Eine Fleshlight ist genau das, was man sich jetzt vorstellt. Ein Masturbator in Form einer wirklich großen Taschenlampe, gefüllt und ausgestattet mit einem sehr soften, manchmal genoppten Vaginalkanal. Das klingt jetzt nicht sonderlich erotisch, aber für Männer im Solo-Play kommt die Masturbation mit einer Fleshlight verflixt nah an das Gefühl von realem Sex heran. Also zumindest im Unterleib, Emotionen stehen wie immer auf einem ganz anderen Blatt. Aber das ist ja gerade das Schöne an Selbstbefriedigung: Sie entspannt. Man muss nicht erst runter von der Couch, um irgendjemanden klarzumachen und man darf sich dabei ausschließlich um sich selbst kümmern. Man muss nicht einmal vorher duschen gehen, geschweige denn gut aussehen. Wenn das mal nicht ziemlich gute Gründe dafür sind, sein Sexleben immer wieder einmal selbst in die Hand zu nehmen.
Nun mag man als Frau über das Modell Fleshlight durchaus schnell die Nase rümpfen. Wie? Der steckt sein Teil in einen künstlichen Vaginalkanal und holt sich damit zwischen Sportschau und Nachtfilm mal eben einen runter? Ist das nicht total lieblos? Und wird damit die Frau per se, oder zumindest ihre Vagina, nicht total zum Objekt degradiert? Tja, kann man so sehen, andererseits führt die unglaubliche Auswahl an Dildos und Vibratoren, mit links- und rechtsmotorisierten Supernoppenaufsätzen, die ganze Stämme an Joghurtkulturen komplett durchdrehen lassen könnten, diesen vermeintlichen Unterschied doch ziemlich schnell ad absurdum. Weibliche Sex-Toys sind edel und hui, männliche billig und pfui, das kommt so einfach nicht hin. Witzigerweise gibt es tatsächlich viel weniger Love-Toys für den angeblich übersexualisierten Mann, als für die vermeintlich nur in Liebe erotisierbare Frau. Nur, dass die Innovation an Masturbatoren für die Herren der Schöpfung der unseren immer bereits einen kleinen Schritt voraus ist. Das Schrägste, was wir in diesem Feld aktuell zu bieten haben, dürfte der Twirking Butt sein. Ein hübscher, naturgetreuer kleiner Frauen-Po aus Silikon, der nicht nur wackelt wie eine waschechte Brasilianerin beim Karneval von Rio, sondern natürlich penetrierbar ist. An sich schon ein Produkt, an dem man kaum vorbeischauen kann, selbst wenn man möchte. Es bringt allerdings auch noch die Besonderheit mit, dass der Nutzer dabei eine VR-Brille tragen und damit angeblich ein gigantisches 3D-Vergnügen erleben kann.
Natürlich mutet die Vorstellung, dass Männer lebensgroße Puppen, Wackelärsche und Vaginalkanäle (be)nutzen, irgendwie komisch an. Andererseits kann man mit Interesse beobachten, dass die Mehrzahl der Käufer und somit Nutzer, eher einen hohen Bildungsabschluss haben. Da kommen die Anzugträger in den Laden, nicht die Arbeiter. Und die wenigsten davon scheinen echte Singles zu sein, auch wenn die Frage offen bleibt, wie und wo man vor seiner Frau einen lebensgroßen, wackelnden Silikon-Po versteckt. Ich vermute ja einige interessante Ecken in den Bastelkellern dieser Nation.
Die meisten Solo-Player entscheiden sich sowieso eher für Harnröhren-Produkte, für Vollmasken aus Gummi oder Leder und für Strom. Eben für Fetisch- und SM-Neigungen, die in irgendeiner Form heimlich alleine ausgelebt werden. Mein größtes Mitgefühl haben übrigens stets die Jungs, die sich für den Kauf eines Keuschheitskäfigs entscheiden, obwohl es allem Anschein nach niemanden gibt, der die Schlüsselgewalt übernimmt. Ich meine, wie traurig ist das denn? Sich das beste Stück wegzuschließen, damit Erektionen unmöglich zu machen und dabei jederzeit doch selbst die Möglichkeit zu besitzen, den Tiger aus dem Käfig zu lassen? Das hat etwas von Selbstkasteiung, von einem Küchenschrank voller Schokolade, während man selbst auf Diät ist, vielleicht auch von Selbstbestrafung. Aber exakt Pain-Play ist oft die Kür, die in vielen Sexleben offiziell eben nicht erlaubt ist. Da herrscht die Pflicht des starken Mannes, der sich nur im Geheimen seinen Orgasmus-Overkill zugestehen darf. Und wer jemals versucht hat, sich selbst zu quälen, weiß, wie schwierig sich das gestalten kann. Sich selbst sensitive Reize, wie zum Beispiel eine Stimulation der Brustwarzen, zu verschaffen, ist so komplex, wie sich selbst kitzeln zu wollen. Da meldet der Körper einen Fehler im System. Es mag nur schwer gelingen, weshalb Stromgeräte oder Penispumpen, die mit Vakuum arbeiten, für Solo-Player hoch im Kurs stehen.
Es mag mir zu diesem Kapitel nur schwer ein Grundtypus einfallen. Schon recht kein unterhaltsamer oder besonders witziger. Ohne Frage allerdings extrem unangenehm ist der Auftritt einiger Penispumpen-Nutzer, die mit Vorliebe ihre abgewarzten Aufsatz-Manschetten für den Einsatz der Pumpen mitbringen, um eine neue zu kaufen. Die Dinger sind ursprünglich aus transparentem, dehnbarem Silikon. Transparent! Nicht trüb verfärbt, eingerissen und überdehnt, wie sie mir manchmal auf den Verkaufstresen gelegt werden. Nachdem sie aufwändig aus irgendeiner Hosentasche gezuppelt wurden, liegen sie dann vor mir und verströmen den optischen Charme einer ausgelutschten Weißwursthaut.
„Sie können das gerne wieder einstecken. Es gibt nur ein passendes Modell, ich hole Ihnen einen neue Manschette.“
„Wegen der Größe. Ich brauche eine 6.“
„Das ist eine dehnbare Einheitsgröße. Stecken Sie das Ding bitte wieder ein.“
„Es ist kaputt, ich brauche eine neue.“
„Schon verstanden, aber ich möchte das kaputte nicht.“
„Größe 6. Sechs Zentimeter Durchmesser.“
„Respekt. Für die Manschette gilt dennoch Einheitsgröße.“
Seltsamerweise sorgt es für Verwunderung, wenn wir um weitere Diskussionen zu vermeiden, beherzt das spermabefleckte Teil mit Hilfe eines Kleenex in den Mülleimer befördern und mit Desinfektionsspray nachwischen, um es endlich vom Tisch zu bekommen.
Viele Männer sind, nennen wir es einmal unkompliziert, zumindest wenn es um die Dinge geht, die ihr Körper zu produzieren fähig ist. Da scheint manchmal noch ein gewisser Urzeit-Stolz mitzuschwingen. Lehmanns Super-Sperma hat auch im 21. Jahrhundert noch mehr als einen Blick verdient. Ganz zu schweigen von der Penisgröße. Jeder, der sich nach Norm-Maß nicht verstecken muss, ist schnell dabei, sie uns noch vor seinem Namen mitzuteilen. Gerade bei der Auswahl von Cockringen aus schwerem Edelstahl ist das immer wieder ein sehr beliebtes Thema.
„Welche Größe brauchst du denn?“
„Also lang ist er 21 cm.“
„Naja, die Länge ist beim Cockring nicht das ausschlaggebende Maß. Ich brauche den Durchmesser.“
„Eher groß.“
„Von einem Norm-Maß möchte ich nicht sprechen, aber am meisten verkaufen wir von den 4,0 bis 4,5 cm Ringen.“
„Also ich denke mal eher größer.“
„Er sollte – gerade aus massivem Edelstahl – halt exakt passen. Zu klein ist ungeil und du bekommst Hämatome. Wenn er zu groß ist, zeigt er keine Wirkung. Das wollen wir doch beides nicht.“
„Also eher mindestens 5,0.“
„Magst du deine Freundin fragen? Frauen besitzen da oft ein ganz unaufgeregt gutes Augenmaß.“
„Nee, soll eine Überraschung sein.“
„Dann nimm vielleicht zwei günstige, schmale Ringe und kaufe erst später den massiven.“
„Kann ich nicht mal schnell eben einen hier probieren?“
„Wenn du ihn gekauft hast, ja. Ist ein Hygieneartikel, den kann ich nicht anprobieren lassen.“
„Das ist aber auch schwer.“
„Vorschlag: Du gehst in die Umkleidekabine, ich gebe dir ein Stück Schnur mit, das legst du um Penis und Hoden, misst anschließend die Länge und rechnest Umfang durch Pi, dann hast du den exakten Durchmesser.“
„Pi?“
„Pi. 3,14. Die Kreiszahl. Archimedes und so.“
Man möge es mir bitte verzeihen: Ein passender Edelstahl-Cockring: 29,90 €. Der Blick eines Kunden nach diesem Gespräch: immer wieder unbezahlbar!
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Ganz zufällig hier:
von Touristen-Paaren und