Eines Morgens bekam er eine wichtige Nachricht aus Manchester, dass er dort unverzüglich geschäftlich erwartet wurde. Dies war wohl tatsächlich der perfekte Zeitpunkt für eine Reise, um wieder einen klaren Verstand zu erlangen. Fort aus London. Fort von Lucy Winford. Vielleicht würde ihm die Distanz helfen, wieder klar denken zu können.
6. Kapitel
Eine Woche war nun vergangen, seit Lucy so schrecklich peinlich berührt, vor Alexander davongelaufen war. Wie feige das von ihr gewesen war! Lucy schämte sich nun noch mehr als zuvor. Dennoch beschloss sie, einen erneuten Versuch zu wagen, denn sie konnte eindeutig nicht mehr aufhören, an den jungen Duke zu denken, und wollte ihn unbedingt wiedersehen. Ganz gleichgültig konnte sie ihm schließlich nicht sein. Er hatte vor ihrem Zimmer mindestens eine halbe Stunde auf sie gewartet. Und er hatte gesagt, dass er sie mochte.
Doch das war Lucy in jenem Moment zu viel gewesen. Gefühle. Niemals hatte sie wieder Gefühle zwischen einem Mann und ihr zulassen wollen. Diese Worte hatten sie komplett aus der hart errungenen Fassung gebracht. Wie konnte er sie mögen? Sie hatte sich ihm gegenüber furchtbar und liederlich benommen. Warum hatte er das gesagt? Und was, wenn er es ernst gemeint hatte und ihr eine Chance geben wollte? Konnte das sein? Seinen wundervollen, ehrlichen Augen zufolge war er ein Mann, der nicht lügen würde.
Hatte sie nun alles zerstört, weil sie einfach davon gestürmt war und ihn erneut links liegen gelassen hatte? Verdammt. Sie musste das unbedingt wiedergutmachen!
An diesem Abend auf dem Ball der Cartwrights wollte sie es nun ein für alle Mal in Ordnung bringen. Was wäre, wenn sie diesem attraktiven und freundlichen Mann einfach erzählte, was sie so sehr bedrückte und was ihr Vater von ihr verlangte. Konnte es denn einen Mann für sie auf der Welt geben, der es einfach nur ehrlich und gut mit ihr meinte? Dem etwas an ihr und ihrem Wohlergehen läge?
Lucy wünschte es sich so sehr. Sollte sie ihr Herz öffnen und einem Mann erneut eine Chance auf ihre Liebe geben? Lucy entschied sich für Ja. Und machte sich auf den Weg zur Familienkutsche.
Auf dem Ball angekommen, suchte Lucy unentwegt in der Menschenmenge nach Alexander. Wo war er? Sie tanzte unzählige Tänze mit anderen Gentlemen, plauderte gedankenverloren Belangloses mit ihren Freundinnen. Ertrug Vaters tadelnden, strengen Blick, weil sie sich offensichtlich nicht genug Mühe gab, einen geeigneten Ehemann zu finden. Wo war Alexander? Wäre er ein geeigneter Ehemann für sie? Doch er kam nicht.
Er erschien auch nicht auf all den anderen Bällen in den kommenden drei Wochen. Lucy sank das Herz und sie verlor den Mut. Kurze Zeit hatte sie an die Möglichkeit auf Glück und ein Happy End für sich selbst geglaubt. Nun war es eindeutig, dass Alexander sie nicht mehr sehen, geschweige denn heiraten wollte. Lucy setzte sich auf ihr Bett und nahm ihr Kissen an die Brust. Sie bildete sich ein, dass es immer noch nach Alexander roch, und erstickte darin ihre Tränen.
7. Kapitel
Nach drei Wochen kehrte Alex von seiner geschäftlichen Reise zurück. Tatsächlich konnte er nun wieder ein wenig klarer denken. Er hatte in den letzten Wochen aber sehr viel über alles nachgedacht. Wenn er ehrenhaft handeln wollte, würde er Miss Winford heiraten. Auf keinen Fall durfte er diese Affäre, wenn man es denn so nennen konnte, weiterführen. Besser gesagt, sie nicht weiterführen lassen. Natürlich musste er sich auch eingestehen, dass es nicht alleine Miss Winfords Schuld sein konnte. Er hatte schon immer ein Auge auf sie geworfen und sie deshalb auch zum Tanzen aufgefordert. Er hätte sich bei ihren stürmischen Verführungen sicherlich auch widersetzen und es unterbinden können. Wenn er denn gewollt und gekonnt hätte. Hatte er aber nicht. Also trugen sie beide gleichermaßen die Verantwortung dafür.
Alex hatte aber nicht den Eindruck, dass Miss Winford ihn heiraten wollte. Was wollte sie dann? Was trieb sie dazu, immer wieder mit ihm zu schlafen? Es war ihm nach wie vor schleierhaft. Sie wollte eindeutig nicht mit ihm sprechen, was für eine Verlobung aber erforderlich wäre. Hatte sie nur kurz ihren Spaß mit ihm haben wollen? Und warum ausgerechnet er? So toll war er nun auch wieder nicht. Da gäbe es begehrtere und eindeutig geeignetere Frauenhelden als ihn. Diesen blonden Schönling Jason Warriner zum Beispiel. Bei ihm wusste eine Dame, dass sie nicht mehr als einen vorübergehenden Liebhaber in ihm finden würde. Doch das würde zu einer wohlerzogenen, jungen Dame mit Lucys Herkunft nicht passen. Was hatte Lucy also vor? Hatte sie denn überhaupt etwas vor? Oder war sie von der ganzen Situation etwa genauso überrumpelt und überfordert wie er selbst? Aber wenn sie nicht mit ihm sprechen wollte, würde er es wohl nie herausfinden.
Sollte er auf den nächsten Ball gehen und noch einmal versuchen, sie zur Rede zu stellen? Hätte es einen Sinn und würde sie sich auf ein Gespräch einlassen? Dachte sie überhaupt noch an ihn, oder hatte sie sich in diesen vier Wochen seiner Abwesenheit vielleicht schon einen anderen Liebhaber gesucht? Erstaunlicherweise missfiel Alex dieser Gedanke am meisten und verdüsterte seine Stimmung.
Nichtsdestotrotz musste er sich nun zusammenreißen, um heute Nachmittag seiner Tante Feodora einen Besuch abzustatten. Die Tante war die einzige Schwester von Alex‘ verstorbenem Vater und die nächststehende Verwandte. Sie war von ihrem geliebten Bruder kurz vor dessen Tod damit beauftragt worden, ein Auge auf seine drei zurückgebliebenen Söhne zu haben und sich um ihr Wohlergehen zu sorgen.
Normalerweise waren alle drei Brüder einmal in der Woche bei ihr zu Gast, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen und sich auszutauschen. Natürlich sah man sich auch zwischendurch gelegentlich auf diversen Veranstaltungen und Bällen, hier waren aber keine wirklich tiefgründigen oder wichtigeren Gespräche möglich. Sein jüngster Bruder Harry wohnte zudem seit dem Tod des Vaters bei Tante Feodora. Er war damals gerade erst achtzehn Jahre alt geworden und somit fast noch minderjährig gewesen. Sein zweiter Bruder Phil war vierundzwanzig Jahre alt und grundverschieden zu Alex. Während Alex die meisten seiner Eigenschaften sowie sein Äußeres von ihrer geliebten Mutter geerbt hatte, kam Phil eher nach dem Vater. Dies beinhaltete sowohl ein recht cholerisches Temperament als auch einen Hang zum Alkoholgenuss. Leider.
Dennoch verstanden sich die drei Brüder recht gut. Sie liebten sich und waren stets loyal zueinander und immer füreinander da. Phil arbeitete zudem viel im Ausland und war nur selten in London anwesend. Harry hingegen strebte seinem gewissenhaften und vorbildlichen ältesten Bruder Alexander nach und bemühte sich, ebenso vernünftig und ehrenhaft zu leben. Wenn auch nicht als Duke, wollte er einmal ein angesehener Anwalt werden. Dabei wurde er von Alex und Tante Feodora natürlich voll und ganz unterstützt.
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