Das Geheimnis der Keshani. Lina-Marie Lang. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lina-Marie Lang
Издательство: Bookwire
Серия: Die Ashara-Chroniken
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075168
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Klaue einfach ab, mit der es ihn packen wollte. Die Gruppe drehte ab, weg von der verletzten Kreatur. Nur Sekunden später hörten sie, wie seine Kameraden über den Verletzten herfielen.

      „Sie fressen sich wirklich gegenseitig auf", sagte Nadira. „Was sind das nur für Dinger?" Niemand antwortete.

      Beim nächsten Halt, Brancus Fackel musste erneuert werden, schoss wieder eine der Kreaturen vor. Sie wollte sich Callanor schnappen, der gerade die Fackel reparierte, aber Brancus war schneller. Mit einer fast schon lässigen Handbewegung schleuderte er einen Ball aus Feuer nach der Kreatur, die sofort Feuer fing als wäre sie aus Stroh.

      Mit einem fürchterlichen Heulen stolperte die Kreatur zurück und prallte in einige andere Kreaturen, die ebenfalls sofort Feuer fingen. Nur wenige Augenblicke nach dem Angriff wankten drei lebende - wirklich lebende? - Fackel durch die Nacht. Aber die anderen Kreaturen hielten sich von ihnen fern. Ob nur wegen des Lichts, das sie ausstrahlten oder weil sie die Gefahr erkannten … Nadira wusste es nicht.

      „Die brennen ja wie Zunder", sagte Brancus.

      „Können wir sie so nicht vertreiben?", fragte Aurel.

      „Nur kurzzeitig. Und ich glaube nicht, dass unsere Dynari das unendlich oft machen können."

      „Nein, können wir nicht", sagte Brancus. „Jedes Mal kostet es Kraft."

      „Lasst uns weiterreiten", sagte Callanor.

      „Wohin reiten wir überhaupt?", fragte Arero. „Ich meine, weißt du überhaupt, wohin wir gerade reiten?"

      „Nein", gestand Callanor. „Ich halte uns nur in Bewegung, damit sie uns nicht einkreisen können."

      „Wir reiten also vielleicht in die falsche Richtung?"

      „Sehr wahrscheinlich sogar", sagte Callanor. „Kommt weiter."

      Sie kamen nicht weit, bevor die nächste Kreatur angriff. Aber Darec durchbohrte sie mit seinem Schwert und sorgte so wieder für eine Ablenkung für die anderen Monster in der Nähe.

      Die nächste Stunde war geprägt von Angriffen einzelner Wesen. Immer wieder versuchte eine der Kreaturen, an die Beute zu kommen. Aber die Krieger und die beiden Ashari konnten die Angriffe abwehren.

      Je mehr der Kreaturen sie erschlugen, desto öfter schienen die Angriffe zu erfolgen. Und schließlich verbrauchten sie den letzten Stoffstreifen.

      „Das war der Letzte", sagte Callanor. „Bald sitzen wir im Dunkeln."

      ***

      Eine Fackel nach der anderen erlosch. Brancus holte noch etwas Zeit heraus, indem er die Stöcke selbst entzündete. Aber es half alles nichts, das Licht wurde immer weniger und weniger, und gleichzeitig die Angriffe der Kreaturen immer häufiger.

      Noch waren nicht alle Fackeln erloschen, trotzdem schienen das Licht jetzt zu schwach zu sein, um die Kreaturen noch fernzuhalten. Bis jetzt waren alle Angreifer von den Kriegern, den Ashari oder den Pferden abgewehrt worden. Und immer wieder konnten sie so ein wenig Zeit herausschlagen, weil die Kreaturen sich auf ihre verletzten Kameraden stürzen. Aber die Angriffe nahmen immer weiter zu.

      „Wir brauchen Deckung", rief Callanor. „Wenn sie uns von allen Seiten angreifen können, sind wir verloren."

      „Es gibt hier aber keine Deckung", rief Lledar. Es gab nichts in der Nähe, das auch nur annähernd wie Deckung aussah. Sie waren von einer schwarzen Ebene in der es von Bewegung nur so wimmelte umgeben. Aber nirgendwo schien es etwas zu geben, das ihnen Deckung bieten konnte.

      „Was machen wir jetzt?", frage Tinju, nachdem er sein Schwert aus dem Leib einer der Kreaturen gezogen hatte. „Wir können das nicht lange durchhalten. Und sie werden immer aggressiver."

      Tatsächlich schien es Nadira, dass Licht diese Wesen schwächte. Sie waren am Anfang einfach zu töten gewesen, aber jetzt aber waren sie deutlich schneller und aggressiver. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand verletzt oder gar getötet wurde. Und schließlich würden die Kreaturen sie einfach überrennen.

      „Da hinten", rief Darec schließlich. „Ist da nicht etwas?" Alle Blicke folgten seiner Hand. Nadira konnte zunächst nichts erkennen. Erst als sie sich voll konzentrierte, erkannte sie einen dunklen Schatten, der sich über die Ebene erhob. Es war eigentlich kaum zu erkennen, bestenfalls zu erahnen, aber irgendetwas schien dort zu sein. Was immer es war, es lag vor ihnen und zog sich so weit nach links und rechts dahin, wie sie sehen konnten.

      Doch zwischen ihnen und dem Schatten befand sich ein weites Feld voller Bewegungen. Es mussten Hunderte Kreaturen sein, die sich zwischen ihnen und diesem Schatten befanden.

      „Ich glaube wir schaffen es nicht rechtzeitig dorthin", sagte Callanor.

      Nadira starrte den Schatten an, in der Hoffnung mehr erkennen zu können. Waren sie dort sicher? Um was handelte es sich überhaupt? Aber außer einem flachen, aber sehr langen Schatten, der etwas dunkler war als der Himmel, war nichts zu erkennen.

      „Vorsicht." Aurels Stimme überschlug sich fast. Im nächsten Moment prallte etwas gegen Nadira. Sie sah scharfe Krallen aufblitzen, fühlte einen stechenden Schmerz in der Schulter und kurz darauf krachte der Boden hart in ihren Rücken.

      Ihr drohte schwarz vor Augen zu werden. Aber sie wusste, wenn sie das zuließ, war das ihr Tod. Mit aller Kraft kämpfte sie die Dunkelheit zurück. Keine Sekunde zu früh. Eine der Kreaturen hockte über ihr auf ihrem Pferd. Das Pferd bäumte sich auf, aber anstatt abgeworfen zu werden, nutze die Kreatur den Schwung aus, um sich auf Nadira zu stürzen.

      Nadira handelte blitzschnell. Es war keine Zeit, gezielt nach ihrem Ashara zu greifen. Stattdessen warf sie der Kreatur einfach unkontrolliert Energie entgegen. Das Wesen wurde mitten im Sprung getroffen. Eine unsichtbare Riesenfaust prallte mit ungeheurer Wucht gegen die Kreatur und warf sie zurück. Fast im gleichen Augenblick ging das Wesen in Flammen auf.

      Es flog zehn vielleicht zwanzig Meter durch die Luft und krachte dann in eine Masse ihrer Kameraden. Innerhalb von Sekunden fingen auch diese Feuer. Sie waren zu dicht gedrängt, um ihren brennenden Kumpanen auszuweichen.

      Rasende schnell breitete sich das Feuer aus. Als Nadira sich mühsam in die Höhe stemme, brannte bereits mindestens ein Dutzend der Kreaturen, und das Feuer breitete sich weiter aus. Die Kreaturen stolperten umher und steckten so auch ihre Nachbarn in Brand, und diese wiederum ihre Nachbarn.

      Darec war von seinem Pferd gestiegen und stützte Nadira. Ihre Schulter brannte wie Feuer, ihr Rücken und ihre rechte Seiten war ein einziger Schmerz. Darec stützte sie und untersuchte ihre Wunden.

      „Ich glaube, sie hat sich nichts gebrochen", sagte er. „Aber die Wunde muss versorgt werden."

      „Ich fürchte, wir haben keine Zeit dafür", sagte Callanor. „Das Feuer hat sie für den Moment vertrieben, aber das wird nicht lange so bleiben."

      „Kannst du reiten?", fragte Darec.

      „Ist das Pferd verletzt?", frage Nadira. Vor ihren Augen drehte sich alles und sie hatte Angst die Dunkelheit würde doch noch gewinnen. Aber das konnte sie nicht zulassen. Doch wenn Darec sie nicht gestützt hätte, wäre sie gestürzt.

      „Dem Pferd ist nichts passiert. Es wollte dich fressen, nicht das Pferd."

      „Wie beruhigend."

      „Wir müssen weg von hier", sagte Callanor. In seiner Stimme schwang eine Dringlichkeit mit, die keinen Widerspruch duldete.

      Darec half Nadira zurück auf ihr Pferd. Trotzdem schaffte sie es beinahe nicht. Jede Bewegung fühlte sich an, als würde eine der Kreaturen eine weitere Klaue in ihren Körper stoßen. Die Anstrengung, wieder auf ihr Pferd zu steigen, wäre fast zu viel gewesen. Als sie endlich im Sattel saß, war die Dunkelheit wieder da. Diesmal hatte Nadira nicht mehr die Kraft, sie zurückzuschieben. Aber trotzdem ließ sie nicht zu, dass die Dunkelheit sie übermannte.

      „Los weiter." Die Stimme klang unwirklich. Aber Nadira klammerte sich daran, sie wusste, dass sie real war.

      „Sie schafft