Die letzte Lektion. Friedrich Wulf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Wulf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847673118
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Ruhe!“

      „Was?“

      „So geht es. Der Song geht so:

      Wir brauchen keine Erziehung.

      Wir brauchen keine Hirnkontrolle,

      Keinen Kacksarkasmus im Klassenzimmer.

      Lehrer lasst die Kinder in Ruhe!

      Hey, Pauker, lasst die Kinder in die Pause!

      Was ihr seid? Backsteine in der Wand.

      Was bist du Pauker? Ein neuer Stein in der Wand.

      „Verschluck’ mich eine Krähe“, sagte Horst.

      Zweiundzwanzig

      „Was wir brauchen“, sagte der Chef des PR3 bedächtig, „ist ein Projekt, das vom Intendanten unterstützt wird und komplett in die Buxe geht.“

      „Und es muss so aussehen, als wäre es seine Idee gewesen“, sagte CPR2.

      „Der Himmel muss brennen, Krachen und Heulen und berstende Nacht, so verheerend muss es sein. Wenn der Sturm losbricht, darf der Intendant keine andere Möglichkeit haben als zurückzutreten.“

      „Und der Skandal muss so sein, dass die Verantwortlichen sich für einen komplett anderen Nachfolgertypen entscheiden müssen. Einen, der sich um den Rundfunk kümmert.“

      „Ja. Jemanden, dem das Radio am Herzen liegt“, stimmte CPR3 zu.

      Noch war ihr Plan so groblöchrig wie Fischernetz für Wale.

      Die Bar fest im Griff, lächelte Janine selig, während die harte äußere Welt in ihrer inneren langsam ganz weich und schlabberig wurde und zitterte vor bunter Seligkeit.

      „Ich glaube“, sagte sie, „ich gehe besser.“

      „Sie gehen nirgends. Ich werde Sie jetzt…“

      „Nein, bitte nicht Max“, sagte Horst, „Max sei nicht albern.“

      „Horst, tut mir leid, ich kann das nicht tolerieren, dass...“

      „Ach was, du hast, was du wolltest.“

      „Nichts habe ich.“

      „Doch hast du. Wir wissen jetzt, dass wir nach einem jungen Mann suchen sollten oder einer jungen Frau. Kann man es besser ausdrücken?“

      „Ich werde sie mitnehmen.“

      „Gut, jetzt reicht es.“ Horst kletterte auf die Bar.

      „Nicht Horst, ich verbiete dir das, Horst steig da runter!“

      „Lässt du sie laufen?“

      „Nun nein, aber...“

      „Gut, dann eben nicht. Meine Damen und Herren“, rief Horst, „Salto rückwärts, dreifache Schraube gehechtet. Schwierigkeit siebzehn Komma sechs.“

      Was der Chef des CPR2 brauchte war Inspiration von ganz oben, was jedoch von oben gegen den CPR2s Kopf krachte, war Horst Krocks wuchtiger Arsch am Ende eines halben Saltos mit halber Schraube.

      „Bestialisch, kosmisch“, hauchte Janine.

      „Himmel, ich gebe auf“, seufzte Max.

      Das Gleiche galt für den Chef von CPR2 für ein paar Tage.

      Dreiundzwanzig

      Herr Jürgen Jonas, wohnhaft in der Ferdinandstraße 42, Paderborn, pfiff die Melodie des Lehrer-Blues von Holterdiepolter vor sich hin, während er in seinem schäbigen Zimmer die Zeitungsausschnitte über die Lehrermorde ordnete.

      „Der Song“, murmelte er zufrieden, „wird ein richtiger Klopper.“

      Scharf klatschte Dominiques Hand auf ein Gesäß in Nadelstreifen. „Ungezogener, vorlauter Junge“, schimpfte sie, „dabei wissen wir doch, was mit frechen Jungs passiert, nicht wahr?“

      Gero Creme-Peierstorf grunzte zufrieden nach dem Grappa in der Trattoria Trottelino. Das Ärgerliche an der Politik in Deutschland dachte er, war die Notwendigkeit, sich dumm stellen zu müssen. Oder über den Dingen stehend, ganz hoch über ihnen. Dann konnte man seine Doktorarbeit von A bis Z abschreiben und bekam noch ein Schulterklopfen. Kann doch jedem passieren. Aber sonst ein guter Mann und kluger Kriegsminister.

      Im Hauptquartier der Reform-Partei legte Guido seinen Kuli hin, streckte sich und betrachtete sein Werk mit Wohlgefallen.

      Habe gerade die Wirtschaftspolitik der Reform-Partei erfunden, nicht übel. Natürlich waren das Perlen vor Creme-Peiersdorf, dem Schwachkopf. Von Malthus hatte er sicherlich noch nie was gehört.

      Der Chef des PR2 stöhnte leise in seinem Bett. Warum beschäftigte der Paderborner-Rundfunk einen Orang-Utan wie Horst Krock, fragte er sich. Einen Revolverblatt-Reporter. Weil er sie einschüchterte, deswegen. Bevor die Kommerzialisierung und der Massengeschmack alles zerstörte, musste er handeln. Von Tag zu Tag minderte der rapide Niveauverfall seine Chance jemals Intendant zu werden. Und das war alles, woran er glaubte. Die Rache ist mein.

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