubthiere und versteckt sich an anderer Stelle. Dahin reduciren sich alle Mordgeschichten vom Löwen, über dessen Großmuth und die Gewalt des menschlichen Auges über ihn so viele sehr schöne Geschichten im Umlauf sind. Fühlt er sich freilich verwundet und vom Menschen, seinem Feind, bedrängt, dann wendet er sich natürlich gegen ihn, und daß er die Kraft hat ihn zu vernichten, ist sicher. Ebendasselbe thut der Hirsch und zu gewissen Zeiten selbst der Rehbock; das Nämliche thut die wilde Katze.
Es ist möglich, daß, in der Samhara15 besonders, mit einer großen Anzahl von Treibern eine glückliche Löwenjagd zu Stande gebracht werden könnte. Die Eingeborenen selber haben aber keinen Begriff von einer solchen Jagd und würden nur schwer dazu zu bringen sein, und da es nie versucht wurde, läßt sich auch weiter nichts darüber sagen. Hielte man sich übrigens Monate lang, und und zwar zu einer Zeit wo die Heerden dort weiden, in der Samhara auf, so ist es recht leicht möglich, daß man einmal nach eifrigem Bürschen einem Löwen begegnen und ihn dann auch erlegen könnte. Bei einem bloßen Durchmarsch aber wäre das nur reiner Zufall. /92/ Hoffnung, die sich allerdings nicht erfüllte. Dennoch gab es auch selbst für den Jäger manches Interessante, und dem Jäger in Deutschland wird es deshalb erwünscht sein, einen kurzen und getreuen Bericht von Jemandem über jenen Landstrich zu hören, der sich selber einen Jäger nennen darf. Ich spreche hier natürlich nur von dem District, den wir selber besuchten16.
Um mit dem edelsten Wild, dem Löwen, zu beginnen, so giebt es deren in Samhara sowohl wie in den Bergen; die Fährte dieses sogenannten Königs der Wüste ist an vielen Stellen in den Sand eingedrückt, wenn wir auch - mit einer einzigen Ausnahme, wo Prinz Leiningen eine Löwin flüchtig davongehen sah - keins dieser Thiere zu Gesicht bekamen. Wie alle Raubthiere, liegt er den Tag über versteckt und geht nur des Nachts auf Beute aus, kommt ihm aber am Tag ein Mensch zufällig zu nah und hört er nur den Schritt desselben, so läuft er eben wie alle übrigen Raubthiere und versteckt sich an anderer Stelle. Dahin reduciren sich alle Mordgeschichten vom Löwen, über dessen Großmuth und die Gewalt des menschlichen Auges über ihn so viele sehr schöne Geschichten im Umlauf sind. Fühlt er sich freilich verwundet und vom Menschen, seinem Feind, bedrängt, dann wendet er sich natürlich gegen ihn, und daß er die Kraft hat ihn zu vernichten, ist sicher. Ebendasselbe thut der Hirsch und zu gewissen Zeiten selbst der Rehbock; das Nämliche thut die wilde Katze.
Es ist möglich, daß, in der Samhara besonders, mit einer großen Anzahl von Treibern eine glückliche Löwenjagd zu Stande gebracht werden könnte. Die Eingeborenen selber haben aber keinen Begriff von einer solchen Jagd und würden nur schwer dazu zu bringen sein, und da es nie versucht wurde, läßt sich auch weiter nichts darüber sagen. Hielte man sich übrigens Monate lang, und und zwar zu einer Zeit wo die Heerden dort weiden, in der Samhara auf, so ist es recht leicht möglich, daß man einmal nach eifrigem Bürschen einem Löwen begegnen und ihn dann auch erlegen könnte. Bei einem bloßen Durchmarsch aber wäre das nur reiner Zufall. /93/
Leoparden giebt es ebenfalls in den Bergen, und vielleicht mehr als man denkt; aber in den furchtbaren Mimosendickichten und steilen Hängen ist ihnen noch viel schwerer beizukommen, wie den Löwen in der Samhara, und eine wirkliche Jagd auf sie zu machen, ganz unmöglich. Das Einzige, was man vielleicht thun könnte, wäre einen Luderplatz herzustellen und Nacht auf Nacht auf dem Anstand zu sitzen; aber selbst da würde man seine ewige Noth mit den Hyänen haben, die ganz unglaubliche Quantitäten Fleisch in einer einzigen Nacht fressen und davontragen. Auch die Jagd auf Leoparden ist deshalb keine, auf die man fest rechnen kann; der Leopard ist außerdem so scheu wie der Löwe und versteckt sich am Tage, wenn ihn nicht der Hunger heraustreibt, eben so sorfältig.
Hyänen giebt es dagegen genug, und man scheucht sie zuweilen über Tag bei einem Bürschgang auf, oder kann sie auch mit einiger Ausdauer Nachts an irgend einer Stelle bei ausgeworfener Lockspeise schießen, denn sic kommen mit der größtmöglichsten Unverschämtheit bis dicht an die Zelte und Hecken heran. Ihretwegen sind auch in der That alle Dörfer oder einzelnen Wohnungen im Land mit dichten Dornenhecken umgeben, denn es ist schon vorgekommen, daß sie, von scharfem Hunger getrieben, in die Hütten der Eingeborenen hineingefahren sind und ein gerade schreiendes Kind erfaßt und davongeschleppt haben, und was sie einmal mit ihrem furchtbaren Gebiß packen, das lassen sie auch sicher nicht wieder los.
Uebrigens sind sie, trotz ihrer Gier und Gefräßigkeit, doch ziemlich schlau und scheu, und obgleich der Herzog, Fürst Hohenlohe, Prinz Leiningen und ich viele lange Nächte auf dem Anstand lagen, so wurde doch bei dieser Gelegenheit nur eine einzige vom Prinzen Leiningen geschossen. Sie wählen auch kluger Weise dunkle Nächte am liebsten zu ihren Raubzügen und kommen gewöhnlich erst, wenn der Mond unter ist; bei Vollmond dagegen sehr spät, fast immer gegen zwei Uhr Morgens.
Schakals giebt es ebenfalls in ziemlicher Anzahl. Der Schakal ist eine Art Prairiewolf; ein Mittelding zwischen /94/ Wolf und Fuchs, ohne den Muth des ersteren und die Schlauheit des letzteren. Er schleicht scheu und feige des Nachts auf Raub aus und sucht sich von dem zu nähren, was ihm die größeren Bestien überlassen, oder was er stehlen kann.
Das sind die Raubthiere dieses Landestheils, von denen meiner festen Ueberzeugung nach der Mensch für sich selber auch nicht das Geringste zu fürchten hat. Der Jäger mag allein durch alle jene Wildniß und Berge bürschen, und er wird sich keiner größeren Gefahr aussetzen, wie im Thüringer Wald daheim, außer er träfe vielleicht in unmittelbarer Nähe mit einem Löwen zusammen und liefe selber davon - vielleicht bekäme dann der König der Thiere Courage. Wer nur ein klein wenig Muth und Geistesgegenwart hat - was selten einem wirklichen Jäger fehlt -- der mag getrost allein die Jagd auf alle diese Thiere betreiben; auf die Eingeborenen, die er mitnehmen könnte, ist überdies kein Verlaß, denn bei wirklicher Gefahr darf er vollkommen versichert sein, daß sie ihn doch im Stich lassen.
Was das übrige Wild betirfft, so findet sich die schlanke Gazelle in der Samhara am häufigsten, und da, besonders nah dem Bergen zu, das Terrain mehr gebrochen und überall mit kleinen Büschen bedeckt ist, so bietet die Bürsche auf dieses Wild nicht allein Unterhaltung, sondern die Gazelle selber auch einen delicaten Braten für das Lagerfeuer. Wie bei der Gemse haben Bock und Geis aufgesetzt, der Bock aber