Hope. Christin Thomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christin Thomas
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738016932
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      Doch wo Hoffnung nötig ist, ist kein Friede zu finden. So erwartete uns ein neuer Kampf in unserer neuen Welt, denn die Menschen spalteten sich schon wenige Jahre nach ihrer Ankunft in zwei Fraktionen – in die sogenannten Techniker, die weiter forschten und Wissenschaft lehrten, und die Jäger, die Derartiges verabscheuten. Sie gaben dem Fortschritt die Schuld an der Zerstörung der Erde. Sie entfernten sich von ihresgleichen und näherten sich einer anderen Spezies, Lebewesen aus dem All, die wir Magier nennen. Ihre Entwicklung reicht so weit über unsere hinaus, dass keine andere Bezeichnung treffender sein könnte. Ihre Fähigkeiten wirken wie Zauberei im Angesicht unserer technischen Errungenschaften. Sie beherrschen Teleportation und Telekinese. Außerdem verfügen sie über Elementarkräfte und sind in der Lage unsere Gedanken zu lesen sowie sie durch Illusionen zu täuschen. Blind und naiv unterwarfen sich die Jäger diesen Wesen.

      Seit diesem Tag versuchen sie, unseren wissenschaftlichen Fortschritt aufzuhalten. Sie entfachten dabei selbst einen zerstörerischen Krieg. Einen, der unser endgültiges Ende bedeuten könnte und den es zu beenden gilt. Die Gefahr wächst mit jedem Tag, an dem sie unsere Städte angreifen. Sie dezimieren uns strategisch und haben ihr Augenmerk auf unsere wichtigsten Verteidigunsmechanismen gelegt. Es ist an der Zeit sich zur Wehr zu setzen. Wir wollen diesen Planeten nicht einfach aufgeben. Wie gesagt, er ist unsere einzige Hoffnung auf eine Zukunft.

      Nun stellen sich unsere Maschinen gegen ihre Kräfte.

      Kapitel 1

      Rauch stieg im östlichen Teil der Stadt Cyron auf. In diesem Areal lagen die Labore, daher war das kein seltener Anblick. Dennoch waren kurz zuvor viele Menschen voller Panik aus dem Stadtarchiv und anderen nahegelegenen Gebäuden geeilt. Sie hatten eine kleine Erschütterung gespürt und fürchteten einen Anschlag der Magier. In den letzten Wochen hatten einige Angriffe die Angst der Bewohner in Cyron geschürt. Ihre Feinde hatten es auf das Hauptenergie-Netzwerk namens „Coroc“ abgesehen. Es war das Herzstück der Stadt, eine künstliche Intelligenz, die mit so ziemlich allem verbunden war. Würden die Magier es schaffen Coroc lahmzulegen, wäre die Stadt dem Untergang geweiht.

      Professor Robert J. Stanson sah durch die verglaste Westwand seines Wohnzimmers. Erst vor Kurzem war er aus dem Forschungszentrum nach Hause gekommen. Die Erschütterung hatte auch ihn erfasst und zum Fenster getrieben. Sein Blick fiel auf den schwarzen Liegesessel, auf dem sein Sohn noch immer mit dem Hologramm eines Buches beschäftigt war.

      „Du schaust nicht einmal aus deinen Geschichten auf, wenn Cyron tatsächlich angegriffen wird, oder?“

      Sam sah ihn genervt an. „Bitte! Das passiert doch ständig in den Laboren. Bei den ganzen Explosionen wundert mich, dass sie es überhaupt schaffen irgendetwas fertig zu bauen.“

      „Erfolg und Misserfolg liegen eben eng beieinander. Die Erfahrung wirst du sicher noch oft genug machen. Du solltest aufhören den Erinnerungen nachzujagen, Sam. Die Erde ist heute nicht mehr als eine Fantasie.“

      Sein Sohn rollte mit den Augen und ließ das Hologramm erlöschen, bevor er sich aufsetzte. „Das sagst du immer. Aber es interessiert mich eben. Ich kann mit deinen Forschungen nichts anfangen – oder dem albernen Krieg vor der Haustür.“

      Da waren sie wieder. Die Worte alberner Krieg, die Sams Vater nur allzu oft Sorgen bereiteten. Zu gern würde er auf ein Neues versuchen seinem Sohn den Ernst der Lage zu erklären, doch er wusste, dass Sam ihm nicht wirklich zuhören würde. Er war mit seinen Gedanken sicher wieder ganz woanders. Vielleicht hatte er ein Buch über das alte Ägypten gelesen, über Pyramiden, Pharaonen und Sonnengötter. Vielleicht war er aber auch mit seinen Gedanken auf den sieben Weltmeeren unterwegs gewesen, wo er Piraten jagte oder nach unentdeckten Inseln suchte.

      „Ich kann nur hoffen, dass dein Unterricht bald weitergeht. Irgendwann verschwindest du noch in einem dieser Hologramme.“ Sam verschränkte genervt die Arme. „Bestimmt“, pflichtete er ihm sarkastisch bei.

      „Mister Stanson?“, schon an der etwas verzerrten Stimme erkannte Sam, dass das liebste Spielzeug seines Vaters soeben den Raum betreten hatte: die gute Seele des Hauses, wie er sie oft nannte. Ein Roboter oder, wie man auf Hope sagte, ein Cyborg. In diesem Fall ein weiblicher, der dafür zuständig war das Haus sauber zu halten und einem sämtliche Erledigungen abzunehmen. Sein Vater hatte darauf bestanden ihr einen Namen zu geben, ihre Serienkennung war ihm zu unpersönlich. Dabei hatte diese Version noch nicht einmal eine K.I., obwohl sein Vater sich einen neuen Cyborg ohne Probleme hätte leisten können. Roboter waren unheimlich teuer und auf Hope ein Statussymbol, wie zu den Zeiten der Erde vielleicht eine Luxusyacht. Aber scheinbar hing sein Vater an diesem alten Modell. Für Sam war der Roboter allenfalls eine billige Haushaltshilfe, die seinem Vater die Hausarbeit erleichtern sollte - und seiner Mutter, wenn diese zu Hause war. Solange diese sich noch mindestens zwei weitere Jahre in der westlichen Außenanlage befand und sich um neue Energiequellen bemühte, musste er sich das Essen wohl weiterhin von Jenna machen lassen. Jenna! Schon den Namen fand er furchtbar unpassend. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Sam darauf bestanden, sie zumindest mit dem Kennungskürzel Q anzusprechen. Q wäre ein wesentlich passenderer Spitzname gewesen. Aber er wurde ja nie nach seiner Meinung gefragt! Wenn es um Roboter ging, war sein Vater in seiner eigenen Welt. Mit dem Erschaffen der K.I. durchbrachen die Techniker laut Meinung der Magier ihre Grenzen. Schließlich spielten sie Gott mit den Maschinen.

      Sam hatte selbst keine Meinung dazu, er war mit Robotern aufgewachsen. Er konnte sie nicht als ebenbürtig ansehen, jedoch auch nicht als unnütze Gesellschaft. Für ihn war es vollkommen normal, dass fast alles technisch gesteuert wurde. Wieso sollte es falsch sein, einen Cyborg an die Tür zu schicken? Das war doch immer noch freundlicher und menschlicher, als einem Gast die Tür einfach ferngesteuert zu öffnen.

      Aber was wusste er schon? Während er sich in seinen Gedanken verloren hatte, war sein Vater längst in ein Gespräch mit Jenna vertieft. Sam hatte nur Bruchstücke davon aufgeschnappt. Es ging um eine neue Roboter-Serie der K.I.-Entwicklung und sein Vater wurde nun wohl zum endgültigen Testlauf gerufen. Alles andere war irgendwie an ihm vorbeigegangen.

      „Willst du mich begleiten?“ Sein Vater strahlte plötzlich wieder diese wahnsinnige Vorfreude aus, die man ihm immer ansah, wenn eine seiner Forschungen sich dem Ende neigte.

      Durch die zahlreichen Angriffe der Magier waren die Schulen vorübergehend geschlossen worden. Selbst die Grenzgebiete außerhalb der Stadt waren zum Sperrgebiet erklärt worden. Alles aus Sicherheitsgründen. Wohin hätte Sam also sonst gehen können, wenn ihn alles andere in Cyron langsam langweilte?

      „Wenn ich jetzt mitkomme, darf ich wieder ins Stadtarchiv. Ist das ein Deal?“

      Sein Vater lächelte. Das war eindeutig ein gutes Zeichen, wenn man bedachte, dass Sam ein zweiwöchiges Verbot erhalten hatte. Davon waren gerade einmal drei Tage vorüber, die ihm schon jetzt wie eine Ewigkeit vorkamen.

      „Abgemacht“, willigte sein Vater ein. Er wollte seinen Sohn unbedingt an diesem Testlauf teilhaben lassen, denn er plante etwas ganz Besonderes und war gern dazu bereit einmal ein Auge zuzudrücken.

      Sam klatschte voller Freude in die Hände und sprang vom Sessel auf.

      „Aber“, ertönte die Stimme seines Vaters plötzlich mit mahnender Stimme, „ich will, dass du dich dann auch an die Regeln hältst. Erwische ich dich noch einmal dabei, wie du dich nachts aus dem Haus schleichst, kannst du dem Archivmaterial der Erde für mindestens einen Monat auf Wiedersehen sagen. Ist das deutlich genug, junger Mann?“

      Sam nickte, auch wenn er am liebsten den Kopf geschüttelt und seinem Vater einen Vogel gezeigt hätte. Er schlich sich ja nicht ohne Grund aus dem Haus! Sein Vater war doch auch irgendwann einmal 17 gewesen. Man sollte meinen, er wüsste, wie wichtig es war auf einer Party aufzutauchen, um nicht als Außenseiter dazustehen. Oft genug musste Sam sich blöde Sprüche von seinen Mitschülern anhören, seitdem sie ihm das Hologramm-Armband geklaut hatten und seine Vorliebe für alte Geschichten entdeckt hatten. Der Zeitreisende hatten sie ihn genannt. Schon der Unterricht