Eines Morgens im Juli stand eine lange Reihe von Eisenbahnwaggons vor Camp Cheatham bereit und das Signal ertönte, die Zelte abzubrechen und alle unsere Sachen auf die Waggons zu verladen. Wir alte Kameraden haben uns seitdem hundertmal getroffen und lachen jedes Mal über die Menge an Plunder und Gegenständen, die wir damals angehäuft hatten (im Gegensatz zu unseren spärlichen Besitztümern im weiteren Verlauf des Krieges). Jeder Soldat hatte genug Decken, Hemden, Hosen und alte Stiefel, um sich ein gesamtes Jahr lang damit einzukleiden und mit all unseren leeren Flaschen und Kannen hätte man eine erstklassige Apotheke einrichten können. Zusätzlich hatte jeder von uns seine Muskete, eine Patronentasche, einen Tornister, Rationen für drei Tage, an jeder Seite eine Pistole und ein langes Bowie-Messer, das uns von William Wood aus Columbia, Tennessee überreicht worden war. Wir stiegen in und auf die Waggons, die Pfeife ertönte und wir winkten mit unseren Hüten, Taschentüchern und Flaggen und entboten dem alten Camp Cheatham unseren endgültigen Abschiedsgruß. Als wir in Nashville ankamen, strömten die Einwohner in Massen herbei, um uns zu empfangen und auch hier wurden wir an die guten alten Zeiten und an unsere zurückgelassenen Liebchen erinnert. Ach, solch ein Empfang macht das Soldatenleben durchaus erstrebenswert. Der Geistliche Elliott lud uns in den Hain seines Kollegiums ein, wo genug von den guten Dingen des Lebens bereit stand, um auch die Ansprüche des verwöhntesten Genießers zu befriedigen. Am ungewöhnlichsten war, dass wir bereits von den hübschesten jungen Damen (Schülerinnen seines Kollegiums) erwartet wurden. Ich kann dir versichern, es war sehr angenehm. Pfarrer C.D. Elliott war den gesamten Krieg hindurch der Feldgeistliche unserer Brigade und Dr. C.T. Quintard der Geistliche des 1. Tennessee – zwei der besten Menschen, die jemals gelebt haben (Quintard ist gegenwärtig der Bischof von Tennessee).
Unterwegs
Wir verließen Nashville und rollten mit 30 bis 50 Kilometern pro Stunde dahin, so schnell der Dampf uns tragen konnte. An jeder Station winkten die Bewohner und die Damen mit ihren Taschentüchern und brachten Hochrufe auf Jeff Davis und die Konföderation aus. Entlang der gesamten Strecke waren herrliche Bankette für uns vorbereitet. Vom Anfang bis zum Ende der Strecke war es ein einziges großes Fest. In Chattanooga, Knoxville, Bristol, Farmville, Lynchburg … überall begrüßten uns dieselben Ausbrüche von Freude und Zuneigung. Ah, das waren großartige Zeiten und du, geneigter Leser, siehst jetzt, warum ein alter Soldat diese glückliche Zeit gerne noch einmal im Geiste durchlebt.
Aber die Yankees rückten nach Manassas vor. Am 21. Juli waren wir noch 160 Kilometer vom Ort dieser furchtbaren Schlacht entfernt. In dieser Nacht, nachdem die Schlacht bereits gewonnen war, hielt unser Zug in Manassas Junction. Nun, was gibt es dazu zu sagen? Alle waren wild, nein, verrückt vor Freude über den Sieg und fühlten sich wie „einer, dem der Goldesel zugelaufen ist“ Wir waren überzeugt, der Krieg sei vorüber und wir müssten nach Hause zurückkehren, ohne auch nur einen Yankee-Soldaten gesehen zu haben. Ach, wie beneideten wir die Verwundeten. In diesem Moment wären wir bereit gewesen, 1.000 Dollar zu bezahlen, um an der Schlacht teilnehmen zu können und einen Arm abgeschossen zu bekommen, damit wir mit einem leeren Ärmel nach Hause zurückkehren könnten. Aber die Schlacht war vorüber und wir hatten sie verpasst.
Staunton
Von Manassas aus fuhr unser Zug weiter nach Staunton, Virginia. Hier schlugen wir wieder ein Lager auf, überprüften unsere Kessel, Töpfe, Eimer, Kannen und Zelte und fanden alles dermaßen durcheinander und verheddert vor, dass wir die einzelnen Dinge nicht mehr voneinander unterscheiden konnten. Wir schlugen unsere Zelte auf und schon spürten die Soldaten wieder jene Beherrschung und Disziplin, welche wir auf dem Weg hierher schon beinahe vergessen hatten. Da der Krieg jetzt aber ja vorbei war, waren die Offiziere und Generäle nicht mehr streng mit den Jungs, tatsächlich waren sie schon auf Stimmenfang für einen Posten im Parlament oder im Kongress. Einige warteten in der Tat schon voller Vorfreude darauf, für den Posten des Gouverneurs von Tennessee zu kandidieren.
Staunton war ein großer Ort; Whisky war billig, guter Virginia-Tabak war reichlich vorhanden und die gängige Währung war Gold und Silber. Die Blinden- und Irrenanstalten des Staates befanden sich hier und wir besuchten all die interessanten Örtlichkeiten. Hier war es auch, wo wir zum ersten Mal auf das Würfelspiel namens „Chuck-a-luck“ trafen, das später so populär in der Armee wurde. Es war jedoch auffallend, dass „chuck“ eigentlich immer gewann und „luck“ immer verlor. Pharo und Roulette waren allgegenwärtig; tatsächlich kam allmählich der Abschaum an die Oberfläche und so mancher Gentleman wurde schäbig. Damit will ich sagen, das Zivilrecht war außer Kraft gesetzt, die Macht der Richter war dem Schwert und dem Bajonett gewichen. In anderen Worten: das Kriegsrecht hatte sich der zivilen Rechtsprechung bemächtigt. Die Glücksspieler standen also in voller Blüte.
Warm Springs, Virginia
Eines Tages, während wir uns gerade untätig im Lager herumtrieben, ließ June Tucker das Signal zum Sammeln ertönen und wir erhielten den Befehl, in die Waggons zu steigen. Wir dampften nach Millboro, von wo aus wir nach Bath Alum und Warm Springs marschierten. Dazu mussten wir über die Allegheny Mountains. Ich war bei jedem Marsch dabei, den das 1. Tennessee-Regiment während des gesamten Krieges unternahm und ich kann mich nicht entsinnen, jemals einen härteren und ermüdenderen Marsch mitgemacht zu haben. Es schien uns, als sei Berg auf Berg getürmt. Kaum hatten wir eine Stelle erreicht, die so aussah, als sei sie die Spitze des Berges, schon sahen wir einen noch höheren Berg, der sich vor uns erhob. Vom Fuße des Berges bis hin zu seiner Spitze säumten zusammengebrochene und erschöpfte Soldaten den Weg. Zuerst warf man eine Decke weg, dann eine weitere, hin und wieder ein gutes Paar Hosen, alte Stiefel und Schuhe, Sonntagshüte, Pistolen und Bowie-Messer; all dies lag über den Weg verstreut. Überall sah man alte Flaschen, Kannen und die verschiedensten anderen Dinge. Höher und höher, drauf und drüber, so schleppten und mühten wir uns vorwärts, bis wir die endgültige Spitze des Berges erreicht hatten. Hier bot sich unseren Augen der Anblick einer Landschaft, wie wir sie schöner und prächtiger noch nirgends sonst gesehen hatten.
Direkt vor uns im Tal schmiegten sich Bath Alum und Warm Springs in die Landschaft. Es schien mir damals, und auch heute noch, wie der Blick in ein besseres und leuchtendes Jenseits für den müden christlichen Pilger, der sich jahrelang auf seiner Wanderschaft abgemüht hat. Ein erfreuter Ausruf entfuhr jenen, die die Spitze erreichten und ermutigte die Folgenden und spornte sie an, durchzuhalten.
Schließlich erreichten wir Warm Springs. Ein warmes Essen erwartete uns bereits. Es gab in Warm Springs ein großes Badehaus und das große Wasserbecken war so angelegt, dass man sich in jede Tiefe begeben konnte, die einem zusagte. Es war kostenlos, also stürzten wir uns hinein. Wir hatten keine Ahnung von der entspannenden Wirkung auf unseren Kreislauf und da das Wasser nur etwas wärmer als lauwarm war, blieben wir ganz schön lange darin. Als wir schließlich herausstiegen, waren wir so schlaff wie Tischtücher. Kurz darauf wurde zum Sammeln geblasen und wir erhielten unsere Marschorder. Aber wir konnten keinen Meter weit marschieren. Also mussten wir bleiben wo wir waren, bis sich unser Kreislauf wieder hinreichend belebt hatte. Wir wunderten uns, wozu die ganze Marschiererei gut sei, da der Krieg ja eh bereits vorüber sei.
Zwei Tage nachdem wir Warm Springs verlassen hatten, erreichten wir Big Springs. Es war August und trotzdem hatte sich Reif gebildet, wie man ihn sonst nur im Winter sah. Die Yankees waren angeblich in unserer unmittelbaren Nähe und Hauptmann Feild wurde mit einer Abteilung von zehn Mann zum Kundschaften vorgeschickt. Ich war in dieser Abteilung und als wir an jenem Abend das Lager verließen war es dunkel und trüb und der Regen nieselte herab. Nach einiger Zeit wurde der Regen heftiger und heftiger und bald waren wir alle bis auf die Knochen durchnässt - einschließlich unserer Musketen, Patronen und des Pulvers. Während ich am nächsten Morgen bei Anbruch des Tageslichts Wache stand, sah ich, wie sich eine Gruppe von 25 bis 30 Yankees näherte, also hob ich meine Muskete, um zu feuern und drückte den Abzug, aber es knallte lediglich das Zündhütchen. Sie entdeckten mich und gaben drei oder vier Schüsse auf mich ab, aber auch bei ihnen knallten nur die Zündhütchen, auch ihr Pulver war nass. Noch bevor ich ein neues Hütchen aufsetzen