Sie sah ihn auffordernd an.
„Willst du nicht aussteigen? Du hattest doch eben noch solch einen Hunger?“ lachte sie.
Er grinste nur. Ja, Hunger hatte er wirklich. .Aber auf Mave. Innerlich schüttelte er seinen Kopf. Sie hatten sich heute erst getroffen und er war stolz darauf, sich normalerweise im Griff zu haben. Er war fokussiert und hatte Geduld. Auf schnelle Abenteuer im Bett war er nicht aus. Noch nie gewesen. Nicht einmal, wenn er dringend Druck abbauen musste.
Sie betraten den gut besuchten Pub und Enrico wurde sofort von der Atmosphäre in den Bann gezogen.
Die Menschen saßen oder standen eng beieinander, auch an der Bar war es recht voll. Doch sie hatten Glück, da genau in diesem Moment ein Tisch für sie frei wurde.
Er schnappte sich Mave`s Hand und zog sie eilig hinter sich her, damit sie rechtzeitig an jenem Tisch ankamen.
Mave schüttelte seine Hand jedoch ab, als sie vor dem Tisch standen und warteten, dass die Bedienung diesen abgeräumt und abgewischt hatte.
„Was darf es für euch sein?“ wollte sie auch gleich wissen.
„Zwei Guiness und das Tagesessen“, orderte Mave auch gleich ohne Rücksprache mit Enrico zu halten.
„Äh, was mache ich, wenn es irgendwelche Innereien sind?“ wollte Enrico skeptisch blickend von Mave wissen.
Mave lachte:
„ Heute ist Dienstag, da ist IrishStew-Tag“, bekam er aber zu seiner Beruhigung von ihr zu hören. Mave liebte diesen deftigen Fleisch-Gemüse-Eintopf und wusste, dass er hier hervorragend schmecken würde. Nach dem Essen hielten sich beide den Bauch.
„Uh, so vollgegessen war ich schon lange nicht mehr“ ließ Mave Enrico wissen. Der lachte und stimmte ihr träge zu.
Nachdem sie viel geredet und gelacht hatten und es Zeit war, zurück zum Hotel zu fahren, überkam Enrico Wehmut. Dieser Abend war viel zu schnell vorbei. Doch vielleicht würde Mave im Hotel noch mit ihm an die Bar gehen?
Die Rückfahrt verlief völlig anders. Gelöst und locker unterhielten sie sich und lachten die ganze Fahrt bis zum Hotel über absurde Fälle, die er als Anwalt schon vertreten hatte.
Kichernd lief Mave auf den Hoteleingang zu.
„Noch ein Absacker an der Bar? Zur Verdauung? “ hörte sie Enrico fragen.
Das wäre wohl keine gute Idee, dachte sie sich, denn in fünf Tagen wäre er wieder weg und sie mit gebrochenem Herzen hier…..
„Enrico, ich möchte gerne etwas klarstellen:
Du bist sehr nett und ich bin auch sehr gerne mit dir zusammen, aber mehr als das kann es nicht geben zwischen uns, denn in ein paar Tagen bist du wieder in deiner Heimat und ich sitze hier alleine, das kann und möchte ich nicht.“
Hatte sie dieses Kribbeln also auch gespürt? Er war ganz erstaunt, denn er hatte nicht damit gerechnet.
Mit einem sanften Kuss auf ihre Wange bedankte er sich bei ihr für den schönen Abend und sah ihr noch einmal tief in die Augen.
„Schlaf gut, cara mia, und träum etwas Schönes. Ich werde auf jeden Fall von dir träumen!“
Danach drehte er sich weg und war so schnell im Hotel verschwunden, dass sie gar nicht mehr reagieren konnte.
War er doch nicht so interessiert an ihr wie sie an ihm? Mit einem grübelnden Blick war Mave auch bald in ihrem Zimmer verschwunden.
Kapitel 3
„Puh, das war knapp“.
Laut ausatmend ließ Enrico sich auf das weiche Hotelbett fallen. Wenn er sich nicht sofort von ihr gelöst hätte, wäre er nicht mehr im Stande gewesen, sich zu beherrschen. Diese Augen, dieser Mund.
Sein Herz raste wie wild. So etwas hatte er noch nie gefühlt und so schwer war es ihm noch nicht gefallen, das Nein einer Frau zu akzeptieren.
Was war das? War das diese sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick? Und dann war sie wohl auch noch die Eine? Oder warum fühlte er sich so verzweifelt und sehnsüchtig?
In dieser Nacht gab es zwei Menschen, die kaum schliefen und sich von einer Seite auf die andere wälzend überlegten, was sie tun sollten…..
Am nächsten Morgen war Mave schon früh unterwegs zu Feena in die Küche, denn sie wollte unbedingt wegen Henry mit ihr sprechen.
Als die mütterliche Freundin Mave kommen sah, ging ein Strahlen über ihr rundliches Gesicht. Dabei drehte sie sich um und drückte bei der Kaffeemaschine schon den Knopf für Cappuccino, da sie wusste, wie sehr Mave dieses Kaffeegetränk liebte.
„Guten Morgen, meine Liebe“, rief sie ihr da auch schon zu und ehe Mave es sich versah, wurde sie ganz fest von Feena in den Arm genommen.
„Dir ebenfalls einen guten Morgen“, nuschelte sie zurück. Mehr ging in dieser Umarmung nicht…
„Wie war euer gemeinsamer Abend?“ wollte Feena da auch schon Mave wissen.
„Ach, der war ganz schön, wir haben IrishStew gegessen“, antwortete sie und dachte dabei an Enrico.
„Du wirst ja ganz rot im Gesicht!“ lachte da Feena, „ist da etwa noch mehr passiert als nur essen?“
Mave wurde es ganz heiß. „Nein, es ist nicht mehr passiert“, gab sie ihr zur Antwort und musste sich dabei räuspern. Irgendwie war da ein Kloß in ihrem Hals….
„Soso, na dann…..“, grinste Feena, „Wenn das so ist!“
„Äh , Feena, ich müsste dringend mal unter vier Augen mit dir sprechen“, stammelte Mave, „wann hast du denn am ehesten Zeit?“
„Was ist passiert? Ist etwas mit Henry?“ wollte die Ältere auch schon aufgeregt wissen. „Wenn, dann gleich, ich kann nicht lange warten, wenn ich nicht weiß um was es geht“.
Mave folgte Feena in den privaten Bereich des Hotels, wo Adair und Feena einige Räume bewohnten. In der gemütlichen Wohnecke nahmen sie Platz.
„Also, ja, es geht um Henry“, begann Mave, stockte dann aber. Sie hatte sich so oft ausgemalt, wie sie ihrer lieben Freundin erzählen sollte, das Henry Männer und insbesondere Adam liebte, wusste nun aber nicht mehr, wie sie es am ehesten sagen sollte. Sie nahm einen Schluck von ihren Cappuccino und sah Feena an. Wie nur sollte sie beginnen?
„Was hat er angestellt, der Schlingel?“ fragte Feena.
„Also, ja, äää, „stammelte Mave weiter“ er …hat … mir …er hat mir einen Antrag gemacht“, fing sie an, wurde aber sofort von Feena unterbrochen.
„Dir? Aber warum um Himmels Willen denn Dir?“
Mave war verblüfft. Sie hatte all die Jahre gedacht, dass sie von Feena gemocht wurde und dies hörte sich aber nun ganz anders an….
Mit großen Augen und völlig verblüfft hörte sie die nächsten Worte wie durch einen Schleier:
„ Aber er liebt doch Adam!“
Was? Feena wusste Bescheid? Und Adair? War der ganze Stress und der Streit von Henry und Adam kürzlich unnötig gewesen?
Feena betrachtete Mave lange, bevor sie ihr dann über die Arme strich.
„Mave, Liebes, was ist denn los? Wusstest du es nicht und bist nun traurig?“
„Nein, ich dachte, wir dachten, also, ihr wisst es nicht!“
„Doch, Adair und ich haben es schon länger geahnt und als Henry zum ersten Mal mit Adam hier war, haben wir die Blicke gesehen, die unser Sohn seinem Adam zugeworfen hat. Aber auch Adam haben wir beobachtet und diese Blicke waren nicht weniger intensiv.“
Mave