Der Rubin in meinen Händen wird unerträglich heiß und ich muss mich zusammenreißen, ihn nicht wie eine heiße Kartoffel wegzuschmeißen. Stattdessen setze ich ihn schnell aber dennoch bedacht auf der Weltkarte ab, wo er sich wild zu drehen beginnt.
Chris kommt näher, stemmt die Hände auf die Tischplatte und verfolgt mit mir gespannt die Drehung des Kristalls. Mit zischendem Geräusch huscht er über die Seite, saust hoch in Richtung Asien, nach Russland, Sibirien und sengt seine Spitze auf einen Fleck am äußeren rechten Rand davon. Nachdem er ein kleines Brandloch auf der Seite hinterlassen hat, rutscht er vom Atlas und bohrt seine Spitze erneut zwischen die Seiten. So schlägt er eine gesonderte Karte von Sibirien und der Umgebung auf, wo er erneut kreist und ein weiteres Brandloch in der Nähe der eingezeichneten Stadt Oimjakon hinterlässt. Eine winzige schwarze Rauchwolke zieht über die Seite und der Kristall rollt leblos vom Buch.
Chris und ich stoßen beinahe mit den Köpfen zusammen, als wir den Brandfleck genauer betrachten wollen. Er liegt schräg unter diesem Ort mit dem schwierigen Namen Oimjakon, im fernen Osten Russlands.
„Oimjakon!“, sagt Chris und zieht die Augenbrauen hoch. „War ja klar! Warum sollte es auch anders sein?“
„Wie meinst du das?“, hake ich ahnungslos nach.
„Oimjakon! Das ist der kälteste Ort der Welt! Natürlich musste er sich an einem Ort niederlassen, wo es zuweilen bis zu minus siebzig Grad kalt ist!“
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