Tarris. Peter Padberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Padberg
Издательство: Bookwire
Серия: Pforte zur Zwischenwelt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738082319
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Gesicht schmerzhaft verzog. „Ich glaube, es wird kein angenehmer Flug werden, aber es wird gehen. Wir können zu meinen alten Gemächern am Rande der Königshallen fliegen. Dort werde ich alles finden, was ich benötige, um die Heilung ein wenig zu beschleunigen. Und dort werden unsere neuen Freunde ein hervorragendes Jagdrevier finden.“ Sofort wandten beide Fledermäuse ihre Köpfe in Richtung Zola und Zosch leckte sich mit seiner verblüffend kleinen rosa Zuge über die Lefzen.

      Es war stockdunkel, als sie die Königshallen erreichten. Zolas Gemächer befanden sich in dem gleichen Zustand, in dem sie sie verlassen hatte; allerdings hatte sich über alles eine dünne Staubschicht gelegt. Sie waren auf der Terrasse gelandet, die sich direkt vor Ihren Zimmern befand und einen zauberhaften Ausblick auf „die Gärten“ bot. Die Gärten waren eher ein kleiner Wald, der von Wiesen und Hainen, aber auch künstlich angelegten Bereichen und Teichen durchzogen war. Kurz nach der Landung verschwanden die beiden Fledermäuse zwischen den Bäumen, würden aber rechtzeitig vor dem Morgengrauen zurück sein.

      Zola war erschöpft von dem Flug, ging aber auf schnellstem Wege, gefolgt von Gandaros, in ihr Experimentierzimmer. Gandaros entflammte die Kerzen und das Licht gab den Blick auf ein ordentlich eingerichtetes kleines Labor frei, an dessen Wänden sich Regale mit hunderten kleiner Tonkrüge befanden, die alle mit Etiketten versehen und beschriftet waren. Auch viele Bücher, die selten geworden waren und einen hohen Wert darstellten, befanden sich dort. Während sich an der Wand links des Einganges ein Experimentiertisch mit Glaskolben, einer kleinen Feuerstelle und einem großen Mörser aus schwarzem Stein befand, war vor dem Fenster ein Schreibtisch aus schwerem Holz platziert, auf dem sich immer noch einige Bücher, eine Schreibfeder und ein Stempel mit Zolas Siegel befanden. „Erhitzt Ihr bitte etwas Wasser in dem Kolben der Destillieranlage, Gandaros? Ich werde ein Grünwurzeldestillat herstellen. Es wirkt mit Abstand am besten und die zweijährige Lagerung sollte für die Grünwurzeln kein Problem gewesen sein“, sagte Zola, während sie den entsprechenden Tonkrug suchte und auch schnell fand. Kurze Zeit später rann eine dunkelgrüne Flüssigkeit durch die Glasrohre der kleinen Destillieranlage und tropfte dickflüssig in ein Schnapsglas am Ende der Anlage. Gandaros reichte Zola das Glas, die es sich in dem hochlehnigen Stuhl an Ihrem Schreibtisch bequem gemacht und den Verband von dem Oberschenkel entfernt hatte. „Zieht Ihr die Fäden heraus, wenn der Heilungsprozess einsetzt?“, fragte Zola. „Der Schiffsarzt hat die Wunde zwar gut zusammengenäht, aber ich bin doch noch ein wenig eitel und kann auf die Fäden und die Löcher, die sie in der Haut hinterlassen werden, gut verzichten.“ Zola trank die dickflüssige, grüne Flüssigkeit und lehnte sich bequem in den Stuhl zurück, während sich auf ihrem Gesicht ein Ausdruck angespannter Konzentration ausbreitete.

      Gandaros beobachtet die Wunde, die mehr als fingerlang war und mit 17 Fäden zusammengehalten wurde. Die Wundränder waren scharlachrot, aber während Gandaros noch auf die Wunde blickte, wurde das Scharlachrot blasser und blasser und die Schwellung ging zurück. Die Paste, die der Schiffsarzt in die Wunde geschmiert hatte, drang zwischen den Wundrändern hervor und floss am Bein herunter. Gandaros begann vorsichtig, die Fäden zu entfernen. Es war mehr als verblüffend, mit welcher Geschwindigkeit Zola mit Hilfe der Grünwurzel und ihrer Magie die tiefe Wunde heilte. Nachdem die Schwellung ganz verschwunden war, begannen sich die Wundränder, vom Rand ausgehend, zu vereinigen. Kurze Zeit später wies nur noch eine leichte Erhellung der Haut darauf hin, dass der Oberschenkel vor kurzer Zeit schwer verletzt war. Erschöpft stieß Zola einen Seufzer aus. „Könnt Ihr etwas zu essen besorgen?“, fragt Zola noch, bevor sie die Augen schloss und auf dem Stuhl einschlief.

      Gandaros hatte den Tisch im Esszimmer reich decken lassen. Es gab verschiedene Fische, unter anderem den in Napoda so gerne gegessenen Haifisch, der die Küstengewässer unsicher machte, aber auch verschiedene Gemüsearten und Massen von Obst, das hier im Süden wie Unkraut wuchs. Die Zimmer waren angefüllt mit dem Geruch südlicher Gewürze, die in Napoda gerne und in großer Menge verwendet wurden. Vorsichtig weckte er Zola, die immer noch schlafend in dem Schreibtischstuhl saß. Sie sah bereits erholter aus, als sie die Augen aufschlug. Dann betrachtet sie Ihren Oberschenkel, den Gandaros gesäubert hatte. Sie schien mit dem Ergebnis ihrer Heilung zufrieden zu sein. „Danke für die Hilfe, Gandaros. Und danke für das Essen – es duftet köstlich. Gehen wir ins Esszimmer?“, und schon war sie auf dem Weg. Sie ging wie immer und von einer Beeinträchtigung durch die Verletzung war nichts zu erkennen. Sie aßen schweigend, bis Gandaros Zola ein großes Stück Haifisch auf den Teller legte. Zola führte gerade die Gabel mit dem ersten Bissen zum Mund, als sie mitten in der Bewegung stoppte und die Gabel mit dem Stück Haifisch wieder auf den Teller legte. Dann ging sie eilig in ihr Labor und kam mit einem Tongefäß zurück, das mit „Hynaskraut“ beschriftet war. „Könnt Ihr mit Hilfe des Hynaskrautes Fische beeinflussen, Gandaros?

      Sie trafen sich vor Sonnenaufgang zu einem kurzen Frühstück im Esszimmer. Die beiden Fledermäuse waren zurück und hingen an einem dicken Holzbalken kopfüber von der Decke. Von den Speisen, die Gandaros hatte bringen lassen, war außer dem Obst und dem Wein jedoch nichts mehr übrig. Die Fledermäuse hatten alles bis auf den letzten Krümel vertilgt und mussten sogar die Teller und Schüsseln sauber geleckt haben. Sie blitzen, als wenn sie gerade gewaschen worden wären. So fiel ihr Frühstück spärlicher als erwartet aus.

      Als Sol aufging, befanden Sie sich bereits wieder in der Luft und erreichten, in einen rot-violetten Morgenhimmel fliegend, schnell die Küste. Fast 30 der Piratenschiffe mussten soeben an den Kais angelegt haben. Die Piraten bereiteten sich auf den Angriff vor. Zola und Gandaros flogen Kreise, um sich einen Überblick zu verschaffen und entdeckten auf einem der Wehrtürme der Stadtmauer, die sich zwischen den Hafenanlagen und dem Vergnügungsviertel befand, die Kommandozentrale des Prinzen, der mit einigen seiner Hauptleute diskutierte und in Richtung der angelandeten Piratenschiffe zeigte. Der Prinz sah die beiden Magae hoch über sich, hob die Hand zum Gruß und verschwand dann zusammen mit seinen Hauptleuten. Gandaros und Zola wendeten und flogen in Richtung der Katapultschiffe.

      Seine Hauptleute wollten ihm ausreden, den Angriff gegen die Piraten selbst zu führen, aber Prinz Gannio vertrat vehement die Meinung, dass ein General sein Heer als Vorbild selbst in die Schlacht führen sollte. So hatte er es von General Maturi gelernt.

      Hinter den Toren befanden sich 5.000 Fußsoldaten, die ausschließlich mit Schwert und Schild bewaffnet waren und 1.000 Bogenschützen in Bereitschaft. Gannio rechnete damit, dass sich auf den Schiffen, die bereits angelegt hatten 2.000 bis 3.000 Piraten befanden. Jedes der Schiffe hatte Platz für eine Besatzung von 70 bis 100 Homuae. Die eigene Übermacht war nötig, da Gannio in organisierten Kampfreihen angreifen wollte. Einzelkämpfe, in denen die nur leicht gepanzerten Piraten Vorteile durch ihre höhere Beweglichkeit erzielen konnten, wollte er weitmöglich vermeiden. Auch waren durch organisierte Kampfreihen die dahinter befindlichen Bogenschützen besser geschützt und konnten die Piraten von der ersten Gebäudereihe am Ufer aus mit einem ständigen Pfeilhagel belegen.

      Die Torwächter verständigten sich auf ein Zeichen des Prinzen mit Fahnen untereinander und öffneten die Tore gleichzeitig. Gannio stand hinter dem mittleren der dreizehn Tore, die den Durchgang vom Vergnügungsviertel zu den Hafenlagen darstellten. Sobald das Tor geöffnet war, führte er, parallel zu zwölf erfahrenen Hauptleuten, die hinter den anderen Toren gewartet hatten, seine Phalanx die breite Straße hinunter in Richtung Hafen. Hinter ihm schwärmten Krieger in die kleineren, seitlich abzweigenden Gassen, um sicherzustellen, dass keine Piraten sie passierten und in ihren Rücken gelangten. Kurz bevor Sie die Kais erreicht hatten, stießen sie auf die ersten Piraten, die schreiend auf die Phalanx zurannten. Auf Kommando des Prinzen bildeten die napodianischen Soldaten eine durchgehende Reihe mit ihren Schilden und gingen ruhig im Gleichschritt weiter. Als die Piraten noch 30 Schritte entfernt waren, hob Gannio seinen Arm und die Bogenschützen, die hinter der ersten Hundertschaft folgten, eröffneten das Feuer. Die Pfeile hielten eine blutige Ernte und durchdrangen die leichten Rüstungen der Piraten an vielen Stellen. Die ersten zwei Reihen der Piraten gingen zu Boden, aber die folgenden sprangen über sie hinweg und warfen sich gegen die Schilde. Ein Pirat mit schwarzem Bart und wutverzerrtem, narbigen Gesicht rannte direkt auf Gannio zu. Sein Morgenstern knallte mit Wucht gegen den oberen Rand von Gannios Schild, das mit dem königlichen Wappen, der Handelskogge über zwei gekreuzten Speeren, verziert war. Sofort zuckte ein leichter Schmerz durch seinen Schildarm, aber