Ergänzen bzw. unterfüttern Sie Ihre Tabelle regelmäßig, indem Sie externes Feedback einholen. Wie Sie dabei vorgehen können, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
Permanentes Feedback einholen
Sie bestehen die Probezeit, wenn man mit Ihrer Arbeitsleistung und Ihrem Sozialverhalten zufrieden ist. Die Entscheidung über Ihren Verbleib im Unternehmen wird dabei nicht frei bleiben von den subjektiven Eindrücken Ihres Vorgesetzten und weiterer Personalentscheider. Nicht zuletzt spielen die sogenannten "verdeckten Erwartungen" eine Rolle, persönlich gefärbte Beurteilungsmaßstäbe, die Sie in der Stellenanzeige vergeblich suchen werden. Sie stehen mit den Vorstellungen und Werten von Vorgesetzten und Personalentscheidern in Zusammenhang. Dazu ein Beispiel: "Hohe Arbeitsgeschwindigkeit ist wichtiger als Genauigkeit." kann genauso eine verdeckte Erwartung sein wie "Genauigkeit ist wichtiger als hohe Arbeitsgeschwindigkeit.", abhängig von den Vorlieben des jeweils beurteilenden Vorgesetzten. Menschen sind eben verschieden, und Chefs machen davon keine Ausnahme. Gleiches gilt für die Einschätzung des Sozialverhaltens. Gefällt dem einen Vorgesetzten Ihre zurückhaltende Art, sind Sie dem anderen zu passiv und darum unsympathisch.
Die einzige Möglichkeit herauszufinden, was wirklich von Ihnen erwartet wird, ist, permanent Feedback darüber einzuholen. Damit ist natürlich die Gefahr verbunden, als penetrant wahrgenommen zu werden. Zumindest in den ersten Wochen sollten Sie nicht direkt nach einer Einschätzung Ihrer Leistung und Ihres Verhaltens fragen, sondern eher beiläufig, indirekt und bezogen auf konkrete Ereignisse.
Sie können sich zunutze machen, dass Ihre Vorgesetzten und Ihre Kollegen wahrscheinlich auch zwischendurch, ohne es zu wollen, mehr oder weniger offene Kommentare über Ihre Arbeitsergebnisse und Ihr Verhalten abgeben. Ein "Gut gemacht!" oder "Nächstes Mal besser vorher fragen!" sind wichtige Hinweise für Sie, wie Sie wahrgenommen werden. Zählen Sie einfach innerlich mit, wie oft Sie gelobt oder getadelt werden. Achten Sie aber auch darauf, die Dinge nicht überzuinterpretieren.
Perspektivübernahme
Menschen haben Motive, etwas zu tun. Um das Verhalten von Vorgesetzten und Kollegen beurteilen, vielleicht sogar bis zu einem gewissen Grade vorhersagen und lenken zu können, müssen Sie die Fähigkeit besitzen, sich in Ihr Gegenüber hineinzuversetzen und seine Perspektive zu übernehmen, d.h. Dinge aus seiner Sicht sehen zu lernen. Und Sie müssen anschließend Schlüsse aus Ihren Beobachtungen ziehen, um die Eigenheiten Ihrer Mit-Menschen in Ihren eigenen Handlungen berücksichtigen zu können. Menschen sind in der Regel keine Engel, sondern von handfesten Interessen gelenkt, die oft egoistischen Überlegungen entspringen. Sie werden durch eine systematische Übernahme der Perspektive von Vorgesetzten und Kollegen mehr Verständnis für den anderen aufbringen. Sie werden Dinge unterlassen, über die Sie durch Perspektivübernahme frühzeitig in Erfahrung bringen können, dass sie Ihnen nichts Konstruktives eintragen würden oder Ihnen sogar schaden könnten.
Ich möchte Ihnen hierzu ein Beispiel geben: Eine Bekannte von mir beklagte sich neulich darüber, dass sie als Angestellte im Qualitätsmanagement einer Hochschulverwaltung von Ihrem Vorgesetzten nach einer Präsentation nicht die nötige Rückendeckung bekommen habe, ja, dass er ihr "in den Rücken gefallen" sei. Was war geschehen? Meine Bekannte hatte vor mehreren Professoren ihres Fachbereiches über die Entwicklung und Verwendung eines Prozessmanagementsystems referiert. Unmittelbar nach Ihrem Vortrag sagte der oberste Leiter des Fachbereiches vor vielen Zuhörern, dass ihn Qualitätsmanagement nicht interessiere und er nichts davon halte. Meine Bekannte war am Boden zerstört. Von außen betrachtet, hatte es den Anschein, als sei ihr vollkommen unerwartet ein böser Streich gespielt worden. Doch war es vielmehr so, dass der Fachbereichsleiter schon immer Vorbehalte gegen das Projekt hatte, aus dem heraus das Prozessmanagementsystem entwickelt worden war. Und diese Bedenken hatte er meiner Bekannten gegenüber zuvor teilweise auch geäußert. Außerdem ist die Hochschule, in der das Projekt angesiedelt war, in besonderer Weise durch hierarchische, starre Strukturen gekennzeichnet gewesen. Das Projekt stieß allenthalben auf Ablehnung. In den Gremien des Fachbereiches beteiligten sich außer Professoren kaum andere Hierarchiestufen an Diskussionen. Bestenfalls konnte man von einer Duldung "rangniederer" Personen sprechen. War unter diesen Umständen zu erwarten, dass sich der Fachbereichsleiter vor der Gruppe für seine Mitarbeiterin einsetzen würde? Eher nicht. Meine Bekannte hätte bei sorgfältigerer Analyse der Situation wissen können, dass sie sich auf schwierigem Terrain bewegt. Sie hätte vorab mit dem Fachbereichsleiter in eine vertiefte Diskussion gehen können. Vielleicht wären dann beide zu dem Schluss gekommen, dass ihr Auftritt von ihm im Grunde gar nicht oder nicht zum von ihr gewählten Zeitpunkt gewünscht war. Seinen Respekt ihr gegenüber hätte eine offene Vorbesprechung vermutlich erhöht, und vielleicht hätte er bei einer derartigen Beteiligung seine aktive Unterstützung des Projekts zugesichert.
Versuchen Sie von Zeit zu Zeit, sich systematisch in all diejenigen Personen hineinzuversetzen, die für Sie an Ihrem Arbeitsplatz wichtig sind. Welche Interessen haben diese Personen? Decken sich deren Interessen zumindest ansatzweise mit Ihren eigenen? Eine solche Analyse gibt Ihnen auch Aufschluss darüber, wer es ehrlich mit Ihnen meint und wer versucht, Sie zu vereinnahmen, d.h. für die Realisierung eigener Interessen einzuspannen, womöglich ohne angemessene Gegenleistung.
Tue Gutes und sprich darüber
Es ehrt Sie, wenn Sie gute Leistungen erbringen und es für sich behalten, weil es Ihnen unangenehm wäre, mit Ihren Erfolgen zu prahlen. Leider machen es viele andersherum: Sie leisten eher weniger, prahlen aber trotzdem. Dazu möchte ich Sie keinesfalls animieren. Aber wenn Sie etwas Gutes vollbracht haben, dann sollten Sie auf jeden Fall dafür sorgen, dass Ihr Vorgesetzter davon Kenntnis erlangt.
Bescheidenheit mag im Privatleben eine Zier sein, obwohl man auch darüber geteilter Meinung sein kann, - im Job, zumal in der Probezeit, ist sie es ganz bestimmt nicht. Es bringt niemandem etwas, am wenigstens Ihnen selbst, wenn Sie Ihre Leistungen nicht bekannt machen. Jeder Arbeitsplatz ist eine Konkurrenzsituation, in der Sie sich bewähren müssen.
Es geht in der Probezeit darum, Ihren Vorgesetzten bzw. verantwortliche Personalentscheider davon zu überzeugen, dass Sie der Richtige für die Position sind und deshalb auch über die Probezeit hinaus ein Gewinn für das Unternehmen sein werden. Machen Sie es denjenigen leichter, die über Ihren Verbleib im Unternehmen entscheiden müssen. Liefern Sie Ihnen gute Argumente dafür, unverzichtbar zu sein. Weisen Sie dezent auf Ihre Erfolge hin, vor allem dann, wenn diese ohne Ihre Hinweise nicht sichtbar wären.
Natürlich sollten Sie bei dieser Art von Selbstvermarktung ein wenig Vorsicht walten lassen. Es kommt nicht darauf an, Ihre Erfolge lautstark und flächendeckend anzupreisen. Gerade Ihre Kollegen könnten in der Folge einen Neidkomplex entwickeln. Es kommt vielmehr darauf an, dass Sie sich die Frage stellen, ob diejenigen von Ihren guten Leistungen erfahren, die am Ende über Ihren Verbleib im Unternehmen entscheiden werden. Falls dem nicht so ist, sollten Sie tätig werden, aber natürlich in Maßen und dezent. Also nicht: "Wussten Sie schon, dass ich letzten Monat aus dem Stand 20 Produktschulungen ohne Unterstützung meiner Kollegen vollkommen selbständig durchgeführt habe?" Besser ist es, eine passende, entspannte Gelegenheit abzuwarten, z.B. das Mittagessen oder ein ruhiges Gespräch über ein Fachthema, in das Sie den Hinweis auf Ihre Leistung geschickt einfließen lassen können: "Als ich neulich in der Organisationseinheit XY eine Produktschulung zum Thema Z durchführte, fragte mich einer der Teilnehmer …". - Mit ein wenig Glück ergibt sich aus Ihrer Bemerkung eine Unterhaltung über Ihre Arbeitsleistungen, ohne dass Sie explizit darum gebeten haben. Aber selbst wenn es bei Ihrer Bemerkung bleibt, so haben Sie sich und Ihren Arbeitserfolg vielleicht zumindest ein wenig im Unterbewusstsein Ihres Vorgesetzten oder eines Personalentscheiders verankert. Wiederholen Sie diese Taktik hin und wieder, aber immer dezent und sparsam in der Anwendung.
Sie werden nun vielleicht einwenden, dies sei Manipulation und sehr berechnend, Sie würden so etwas