TARZAN IN GEFAHR. Edgar Rice Burroughs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752926750
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stieg auch er in das Wasser.

      Als er sein Morgenbad beendet hatte, legte er seine Ausrüstung wieder an, die kärglich genug war, ließ sich am Fuße des Baumes nieder und bedeutete Tarzan, sich zu ihm zu gesellen. Dann öffnete er die Tasche, welche an seiner rechten Seite hing, und entnahm ihr einige Streifen getrockneten Fleisches und ein paar Hände voll Nüsse mit dünnen Schalen, die Tarzan unbekannt waren. Er beobachtete, wie der andere die Schalen mit den Zähnen zerbiss und den Kern verzehrte und folgte seinem Beispiel. Der Kern war nahrhaft und schmeckte ausgezeichnet. Auch das getrocknete Fleisch war schmackhaft, obgleich es offenbar ohne Salz zubereitet worden war. Salz war jedoch ein Luxus, den man in dieser Gegend kaum erwarten konnte. Während sie aßen, deutete Tarzans Gefährte auf die Nüsse, das getrocknete Fleisch und verschiedene andere Gegenstände, die sich in ihrer Umgebung befanden und wiederholte jedes Mal die einzelnen Worte, die Tarzan als die Namen der Dinge in der Sprache seines Gefährten erkannte. Der Affenmensch lächelte bei diesem offensichtlichen Wunsch seines neuen Bekannten, ihm sein Wissen mitzuteilen, um so gelegentlich zu einer Verständigung zu kommen. Da er bereits mehrere Sprachen und eine Vielzahl von Dialekten beherrschte, fühlte der Affenmensch, dass er leicht noch eine dazu erlernen konnte, obgleich die Sprache seines Gefährten keinerlei Ähnlichkeiten mit irgendeinem der anderen Dialekte hatte.

      Sie waren so sehr mit ihrem Frühstück und dem Unterricht beschäftigt, dass keiner der beiden die runden glitzernden Augen bemerkte, die auf sie hinunter sahen. Tarzan war sich keiner drohenden Gefahr bewusst, als urplötzlich eine große haarige Gestalt sich aus den Zweigen auf seinen Gefährten stürzte.

      Sofort sah Tarzan, dass diese Kreatur beinahe das Gegenstück zu seinem Gefährten war. Sie ähnelten sich in Größe und Gestalt. Aber der Körper des Angreifers war mit einem dichten Pelz zottiger Haare bedeckt, welcher seine Züge fast verbarg, während seine Ausrüstung und seine Waffen völlig denen seines Gefährten glichen. Bevor Tarzan es verhindern konnte, hatte die Kreatur seinem Gefährten mit seinem dicken Knüppel einen Schlag auf den Kopf versetzt, der ihn ohnmächtig zu Boden sinken ließ. Sie konnte jedoch dem wehrlosen Opfer keinen weiteren Schaden mehr zufügen, denn Tarzan hatte den Kampf aufgenommen. Es wurde ihm sehr schnell klar, dass er mit einem Geschöpf von beinahe übermenschlicher Stärke kämpfte. Die sehnigen Finger der mächtigen Hand suchten seine Kehle, während die andere den Knüppel über seinem Kopf schwang. Mochte die Stärke des haarigen Feindes noch so groß sein, war doch die Kraft seines glatthäutigen Widersachers nicht geringer. Ein einziger schrecklicher Schlag der geballten Faust gegen das Kinn brachte den Angreifer ins Wanken. Dann schlossen sich Tarzans eigene Finger um die zottige Kehle, während die andere Hand den Arm packte, der den Knüppel hielt. Mit der gleichen Geschicklichkeit fuhr sein rechtes Bein hinter das zottige Geschöpf. Wuchtig warf er das Gewicht seines starken Körpers nach vorn und schleuderte die Kreatur über seine Hüfte und auf den Boden. Sein eigener Körper lag auf der Brust des anderen.

      Durch die Wucht des Aufpralls entfiel der Knüppel der Hand des Angreifers und Tarzans Griff an seiner Kehle lockerte sich. Augenblicklich wurde ihre Lage für beide in gleicher Weise bedrohlich. Obgleich die Kreatur um sich biss, erkannte der Affenmensch sofort, dass er diese Angriffsart nicht fürchten musste. Die Eckzähne seines Widersachers waren kaum stärker entwickelt als seine eigenen. Hauptsächlich musste er sich jedoch vor dem muskulösen Schwanz in Acht nehmen, der ständig seine Kehle zu umschlingen drohte und gegen den seine Erfahrung noch kein Mittel zur Abwehr kannte. Zähnefletschend und keuchend rollten die beiden auf dem Rasenteppich unter dem Baum hin und her. Einmal lag der eine oben, mal der andere, aber beide waren so sehr damit beschäftigt, ihre Kehlen vor dem würgenden Griff des anderen zu schützen, dass sie keinen neuen Angriff unternehmen konnten. Plötzlich aber sah der Affenmensch eine Chance. Während sie fest umschlungen über den Boden rollten, zwang er die Kreatur immer näher an den Rand des Teiches, an dessen Ufer sich der Kampf abspielte. Als sie endlich den Rand des Wassers erreicht hatten«, wollte Tarzan einen Weg finden, um sie beide so ins Wasser zu stürzen, dass er an der Oberfläche und auf seinem Gegner blieb.

      In diesem Augenblick sah Tarzan hinter der reglosen Gestalt seines Gefährten einen jener teuflisch aussehenden, gestreiften, säbelzahnigen Bastarde kauern, der ihn bösartig anstierte.

      Fast gleichzeitig erkannte auch Tarzans zottiger Gegner die drohende Gefahr durch die große Katze. Sofort ließ er von Tarzan ab. Keuchend versuchte er sich aus Tarzans Griff zu lösen. Die Art und Weise, wie er dabei vorging, ließ erkennen, dass für ihn der Kampf zu Ende war. Der Affenmensch sah die Gefahr, in der sein ohnmächtiger Gefährte schwebte, und da er ihn vor dem Angriff des Säbelzahners beschützen wollte, ließ er seinen Widersacher frei. Beide erhoben sich schnell. Tarzan zog sein Messer und ging langsam auf seinen ohnmächtigen Gefährten zu. Er erwartete, dass sein vorheriger Gegner diese Gelegenheit zur Flucht ergreifen würde. Zu seiner Überraschung jedoch nahm die zottige Kreatur ihren Knüppel auf und ging an seiner Seite mit.

      Die große Katze blieb reglos etwa fünfzig Fuß vom Körper des Urmenschen entfernt liegen. Nur ihre Zähne fletschten und der Schwanz bewegte sich unruhig hin und her. Als Tarzan über den Körper seines Gefährten stieg, sah er dessen Augenlider zucken und sich langsam öffnen. Er empfand eine seltsame Erleichterung darüber, dass der Urmensch nicht tot war. Dabei wurde ihm bewusst, dass ohne sein Wissen ein Gefühl der Zuneigung zwischen ihm und diesem seltsamen neuen Freund in seiner wilden Brust entstanden war.

      Unaufhaltsam näherte sich Tarzan dem Säbelzahner. Die zottige Kreatur zu seiner Rechten blieb keinen Schritt hinter ihm zurück. Sie hatten sich auf etwa zwanzig Fuß genähert, als das Tier zum Angriff überging. In raschem Lauf rannte es auf den zottigen, affenähnlichen Menschen zu, der stehengeblieben war und mit erhobenem Knüppel den Angriff parieren wollte. Tarzan jedoch sprang vorwärts. Seine Geschicklichkeit gab der schnellen Bewegung der Bestie in nichts nach. Wie ein Rugby-Spieler sprang er vor. Sein rechter Arm glitt von vorn über die rechte Schulter der Bestie und umklammerte das Genick. Sein linker Arm griff hinter die linke Vordertatze. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass beide sich mehrmals überschlugen. Während die Katze brüllte und ihre Krallen gebrauchte, um sich zu befreien und den Angreifer zu vernichten, hielt sich Tarzan verzweifelt fest.

      Es schien, als sei der Angriff von einer sinnlosen Wildheit und weder von Vernunft noch Erfahrung gelenkt. Das war aber keineswegs so. Jeder einzelne Muskel in der gigantischen Gestalt des Affenmenschen gehorchte den Befehlen eines gewitzten Verstandes, der, durch eine lange Reihe von Erfahrungen geschult, wusste, worauf es bei einer solchen Begegnung ankam. Obgleich die langen kräftigen Beine hoffnungslos mit den Hinterläufen der Wildkatze verschlungen schienen, wichen sie jedes Mal wie durch ein Wunder den scharfen Krallen der Bestie aus. Immer waren sie zur rechten Zeit wieder da, wo sie zur Verteidigung des Affenmenschen nötig waren. Jedes Mal, wenn der Bastard bereits glaubte, den Sieg über seinen Widersacher errungen zu haben, wurde er plötzlich wieder hochgerissen. Da erhob sich Tarzan und presste den gestreiften Rücken eng an seinen Körper, bis seine Krallen nur noch hilflos hinter seinem Rücken in die Luft ragten.

      Sofort war der zottige Schwarze mit gezogenem Messer zur Stelle und stieß es in das Herz der Bestie. Tarzan hielt das Tier noch eine Weile in seinem Griff, bis der Körper sich nach der letzten Zuckung entspannt hatte. Dann stieß er den Kadaver von sich, und die beiden, die noch kurz vorher um Tod oder Leben gekämpft hatten, standen sich über der Leiche des gemeinsamen Feindes gegenüber.

      Tarzan war jedoch nicht sicher, wie sich der Urmensch jetzt verhalten würde. Da aber hoben sich zwei zottige schwarze Hände. Die linke legte sich auf das eigene Herz, die rechte reckte sich vor, bis ihre Handfläche Tarzans eigene Brust berührte. Es war der gleiche freundliche Gruß, durch den der helle Urmensch seine Freundschaft mit dem Affenmenschen besiegelt hatte. Tarzan, der sich über jeden Verbündeten freute, den er in dieser fremden und wilden Welt gewinnen konnte, nahm die dargebotene Freundschaft willig an.

      Am Ende dieser kurzen Zeremonie entdeckte Tarzan, als er zu dem haarlosen Urmensch hinüberschaute, dass dieser das Bewusstsein wiedererlangt und sich aufgesetzt hatte. Langsam erhob er sich. Gleichzeitig wandte sich der zottige Schwarze nach ihm um und richtete ein paar Worte an ihn, die dieser offenbar in der gleichen Sprache beantwortete. Dann gingen die beiden langsam aufeinander zu. Tarzan