Die Kinder Paxias. Laura Feder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Laura Feder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847607212
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      „Du bist also auch den Pakt mit dem Feuer eingegangen“, meinte Iain und schüttelte verständnislos den Kopf. „Damit habe ich nicht gerechnet.“

      „Ich ebensowenig“, ergänzte Arn leise.

      „Ich habe zu allen Elementen die Verbindung gesucht. Es ist nicht das Feuer, was ich ablehne“, erwiderte Robin kurz. Sie zog eine Kompresse aus ihrer Tasche und reichte sie Arn, damit er die Blutung stillen konnte.

      Cecil nahm Arn das Gepäck mit der medizinischen Ausrüstung ab, das wundersamerweise nicht zu Schaden gekommen war, und durchsuchte es nach Heilsalbe und Verbandsmaterial, um Arns Wunde wenigstens kurzfristig zu versorgen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.

      Noch immer fixierte Arn die Waldelfe, die ihn dank ihres Eingreifens in einen Zustand versetzt hatte, den er seit langen Monaten hatte verdrängen müssen.

      Reine Energie brodelte durch das verstrickte Netz seiner Adern, verwandelte Müdigkeit und Schmerz in das belebende Gefühl ungebrochener Stärke und Ausdauer.

      Es war kaum begreifbar für ihn, dies nun empfinden zu dürfen. Und das musste er aussprechen.

      „Du hast mir geholfen.“

      Robin zuckte gelassen die Schultern. In ihrer Miene jedoch war Verlegenheit zu erahnen.

      „So wie du mir vergangene Nacht.“

      Sie setzte sich in Bewegung, und den anderen blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

      Stumm vor allgemeiner Sprachlosigkeit gingen sie weiter ihren Weg Richtung Osten.

      Die Feuerbeschwörung hatte Robin viel Kraft abverlangt. Mehr als alle anderen zuvor. Nichts in ihrer Haltung deutete darauf hin, aber sie setzte die Macht der Elemente in den folgenden Kampfbegegnungen nicht ein und hielt sich auch mit ihrem Bogen zurück, sobald klar war, dass ihre Hilfe nicht erforderlich war. Sie sammelte neue Energie.

      Dies konnte Arns aufmerksamer Beobachtung nicht entgehen.

      Er half ihr.

      Seine wiedergeborene Stärke erlaubte ihm, ihren Ausfall zu kompensieren. In der Gewissheit seiner Genesung stellte er sich den Kreaturen, die die Elfe bedrohten, und unterstützte auch die Gefährten an der Front. Tiefe Dankbarkeit – noch immer ein wenig ungläubig – füllte sein Herz. Doch dieser Empfindung nachzugeben, ihr Worte zu verleihen, würde Robin nicht eben begeistern. Das fühlte er.

      Also wandelte er sie in den kampfmutigen Tatendrang um, der ihnen allen Nutzen brachte.

      Und er war gut – seine Klinge von kraftvoller Effizienz, als hätte auch sein Schwert von dem Feuerbad profitiert.

      Keinem der anderen entging seine neue Leistungsfähigkeit. In ihren Blicken erkannte er Anerkennung. Sogar Saya nickte ihm während eines Kampfes, den er an ihrer Seite verbrachte, kurz zu, beachtete ihn dann kaum mehr.

      Diese Ignoranz bedeutete ein hohes Lob an sein Können, es zeigte ihm deutlich, dass sie darauf vertraute, dass er den Auseinandersetzungen gewachsen war.

      Als dann auch Robin ihre Beschwörungen wieder aufnahm, kamen sie viel besser voran, als sie zu Beginn ihres Weges gehofft hatten.

      Einen kleinen Hügel hatten sie in der kargen Graswüste schnell erklommen.

      Talabwärts änderte sich die trostlose Landschaft endlich.

      Die Wiese gewann an sattgrüner Farbintensität, erstmals entdeckten sie Wildblumen, die in ihrer bunten Vielfalt in dieser Welt fast irreal anmuteten. Gemeinsam mit Kletterpflanzen rankten sie sich sogar um die hellen Findlinge, die in gewohnter Manier das Bild ergänzten.

      Bald kam ein schmaler Fluss in Sicht und mit diesem auch wieder Bäume und Sträucher.

      Aufatmend konnten sie den tristen Abschnitt mit all seinen Gefahren mangels Ausweichmöglichkeiten und Verstecken hinter sich lassen.

      Hielten sie sich unter den Bäumen oder zwischen diesen und dem Fluss auf, gelang den berittenen Steinkriegern kein Sturmangriff. Vielmehr waren sie dann beschäftigt mit dem Ausweichen von Hindernissen in Form von Sträuchern und niedrigen Ästen, die mehrmals einen von ihnen von seinem Lasttier holten. Mit ihnen machten Kaelis Messer kurzen Prozess, so dass keiner der Gefährten von wirbelnden Steinen zu Schaden kam.

      Auch die Wolkenvögel fanden keinen ungehinderten Zugang. Nur wenige von ihnen stießen erfolgreich durch die Baumkronen zu ihnen vor – und wurden bereits von den blitzenden Klingen der Schwertkämpfer erwartet.

      Mussten sie doch offenes Gelände passieren, verhinderte Robins Windangriff gefährliche Kontakte.

      Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen in die Dunkelwelt fühlten sie sich ihren Gegnern gewachsen, und ihre Erleichterung darüber lag wie eine Aura der Zuversicht über der Gruppe.

      Ihre Wachsamkeit vernachlässigten sie deshalb allerdings nicht, dieser Gefahr setzten sie sich nicht aus. Es war ihnen bewusst, dass ihre Situation jederzeit eine ungünstige Wende erfahren konnte.

      Kreaturen, die ihnen noch nicht begegnet waren – stärker als die riesigen Steinkrieger.

      Reißende Schlammblasen.

      Eine erneute Auseinandersetzung mit Jareena oder einem anderen Infiltrator.

      Es gab zu viele unvorhersehbare Möglichkeiten, um sich in Sicherheit zu wähnen.

      Leichtsinn war es also nicht, der Robin dazu brachte, ihren Bogen zu verstauen und innezuhalten – gerade, als die kleine Sonnen ihren Zenit erreichte.

      „Was ist los?“ Arns besorgte Frage unterbrach nicht nur das Stunden andauernde Schweigen, sondern fokussierte augenblicklich aller Interesse auf die Waldelfe. Wie selbstverständlich sammelten sie sich um Robin.

      Saya forderte sie mit einer knappen Geste zu einer Erklärung auf.

      Ein leises Lächeln huschte über deren Züge, die merkbar entspannt wirkten.

      „Wir haben soeben versiegeltes Refugium betreten.“

      Verblüfft senkte Iain sein Schwert. Wie alle anderen blickte er sich suchend um. Er fand nichts als Wiese, Fluss, Bäume, Felsen und die gewohnte steinige Begrenzung der kleinen, inneren Welt.

      Nichts in der Umgebung hatte sich verändert.

      Er wusste nicht genau, was er vom Ort der Prüfung erwartet hatte – vielleicht ein ähnlich beeindruckendes Gebiet wie den Pol der Stille mit seiner beruhigende Aura.

      Er musste sich vergewissern.

      „Wir sind angekommen? Dies ist unser Ziel?“ Es lag so viel Ungläubigkeit in seiner Stimme und enttäuschte Erwartungen, Gefühle, die sich auch in den Mienen der anderen spiegelten, dass Robin schmunzeln musste.

      „Ich fürchte ja“, war ihre eindeutig ironische Antwort.

      Noch einmal erforschten sie mit ihren Augen die abwechslungsreiche, aber nicht außergewöhnliche Landschaft, die nichts von ihrer Bedeutungsschwere verriet.

      Robin beobachtete sie mit amüsiert verschränkten Armen. Sie strahlte ruhige Gewissheit und Sicherheit aus, dass niemand am Wahrheitsgehalt ihrer Worte zweifelte – eher an der eigenen Wahrnehmung.

      „Cam sagte, wir würden es spüren, wenn wir uns unserer Bestimmung nähern“, sagte Cecil zögernd. Es war deutlich, dass er das Erwartete noch nicht hatte ausmachen können.

      Anders Arn.

      Ähnlich wie Robin hatte er die Reaktionen der anderen mehr verfolgt als es ihnen gleichgetan. Doch in seiner Gutmütigkeit erbarmte er sich der verstörten Freunde.

      „Besinnt euch doch einmal einen kurzen Moment eurer Herkunft“, meinte er mit mahnendem Lächeln. „Wir sind doch gerade erst in den Schutz Paxias und ihrer Reiche eingedrungen. Das Gebiet wird sich sicher weiter ausdehnen als unser eingeschränktes Sichtfeld erlaubt.

      Konzentriert euch auf die Atmosphäre. Schließt die Augen. Spürt ihr nicht, wie die Aura eurer Reiche euch umweht?