Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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eine dunkle Rauchsäule am Himmel.

      »Sicher habe ich ihn gesehen. Was ist damit?«

      »Dort müsste die alnoische Stadt Mintris liegen.« Nedeam sah nun

      ebenfalls in die Richtung.

      Garwin nickte. »Ja, das denke ich auch. Worauf wollt Ihr hinaus, guter

      Herr Nedeam?«

      »Wo Rauch ist, da ist auch Feuer.«

      »Ah, wirklich?« Garwin lachte amüsiert. »Ich glaube, davon hörte ich

      schon einmal.«

      Nedeams Blick wurde ernst. »Es muss ein großes Feuer sein. Nicht bloß

      ein Feld, das von einem Bauern abgebrannt wird. Nein, Hoher Herr, dies dort

      ist ein sehr ausgedehntes Feuer, denn der Rauch steigt besonders dicht auf.«

      »Und er muss schon längere Zeit aufsteigen«, fügte Dorkemunt hinzu.

      »Ich weiß, was Ihr meint.« Garwin lächelte hintergründig. »Vielleicht

      brennt es dort in der Stadt. Aber das ist nicht unsere Sache, Ihr guten Herren.

      Die Herren des Reiches der weißen Bäume werden eine Brandwehr

      eingerichtet haben, so wie es auch in unseren Städten üblich ist.« Sein Blick

      wurde spöttisch. »Oder glaubt Ihr, von dort drohe uns Gefahr?«

      »Wir wissen nicht, was dort wirklich brennt und wie weit das Feuer

      entfernt ist«, sagte Nedeam eindringlich. »Vielleicht ist es nicht die Stadt,

      sondern die Grasebene, die sich bei der Hitze entzündet hat. Es könnte ein

      Lauffeuer sein, das sich ausbreitet.«

      »Und Ihr, guter Herr Nedeam, meint nun, das sollte ich erkunden lassen?«

      Garwin setzte den Helm wieder auf und schüttelte den Kopf. »Der Wind treibt

      es nicht auf uns zu, und es ist weit entfernt. Ich werde unsere Kräfte nicht

      vergeuden und sinnlos eine Streife durchs Land jagen.«

      »Eine Streife und etwas Bewegung könnten aber nicht schaden.« Nedeam

      zuckte die Schultern. »Unsere Männer sind eine solch langsame Reise nicht

      gewöhnt, ebenso wenig die Pferde. Sie lassen sich immer schwieriger im

      langsamen Schritt halten. Reiter und Pferd drängt es nach Bewegung, Hoher

      Herr. Die Männer des Beritts wären froh, wenn sie Streife reiten und der

      Kolonne, wenn auch nur für kurze Zeit, den Rücken kehren könnten.«

      »Es ist üblich, auf einem Marsch mit Geleitschutz zu reiten«, meldete sich

      Dorkemunt erneut zu Wort. »Vorhut, Nachhut und Flankenschutz zählen

      dazu. Und eine Streife, die ungebunden das Gelände erkundet und nach

      Gefahren Ausschau hält.«

      »Nichts gegen Eure Fähigkeiten als Züchter von Wolltieren und Hornvieh,

      guter Herr Dorkemunt, und ich will auch nicht Eure Verdienste im Kampf

      schmälern, aber dies ist kein Kriegsmarsch, auf dem die Losung gilt.« Garwin

      seufzte. »Aber ich gebe Euch insofern recht, als den Männern ein wenig

      Bewegung nicht schaden kann. Gut, stellt also eine Streife auf, Dorkemunt.

      Acht Pferdelords unter Eurer Führung, wenn es Euch beliebt.«

      »Wenn es Euch beliebt«, murmelte der kleinwüchsige Pferdelord

      missmutig, als er und Nedeam zur Nachhut zurückritten. »Nedeam, mein

      Freund, ich sage dir, es war ein Fehler, Garwin den Wimpel zu überlassen. Er

      trägt ihn nicht einmal selbst, sondern hat die Lanze einem anderen Mann

      übergeben, der sie hinter ihm herträgt. Das ist nicht richtig. Verdammt,

      Nedeam, ich wäre stolz darauf, die Wimpellanze in deiner Hand zu sehen. Du

      hättest sie verdient.«

      »Garwin muss lernen, die Männer zu führen, und dieser Transport ist eine

      gute Übung für ihn. Garodems Entscheidung war vollkommen richtig.«

      »Übung? Bah.« Dorkemunt neigte sich im Sattel vor und spuckte aus.

      »Natürlich muss unser Hoher Herr lernen. Und zwar verdammt viel, wenn du

      mich fragst. Aber nimmt er in irgendeiner Weise Rücksicht? Er treibt Männer

      und Tiere pausenlos an, missachtet die Zeiten, in denen die Pferde geführt

      werden sollten, und ignoriert die Bedürfnisse des Beritts. Nun gut, Nedeam,

      dies sind Schwertmänner Garodems, und sie sind Enthaltsamkeit gewöhnt,

      aber ebenso die Traditionen unseres Volkes. Ich hingegen bin kein

      Schwertmann, sondern ein einfacher Pferdelord. Auch ich bin Enthaltsamkeit

      und Eile gewöhnt und liebe die Traditionen unseres Volkes. Aber ich gestehe

      dir ein, Nedeam, mein Freund, dass ich meine Teilnahme an diesem Ritt

      bereue. Sieh dir Garwins Gesicht an, wenn wir die Wachen aufstellen und das

      Nachtlager herrichten. Es amüsiert ihn offenbar, wenn wir Vorsicht walten

      lassen.« Erneut spuckte der kleine Pferdelord aus. »Ah, Nedeam, ich weiß, es

      ist das Vorrecht der Jugend, die Gepflogenheiten infrage zu stellen, aber er

      stellt sie ja nicht einmal infrage. Er lacht einfach nur über sie, ohne zu

      bedenken, dass sie sich aus den Erfahrungen vieler Kämpfe speisen. Jede

      einzelne von ihnen wurde mit Blut bezahlt.«

      Nedeam sah seinen Freund nachdenklich an. »Hast du deinem Herzen nun

      Luft gemacht, alter Freund?«

      »Die Männer sind Eile und Entbehrung gewohnt, Nedeam. Sie folgen

      bereitwillig, wenn sie wissen, wofür sie sich einsetzen sollen. Vor jedem

      Kampf, vor jeder Schlacht richtet ein guter Scharführer das Wort an seine

      Männer. Ich glaube nicht, dass der Hohe Herr Garwin dies jemals tun wird.«

      »Ich glaube, du tust ihm Unrecht.« Nedeam warf einen raschen Blick über

      die Schulter zur Spitze der Kolonne, die im aufgewirbelten Staub des sich

      langsam vorwärtsbewegenden Trosses verschwand. »Er weiß, dass er eines

      Tages das Banner der Hochmark führen muss. Eine große Verantwortung, die

      dann auf seinen Schultern ruht. Er sucht noch nach dem Weg, das Richtige zu

      tun.«

      »Schön, Nedeam, mein Freund, aber warum fragt er nicht einfach uns

      danach?« Dorkemunt tätschelte den Hals seines Reittiers und langte nach der

      Wasserflasche. »Ich sehe hier mehr als hundert gute Pferdelords, die dem

      Hohen Herrn liebend gern mit Rat zur