nur Tod und Verderben. Nicole Heuer-Warmbold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Heuer-Warmbold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742730459
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… drei Tagen, als er hier war, um sich nach deinem Befinden zu erkundigen. Du lagst mit Fieber im Bett.“

      „Ich weiß, aber … Er war hier?“

      „Das sagte ich. Natürlich war er hier, er macht sich Sorgen um dich.“

      Damit hatte Sandar nicht gerechnet, und er fragte sich verwirrt, warum eigentlich nicht. Er hatte kein übertrieben herzliches und mitunter etwas angespanntes, aber ganz sicher auch kein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater. „Und … was hast du ihm gesagt?“

      „Er möge doch in ein paar Tagen vorbeikommen und dich selbst fragen, wie es dir geht. Das wäre … heute oder morgen, eher noch heute. Dein Vater scheint mir kein allzu geduldiger Mann zu sein.“

      „Oh, Mist, ich muss …“

      Mara lachte und legte ihm die Hand auf den Unterarm. „Am Abend, Sandar, du kannst mir also in aller Ruhe die Geschichte zu Ende erzählen.“

      „Ich …“ Er lachte, er benahm sich wie ein Halbwüchsiger, und drückte ihre Hand an seine Lippen. „Ja, das kann ich. Truppen vom Nordtor unter dem Kommando meines Vaters wurden also nach Osten gesandt, zwei Monate, etwas länger, doch Davian kehrte nicht mit ihnen zurück, weil er etwas Familiäres zu erledigen hätte, so mein Vater.“ Er runzelte die Stirn, sah Mara an. „Davian hat mir nie richtig erzählt, was genau passierte, wie er in die Hände dieser Ostländer geraten ist und dann, nach Tagen, von Domallen gerettet wurde. Ich hörte natürlich diverse Geschichten, die sich aber hauptsächlich um Domallen drehten, ein paar Sachen hat mir auch mein Vater berichtet, aber Davian selbst … schwieg sich darüber aus und soff. Entschuldige meine Ausdrucksweise, aber genau das tat er. Er hatte schon vorher viel getrunken, manchmal auch mehr, als gut für ihn war, das mache ich auch, viele Gardisten tun das. Doch Davian hat sich mit voller Absicht zugeschüttet, bis er kaum noch geradeaus laufen konnte, und dann Streit gesucht. Er hat die Kerle, andere Soldaten, Schläger in den Spelunken am Hafen, so lange provoziert, bis es Ärger gab, richtigen Ärger. Er legte es darauf an.“

      „Hast du …“ Mara war blass und nagte an ihrer Unterlippe. „… mitgemacht?“

      „Nicht oft, drei-, viermal. Wenn Gardisten einen über den Durst trinken und sich prügeln, in Maßen, ist das eine Sache, aber von einem Hauptmann wird ein anderes Verhalten erwartet. Außerdem verkehrte ich nicht unbedingt in den Kneipen, in denen er sich rumtrieb. Als er dann zur Garde kam, konnte ich ihn ein bisschen besser im Auge behalten, ich wusste, wann er Dienst hatte und wann nicht.“

      „Warst du sein Hauptmann?“

      „Ich? Himmel, nein, natürlich nicht, das wäre auch gar nicht … Er war zuerst in Hauptmann Silvans Einheit, bis der zur Festungswache ist, und frag mich nicht, wieso. Danach, als Hiron die Einheit übernommen hat, ist er in Hauptmann Risos Einheit gewechselt.“

      „Warum wäre es nicht möglich gewesen? Wenn ich richtig aufgepasst habe, warst du doch bereits Hauptmann.“

      „Das schon, aber mein Vater hat Davians Eintritt in die Garde unterstützt. Und noch zwei, drei andere ziemlich wichtige … Personen.“

      „Wie bitte?“ Irritiert musterte ihn Mara, viel zu aufmerksam, zu wach, und Sandar wünschte sich, er hätte den Mund gehalten. „Nichts. Dein Mann ist wirklich gut darin, sich Gegner zu machen, weil es ihn einen Dreck interessiert, was andere denken und ob er jemandem mit dem, was er tut, zu nahe tritt. Da seid ihr euch recht ähnlich. Doch es gibt ein paar Menschen, die ihn tatsächlich schätzen.“

      „Die …“ Mara biss sich auf die Lippen und schlug hastig die Hand vor den Mund. „Du meinst, abgesehen von dir und mir und seinen Männern?“

      „Abgesehen von dir und mir und seinen Männern, ja.“

      Sandar erhob sich, lockerte sein verkrampftes linkes Bein und schenkte Mara und sich Tee nach. „Der zweite Punkt, es wird in der Garde gar nicht gern gesehen, wenn ein Hauptmann einen seiner Männer verführt oder was mit ihm anfängt.“

      „Oh. Aber …“

      Ernst blickte er sie an. „Nicht mit einem Untergebenen, Mara. Nicht in der Garde. Eine Gardeeinheit, das ist … Meine Männer würden für mich in den Tod gehen, wenn ich es ihnen befehle, da kann ich nicht … da darf mir nicht einer mehr wert sein als der andere. Oder weniger. Da darf es keine solch starken Gefühle geben, nicht in einer so engen Gemeinschaft.“

      „Und wenn nun doch?“

      „Wechsel in eine andere Einheit. Dein Jula hat es getan, wenn auch aus genau dem entgegengesetzten Grund. Die einzige Möglichkeit, oder Domallen wäre gezwungen gewesen, ihn rauszuschmeißen.“

      „Ich … ich verstehe.“

      „Ich kann das nicht gut erklären, verzeih. Und das sind auch keine schriftlich niedergelegten Regeln oder Richtlinien, das steht nirgends, aber jeder Gardehauptmann weiß darum. Sollte darum wissen.“

      Mara nickte schwach, trank von ihrem Tee und zog seufzend die Füße auf den Sessel.

      „Geht es dir nicht gut? Soll ich vielleicht aufhören und du …“

      „Nein, erzähl bitte weiter.“

      „Du sagst aber, wenn es dir zu viel wird, ja?“ Er fuhr sich übers Gesicht, überlegte, wie er fortfahren sollte. „Wenn ich Davian in einem Wirtshaus getroffen habe, nicht immer zufällig, habe ich natürlich nicht darauf gewartet, bis er genug getrunken hatte, um eine Prügelei anzufangen. Ich… setzte mich zu ihm, was ihm offenbar gleichgültig war, versuchte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Es war mühsam. Alles, was ich erreichte, war, dass ich ihn, kaum weniger betrunken als er, in die Gardeunterkünfte schleppte und er mir auf die Stiefel kotzte. Heilfroh, dass er niemanden totgeschlagen hatte.“

      „Und dann?“

      „Ich überredete ihn, in eine andere Schenke, nördlich des großen Marktes, mitzukommen. Und als er zu betrunken war, um noch klar zu denken, kaum noch aufrecht stehen konnte, habe ich ihn hierher gebracht. Er sprach die ganze Zeit davon, dass er noch Durst hätte, also gab ich ihm Wein, trank mit ihm. Redete mit ihm und er mit mir, wirres Zeug, Anzüglichkeiten, was Männer so reden, wenn sie betrunken sind. Und wir waren betrunken, Götter, waren wir betrunken, lagen uns lallend in den Armen.“ Er verzog das Gesicht, mochte Mara nicht in die Augen sehen. „Eine gute Ausgangsposition. Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch mitbekommen hat, was weiter passierte, ob er sich daran erinnert.“

      „Du weißt es? Erinnerst dich?“

      „In groben Zügen, ja.“ Er verstummte. Und wie weiter? „Ich begehrte ihn, Mara, ich weiß nicht, ob du dir das vorstellen kannst, ich war besessen von dem Gedanken, mit ihm … Er hat es mir nicht unbedingt leicht gemacht, das nicht, dazu waren wir beide wohl zu betrunken, aber er hat es mir auch nicht besonders schwer gemacht, sich schon gar nicht gewehrt, und … Ein paar Tage später sprach er mich an, nach dem allgemeinen Kampftraining, glaube’ ich. Der Wein wäre wirklich gut gewesen, ob ich noch mehr davon hätte.“

      „Und du hattest.“ Mara betrachtete ihn lächelnd.

      „Natürlich, ich schätze guten Wein. Wir … er kam zu mir und wir tranken Wein, nicht so viel, zwei, drei Flaschen, redeten, nichts allzu Persönliches, aber wir redeten. Trieben es miteinander. Und dann ging er. Eine Zeit lang trafen wir uns häufiger, hier, und … Er fing was mit ’ner Tempelwächterin an, anderen Frauen, schränkte die wüsten Schlägereien ein, nicht aber das Trinken. Nachdem er rund anderthalb, fast zwei Jahre bei der Garde war, verschwand er einmal mehr gen Osten. Nach Kuramai, aber das erzählte er mir erst nach seiner Rückkehr. Beinah fünf Monate später.“

      Betroffen senkte Mara den Kopf. „Das ist lange.“

      „Ja, das ist es.“ Er musterte sie, stand dann eilig auf und beugte sich zu ihr. „Nicht doch, Liebes, nicht weinen. Das heißt doch nicht, dass Davian auch dieses Mal so lange …“ Er strich ihr übers Haar, drückte sie fest an sich. „Mara, Liebste, diese fünf, nun, viereinhalb Monate waren bei weitem der längste Auftrag …“

      „Du