Kater Frieda. Gert Podszun. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gert Podszun
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847626718
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seinem geistigen Auge. Er kommentierte das Gehörte für sich. Wenn dieser Suhamel schon einmal im Gefängnis oder in einer vergleichbaren Situation gewesen ist, und dies aus wahrscheinlich politischen, wirtschaftlichen oder ähnlichen Gründen, dann wird er nicht mehr viel Vertrauen in seinen Staat oder andere wichtige Organisationen haben, er wird in Angst leben. Vielleicht sucht er einen Weg, sicher und vielleicht unerkannt aus seinem Land fliehen zu können. Dazu braucht er bestimmt eine angemessene Tarnung. Doch - vielleicht irre ich mich auch - ich selbst suche ja einen ungewöhnlichen Weg für mich selbst und könnte da etwas voreilig urteilen.

      Dennoch könnte dieser Suhamel, ich werde ihn für mich Narbe nennen, mir vielleicht bei meinem Vorhaben von Nutzen sein. Diese Narbe beeindruckt mich zu sehr. Ich werde bestimmt herausfinden, woher sie kommt.

      Eddi schlief unruhig in dieser Nacht.

       9

      Evas Schlaf verlief ruhig. Sie hatte Eddi vor ein paar Tagen verabschiedet und noch für den gleichen Tag eine weitere Besprechung mit dem Dr. Fels geplant. Er konzipierte die Pläne für die geplante Klinik. Darüber hinaus erstellte er auch die wirtschaftlichen Berechnungen für das Umbauprojekt. Wie schon früher sollte er auch heute Frau Drempel in deren Villa besuchen.

      Am frühen Nachmittag spielte Betti mit Kater Frieda im Wohnzimmer. Ihre Hausaufgaben hatte sie bereits erledigt. Kater Frieda fauchte ihre Mutter an, als sie in Wohnzimmer trat. Betti nahm Kater Frieda schützend auf den Arm.

      „Du solltest mit diesem Viech nicht im Wohnzimmer sein. Das Haus ist doch wahrlich groß genug. Am besten, Du gibst das Tier weg. Es kann mich ja sowieso nicht leiden.“

      „Kater Frieda ist ganz lieb und wohnt bei uns. Und das wird auch so bleiben. Sonst bist Du mich auch los. So wie Du den Papa gerade los geworden bist.“

      „Was redest Du da für einen Unfug zusammen! Dein Vater tut ein gutes Werk für Not leidende Menschen. Es steht Dir nicht zu, so zu reden. Und das Viech hältst Du mir bitte vom Leib!“

      „Ich weiß, Du redest ja lieber mit Deinem neuen Freund, dem Architekten. Diesem komischen Doktor Fels.“

      „Das ist nicht mein Freund, das ist unser Berater für unser großes Projekt, die Klinik.“

      „Ach so, das nennt man heute Projektberater. Ich weiß nicht, was Papa darüber denkt.“

      Mit Kater Frieda auf dem Arm verließ Betti das Wohnzimmer. Wenig später öffnete Eva ihrem Gast. Fels betrat den Wohnraum und begab sich mit Eva an den großen Eichentisch, auf dem er die mitgebrachten Unterlagen sorgfältig ausbreitete. Eva war von ihrem Klinikvorhaben fasziniert. Für den Besuch des Architekten hatte sie sich umgezogen. Jeans und der leichte Pulli wurden durch einen Rock und eine leichte Bluse ersetzt. Der Architekt erläuterte den Stand seiner Planung. Auf die intensiven Nachfragen seiner zukünftigen Kundin ging er sorgfältig ein und erklärte alle Details. Mitten in ihrem Dialog erkundigte sich Fels, ob denn ihr Mann ebenso detailliert informiert sei.

      „Das geht schon alles in Ordnung.“, sagte Eva und beugte sich wieder über die Zeichnungen. Es gefiel ihr, dass der Architekt bei dieser und ähnlichen Gelegenheiten in ihren Ausschnitt blickte und sie sorgte dafür, dass er es ausführlich tun konnte.

      Fels war in Wiesbaden für Projekte bekannt, welche sich von der traditionellen Architektur abhoben. Er engagierte sich darüber hinaus auch für den Tierschutz und Umweltfragen.

      Das Projekt von Frau Drempel und ihrem Mann war eine Herausforderung für ihn. Es wäre ein Pilotprojekt für eine innovative Wellness-Architektur, vor allem, weil es sich um den Umbau einer alten Villa handelte. Er war nach seinem Empfinden kurz vor dem Abschluss eines entsprechenden Auftrages. Also musste er sich die Gunst der potenziellen Auftraggeberin sichern.

      „Die Pläne sind meiner Meinung nach nun ausgereift. Sie sehen hier, dass Ihre letzten Vorschläge eingearbeitet sind.“

      Er zeigte auf die Anbauten, welche als Orangerien gestaltet waren und erklärte:

      „Diese Räume sind quasi als Wohnraumerweiterungen zu verstehen. Sie erfüllen die neuesten ökologischen Bauvorschriften. Sie verbinden ein mediterranes Ambiente mit dem Tageslicht und garantieren ein wohliges Wohngefühl. Es ist auch ökonomisch eine gute Lösung, weil die Dachflächen, auch wenn sie wie Glas aussehen, in den Photovoltaikprozess einbezogen sind.“

      Eva nickte zustimmend.

      „Was halten Sie von einem Glas Wein?“

      Fels lehnte nicht ab. Es war ein schwüler Spätnachmittag. Am Himmel hing noch der Glanz der Sonne, die sich hinter einem Wolkenbauch verkrochen hatte. Eva überlegte, ob sie Betti bitten sollte, eine Flasche Wein und Gläser in das Wohnzimmer zu bringen, aber sie entschied sich dann doch, es selbst zu tun. Fels blieb etwas länger. Er übernahm es, den Wein zu dekantieren.

      „Sie haben eine gute Hand für wohlschmeckende Weine, liebe Frau Drempel.“

      „Es freut mich, wenn meine Wahl Ihrem Geschmack entspricht.“

      Ein Handkuss bestätigte das Lob.

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