Raban und Röiven Die Figur der Hekate. Norbert Wibben. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Wibben
Издательство: Bookwire
Серия: Raban und Röiven
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742766687
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kurz Luft.

      »Vielleicht ist dir gestern der Vogelkäfig aufgefallen, den ich bei mir habe?«

      »Das ist er. Ich wunderte mich, ob der für deinen Rabenfreund, also für Röiven sein soll, als ich die Figur darin bemerkte. Wir haben aber gestern beim Erzählen darüber kein Wort verloren, auch nicht über die beiden alten Bücher, die du ebenfalls mitbrachtest. Also, was ist damit?«

      Jetzt erläutert der Junge was er geträumt hat.

      »Meine bisherigen Erkenntnisse sind lediglich, dass die Figur Hekate darstellt. Das erklärt aber nicht, warum Morgana so triumphierend aussah, als sowohl die Flüssigkeit, als auch die Beschwörung eine Reaktion hervorgerufen haben.«

      »Dass Hekate die Göttin der Magie ist, bietet keinen Hinweis, warum eine dunkle Zauberin sich so freuen sollte. Es erklärt auch nicht, weshalb sie in einem grünen Licht verschwunden ist. Hm. Wir müssen wohl etwas tiefer graben. Ich habe ein recht gutes Buch über die griechische Mythologie, vielleicht finden wir darin einen Hinweis.«

      »Das ist gut«, stimmt ihm Raban begeistert zu. »Außerdem sollten wir in den beiden alten Büchern, die ich von Morganas Tisch mitgebracht habe, suchen. Da sie darin gelesen hat, sollte dort ein Hinweis zu finden sein. Falls wir aber danach immer noch keine Erklärung haben, reise ich in die Hauptstadt. Dort versuche ich, im Museum das Rätsel zu lösen.«

      »Hey, ich habe eine Idee. Ich möchte auch gerne wissen, was dahintersteckt. Nimmst du mich dann zum Museum mit?« Die Augen des alten Mannes leuchten, so sehr freut er sich auf den magischen Sprung.

      »Natürlich nehme ich dich mit. Ich weiß doch, dass du gerne auf magische Weise reist.« Der Junge grinst seinen Großvater an, der zurücklächelt. Mittlerweile haben sie das Haus wieder erreicht und verstauen ihre Einkäufe.

      Danach stürmt Finnegan in sein Wohnzimmer, um das Buch über die griechische Mythologie zu suchen. Raban bereitet noch schnell für jeden eine Tasse heiße Schokolade mit Zimt zu und folgt ihm. Sein Opa sitzt schon am Tisch und blättert in einem Buch. Er blickt nur kurz auf.

      »Danke, das ist lieb von dir. Ich finde sicher gleich die Stelle, an der Hekate beschrieben wird.«

      Der Junge setzt sich auch an den Tisch und wartet gespannt. Er nimmt vorsichtig einen Schluck des heißen Getränks, dann noch einen. Bei seinem dritten verschluckt er sich vor Schreck fast, als Finnegan:

      »Heureka!«, ruft.

      »Was ist los?«, will Raban hustend wissen.

      »Um mit Archimedes zu sprechen: Heureka. Das bedeutet: »Ich habe es gefunden.« Ich beziehe das zwar nur auf die Stelle mit der Erläuterung über Hekate und nicht auf eine wissenschaftliche Erkenntnis, aber das ist sicher erlaubt. – Hier steht es: »Hekate ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Magie. Sie ist außerdem die Göttin der Wegkreuzungen, Schwellen und Übergänge, die Wächterin der Tore zwischen den Welten. Als Beherrscherin der Magie konnte sie den Zugang zur Unterwelt öffnen, den Kontakt mit Geistern und Toten ermöglichen, als Orakelgottheit die Zukunft offenbaren und ihren Anhängern Macht und Reichtum gewähren.« Dann ist hier noch eine Abbildung zu sehen. Schau mal.« Als Raban einen Blick darauf wirft, bestätigt er:

      »Die Figur sieht wie die aus, die ich im Museum gesehen habe. Sie gleicht auch der Figur im Vogelkäfig. Sieh nur.«

      »Ich habe sie mir vorhin kurz angesehen, bevor ich das Buch gesucht habe. – Gibt uns das jetzt die erhoffte Erklärung? Möglichkeiten eröffnen sich dadurch jedenfalls genug.« Der Junge schüttelt zweifelnd den Kopf.

      »Damit hast du zwar Recht, aber wir sollten unbedingt in den beiden Büchern von Morgana nachschauen, ob uns das die vielen Möglichkeiten einkreisen lässt.«

      Sofort nehmen sie sich jeder eines der Bücher vor. Sie lesen und blättern weiter, sie schauen sich manchmal vorhandene Skizzen an und müssen sogar einige Passagen mit viel Mühe übersetzen, doch sie geben nicht auf. Als sie fertig sind, tauschen sie die Bücher und beginnen erneut.

      Inzwischen ist es Abend geworden, doch einen Hinweis auf Hekate haben sie nicht entdecken können. Seufzend erheben sie sich und strecken ihre Rücken.

      »Schade, ich hatte so sehr auf einen Anhaltspunkt gehofft.«

      »Ich auch«, bestätigt Raban. »Besonders in dem Buch »Magische Artefakte und deren Anwendung« erwartete ich einen, denn in dem hatte Morgana offenbar zuletzt gelesen. Aber da haben wir eben Pech gehabt. Jetzt bleibt uns noch das Museum.«

      Begeistert bestätigt Finnegan: »In dem Museum war ich lange nicht mehr. Dort gibt es mehr Informationen, als wir an einem Tag aufnehmen können. Da werden wir sicher fündig werden. Ich freue mich aber noch mehr darauf, mal wieder magisch zu reisen!«

      Nach dem Abendessen spazieren sie noch etwas durch den Ort. Sie genießen den lauen Sommerabend nach den vielen Regentagen. Dann sitzen sie noch längere Zeit im Wohnzimmer zusammen, wo Raban seinem Großvater das grüne Leuchten der Augen zeigt, wobei er dafür die Figur kurzzeitig aus dem Käfig herausnimmt. Das Wispern hört der Junge auch wieder, doch für die Ohren des älteren Mannes sind die Töne zu leise. Raban möchte die Figur nicht zu lange in der Hand halten, da erneut sowohl das Leuchten zunimmt, als auch sein Herzschlag beschleunigt wird. Darum sperrt er die Figur schnell wieder in den Käfig, ohne sich auf das Wispern zu konzentrieren.

      Bruchstücke davon gehen ihm durch den Kopf. Als sie dann doch in sein Bewusstsein vordringen, stutzt er und fragt dann: »Opa, ich habe die Figur etwas wispern hören, du auch?«

      »Nein. Waren das Worte und konntest du etwas verstehen?«

      »Nicht wirklich. Ich meine etwas wie: »…sequor« und auch »… portas« gehört zu haben. Mehr war nicht zu verstehen.«

      »Hm. »Portas« ist lateinisch und bedeutet »das Tor« oder »die Pforte«, das würde zu den Merkmalen der Hekate passen, du weißt schon, sie ist »die Wächterin der Tore zwischen den Welten«. Warum eine Figur aus der griechischen Mythologie Latein als Sprache nutzt, ist seltsam. – Das andere Wort kenne ich nicht. Ob das auch lateinisch ist? Was ist mit dir, kennst du es?«

      »Wenn es tatsächlich »sequor« war, bedeutet das »folgen« oder »beachten«.«

      Sie grübeln noch lange über einen möglichen Sinn. Will die Figur Raban etwas mitteilen? Der Junge möchte sie nicht erneut in die Hand nehmen. Vielleicht ist das zur Lösung des Rätsels auch nicht notwendig. Das hofft er jedenfalls. Insgeheim befürchtet er wegen des stärker werdenden Leuchtens, dass die Figur ihn hypnotisieren oder sogar in sich hineinziehen will, so wie das offenbar mit Morgana passiert ist. Deutet sein beschleunigter Herzschlag nicht auf eine Gefahr hin?

      Eine Woche zuvor in Mynyddcaer.

      Erstaunt schauen sich Ylva, Dustin und Oskar um, als sie mit Gavin im Eingangsbereich eines offensichtlich sehr alten Gebäudes stehen.

      »Das ist also Mynyddcaer. Was ist daran so besonders? Warum sollte sich Morgana hier befinden?«, fragt Ylva. »Du scheinst das Haus zu kennen, also erzähl schon.« Sie blickt fragend zu Gavin. Die anderen warten gespannt auf eine Antwort.

      Der Zauberer blickt sich lange schweigend um. Er schließt die Augen und atmet langsam ein und aus. Die anderen schweigen erwartungsvoll. Endlich öffnet Gavin seine Augen und beginnt:

      »Dies Haus gehörte Sören, einem der obersten Zauberer des Mondes. Er war neben Bearach sicher der mächtigste Zauberer seiner Zeit. Bis diese Eila so blöd war, die Gabe der Zauberfähigkeit an die Elfen zurückzugeben.« Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Morgana und ich stammen von Sören ab. Unsere Familie wurde nach den damaligen Ereignissen enteignet. Meine Cousine hat das Haus wieder in Besitz genommen, das hatte sie jedenfalls vor. – Aber hier ist es seltsam ruhig. Lasst uns nach ihr suchen.«

      Bis