Mississippi-Bilder. Gerstäcker Friedrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerstäcker Friedrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753136073
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der Pfanne gefallen sei.

       „Nun, Preston, was hältst Du von der Erscheinung? – Mir gefiel sie gar nicht; ich hatte einmal große Lust vorzuspringen und dem langen Burschen das Messer in die Kehle zu stoßen – es wäre einer weniger gewesen!“

       „Das würde so unbesonnen als töricht gewesen sein“, entgegnete mit halb unterdrückter Stimme der Angeredete, „und hätte unseren ganzen Plan nicht allein verderben, sondern uns auch der Rache sämtlicher brauner Schurken preisgeben können. Nein – mir ist es jetzt klar geworden – die Burschen müssen mit ihrer Beute im Tal herabkommen, und zwar im felsigen Bett des Bergstroms selbst, sonst hätte ich in früheren Jahren ihre Spuren gefunden, und dieser lange Gesell war nur hier oben aufgestellt, um sie vor irgend einer Überraschung von unten her zu sichern, während sie indessen ihre Last zum Sammelplatz brachten, um dort nachher alles bequem aufladen zu können. Wir haben aber jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, denn wer weiß, ob sie den Weg noch mehr als einmal machen, und finden wir sie nicht beim Graben beschäftigt, so dass ich mir den Platz genau merken kann, so hilft unser ganzer Zug nichts.“

       „Sie können aber doch unmöglich all‘ das beste Erz in der Nacht finden, und werden sicher ihre Arbeit noch nach Tagesanbruch fortsetzen“, antwortete Thomson.

       „Was sie am gestrigen Tage erbeutet haben, schaffen sie jetzt in Sicherheit und vernichten wieder alle Spuren, die sie hinterlassen könnten“, entgegnete Preston, „nein, nein, auf Tagesanbruch dürfen wir nicht warten, überdies scheint es, als ob sie Verrat ahnten, was der Posten zur Genüge beweist. Komm also ins Tal hinunter, wir schleichen durch den Schilfbruch, wo sie schwerlich eine Wache zurückgelassen haben, und folgen leise dem Lauf des Flusses. Finden wir sie bei der Mine beschäftigt, so merken wir uns den Platz und entfernen uns wieder so schnell und leise als möglich, denn ich vermute nicht ohne Grund, dass sie diesmal in stärkerer Anzahl als gewöhnlich da sind. Lass sie dann, was sie gesammelt haben, mit fortnehmen – wenn sie das nächste Jahr wieder kommen, sollen sie’s schwerer finden, ihre ledernen Felleisen zu füllen, als bisher, das Silber müsste denn haufenweis in den Bergen vorkommen.“

       Die Jäger stiegen jetzt vorsichtig in das enge Flusstal hinab, und krochen, Schlangen gleich, in den nicht sehr dicht stehenden kleinen Schilfbruch hinein, aufmerksam dabei auf das Geringste achtend, was ihnen Gefahr oder Entdeckung drohen konnte. Aber keine Wache war bei den Maultieren, die ruhig weideten und die Anschleichenden gar nicht zu beachten schienen, zurückgelassen, und hoch aufatmend erreichten sie wieder den offenen Wald oberhalb des Schilfs, wo Preston schnell weiter eilen wollte, als ihn Thomson am Arme hielt und frug, ob sie nicht lieber das Silber erst aufsuchen sollten, was die Spanier schon irgendwo hierher getragen haben.

       „Geh zum Henker mit Deiner Torheit!“, entgegnete mürrisch Preston. „Nicht wahr, die Zeit hier mit Kinderspielen versäumen, um eine Sache aufzufinden, die wir nicht einmal anrühren dürfen, ohne augenblicklich Entdeckung fürchten zu müssen. – Komm, komm, wir können jeden Augenblick den wieder zurückkehrenden Schuften begegnen, und es wäre doch zu wünschen, dass wir sie eher hörten, ehe sie von unserer Nähe eine Ahnung hätten.“

       Mit diesen Worten machte er sich von Thomsons Hand los und glitt mit unhörbarem Schritt über die runden, glatten Kiesel des Flussbettes, von seinem Kameraden ebenso geräuschlos gefolgt, wie zwei den Gräbern entstiegende dunkle Schatten der Unterwelt.

       Wohl eine Weile mochten sie ungestört und ununterbrochen ihren Weg fortgesetzt haben, ohne auch nur das Geringste zu vernehmen, was die Nähe lebendiger Wesen hätte verraten können, als sie plötzlich, dicht vor sich, Stimmen hörten, und kaum noch Zeit behielten, sich in den Schatten einer umgestürzten Platane zu werfen, ehe fünf dunkle Gestalten, mit kleinen Säcken auf den Rücken, die übrigens, dem gebückten Gehen der Männer nach zu urteilen, ein bedeutendes Gewicht haben mussten, ihnen gerade entgegen kamen und lautlos, von einem großen Stein auf den anderen tretend, dem Schilfbruch zuwanderten. Als sie nur noch wenige Schritte von dem Versteck der Jäger entfernt waren, blieb der Führer stehen und richtete einige Worte in spanischer Sprache an die ihm Folgenden; gleich darauf aber setzte er wieder seinen Weg fort und war bald mit seinen Begleitern an einer Biegung des Hurricane hinter einer Felsecke verschwunden.

       „Verstandest Du, was der lange Schuft da in den Bart murmelte?“, fragte Thomson seinen neben ihm liegenden Gefährten.

       „Nicht ein Wort“, entgegnete dieser, „es ist das erste Mal, dass ich Spanisch reden höre; komm aber schnell, wir dürfen keinen Augenblick verlieren, vielleicht können wir die Mine noch entdecken, ehe jene zurückkehren, denn hol’s der Teufel, es sind ihrer doch mehr, als ich dachte, und die Burschen führen scharfe, lange Messer.“

Silbermine

       Schnell und leise verfolgten beide wieder wohl noch mehrere tausend Schritt den Lauf des kleinen Stromes, als Preston plötzlich stehen blieb und auf mehrere Hacken und Hämmer deutete, die zerstreut, gerade in einem ausgetrockneten Teil des Flussbettes, umherlagen.

       „Da, beim Himmel!“ rief er, krampfhaft Thomsons Schulter erfassend, der neben ihn getreten war. „Wir sind im Nest!“

       „Und was ist das Dunkle dort, was da unter dem Busch liegt?“, fragte Thomson, indem er mit vorgestrecktem Oberkörper der fraglichen Stelle näher trat und sich niederbog, um den Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte, zu erkennen. Aber mit einem Ruf des Schreckens und Erstaunens sprang er zurück, denn nur wenige Zoll von den seinigen entfernt blitzten ihm die dunklen Augen eines Mannes entgegen, der auch in demselben Augenblick mit gezogenem Messer auf die Füße sprang und einen lauten Notruf ausstieß.

       „Teufel!“, schrie Preston, der bei der ersten Bewegung des Fremden sein Messer ebenfalls aus der Scheide gerissen hatte. „Teufel!“, und sprang von der Seite auf den Spanier los. Gar verderblich würde aber der Sprung für ihn gewesen sein, hätte nicht zufällig die Büchse, die er in der linken Hand hielt, den sicheren Stoß des Angegriffenen abgewandt, dem in demselben Augenblick das breite Messer des Jägers in der Brust saß, dass er aufschreiend zu Boden stürzte; im Falle selber aber riss er noch eine Pistole aus dem Gürtel und brannte sie auf den von ihm Zurückschreckenden ab.

       Wohl fehlte die Kugel den, für welchen sie bestimmt war; doch zerschmetterte sie die linke Hand seines neben ihm stehenden Kameraden, die dieser eben erhoben hatte, um den Feind mit einem Kolbenschlage unschädlich zu machen.

       Machtlos sank Thomsons Arm und seine Büchse rasselte in die Steine nieder; doch wie ein Tiger flog er auf den zum Tod Getroffenen zu und stieß dem schon Verschiedenen dreimal noch die breite Klinge in die Brust, bis Preston seinen Arm fasste und ihn zurückzog.

       „Fort, fort“, rief dieser, „lass den, der hat genug, aber bald werden uns die Teufel auf der Fährte sein – fort! Ich möchte nicht um alle Silberminen der Welt mit ihren fünf Messern Bekanntschaft machen!“

       „Ich bin verwundet“, flüsterte jetzt, mit verbissenem Schmerz, Thomson, „meine Hand ist zerschmettert.“

       „Besser die Hand, als der Kopf“, knirschte Preston, die Büchse vom Boden aufhebend und seinem verstümmelten Kameraden hinreichend, „komm! – In fünf Minuten ist’s zu spät“, und mit schnellen Schritten eilte er, von Thomson, der die Nähe der Gefahr erkannte, gefolgt, eine kurze Strecke im Flussbett fort, und sprang dann an der rechten Talwand in die Höhe, um vielleicht noch vor den Verfolgern den Gipfel des Berges zu erreichen und dann an der anderen Seite desselben, unter dem Schutz der Nacht, leichter die Flucht zu bewerkstelligen.

       Die zerschossene Hand vorn in der Brust geborgen, blieb Thomson, seinen Schmerz verbeißend, dicht an jenes Seite, und in wenigen Minuten waren beide in der Dunkelheit des Waldschattens verschwunden; in demselben Augenblick aber raschelten die Büsche, und fünf finstere Gestalten brachen durch die Sträucher auf den eben von den Flüchtigen verlassenen Wahlplatz.

       E i n e n Schreckensruf stießen sie aus, als sie den Leichnam ihres gemordeten Kameraden erblickten, und spähende Blicke sandten sie umher, die Täter zu entdecken und ihrer Rache zu opfern; da mahnte eine schnelle, gebieterische Gebärde ihres Führers zum Schweigen, und