Wolken, Land und Wasser. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753184500
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Gebäude und Werkzeuge zu erhalten. Auch wenn das Wasservolk in der Kälte der Tiefe lebte, so benötigte es doch ein Mindestmaß an Wärme, um überleben zu können.

      Der Freiraum zwischen den Gebäuden war dem Leben im Meer überlassen. Feiner Sand löste sich mit Felsen, einzeln stehenden Wasserpflanzen und Korallen ab. Schwärme von Fischen huschten umher, die sich längst an die zweibeinigen Bewohner der Stadt gewöhnt hatten und wussten, dass ihnen keine Gefahr drohte, denn die Antari gingen weit abseits ihrer Siedlung auf Fischfang. Das sanfte Beige der künstlich erschaffenen Stadt fügte sich harmonisch in die bunte Vielfalt der Pflanzen- und Fischwelt ein.

      Antari waren auf den offenen Tangfeldern unterwegs, andere ernteten Seegras oder jagten in den ausgewählten Fischgründen, sorgsam darauf bedacht, diese nicht zu überfischen. Einige suchten den Meeresboden nach Mineralien und weiteren wertvollen Ressourcen ab.

      In einem besonderen Bereich, ein gutes Stück abseits der Stadt, lagen die Aufzucht der Saugrochen sowie die Schule der Delfine. Die intelligenten Delfine und die Kiemenmenschen des Wasservolkes lebten schon lange in Symbiose und schützen sich gegenseitig vor den großen Räubern aus der Tiefe. Die Säuger schienen die Nähe der Antari zu genießen und viele dienten den Wächtern als Reittier. Inzwischen beherrschten die meisten Antari die Klicksprache und konnten sich so mit ihrem Partnervolk verständigen.

      Es war der frühe Abend desselben Tages, an dem die Besatzung der An-Nerriva den Blütenstock aus Blaukristall abgebaut hatte. Leriana steuerte das alte Handelsschiff zur Anlegestelle in der großen Hafenkuppel und war sich der aufmerksamen Blicke bewusst, mit denen Steuermann Koros sie dabei beobachtete.

      Leriana genoss den Ausblick durch die Bugverglasung. Das Unterwasserschiff glitt langsam über die ersten Kuppeln im Norden der Stadt hinweg. Sein Schatten scheuchte ein paar Schwärme auf. Der Reiter einer Delfinwache hob grüßend den Arm mit dem Pfeilspeer.

      „Kurzarm. Fahrt langsamer“, befahl sie. Sie drehte das große Rad ein wenig. „Ändere Richtung um rechts Dreißig. Kurs auf Hafengebäude liegt an. Stelle Winkel auf bugwärts Fünf.“

      Während die Männer noch etwas langsamer kurbelten und sich der Propeller am Heck kaum noch zu bewegen schien, drückte sie mit einer Hand einen langen Hebel nach vorne. Die Tiefenruder verstellten sich und der Bug neigte sich fünf Grad nach unten. Ganz behutsam kam die An-Nerriva tiefer und schwamm auf die Kuppel des Hafengebäudes zu.

      Es war die größte Kuppel der ganzen Stadt, denn sie musste mehrere Schiffe aufnehmen können. Schiffe, die be- oder entladen wurden, oder solche, die man dort ausrüstete oder wartete. Dieser gewaltige Bau überragte, abgesehen von Schnorchel und Lichtsammlern, alles andere und so befand sich auf ihm ein klein wirkender turmartiger Aufbau, in dem sich die Wache der Stadt befand. Von ihr aus wurden alle Bewegungen innerhalb des Sichtbereiches beobachtet und von hier aus wurde der zentrale Alarm ausgelöst, wenn es zu einem Notfall kam.

      Auf dem kleinen Turm der Stadtwache blinkten zwei blaue Lichter, die auch in der Nacht den Standort der Wache deutlich machten. Man sah das blaue Blitzen auf große Entfernung. Im Falle der Gefahr blinkten die Lichter Rot und man konnte zusätzlich das weit tragende Dröhnen des Unterwasserhorns hören.

      Der Wachhabende hatte die An-Nerriva längst gesehen. Jetzt ließ er eine dritte Lampe in sanftem Grün leuchten, das Signal, dass im Hafen ausreichend Raum für die An-Nerriva vorhanden war.

      Es gab keine verschließbaren Tore. Nur eine hell erleuchtete Öffnung, ganz unten am Rand der Kuppel. Diese war bis zur Hälfte ihrer Höhe mit Wasser gefüllt, der Rest enthielt atembare Luft. Man brauchte nur in den Hafen einzuschwimmen und dann im Inneren zur Oberfläche aufzutauchen. Dann konnte man sein Schiff an einem der Stege festmachen.

      Leriana hörte, wie Koros tief Atem holte, als sich die Zufahrt des Hafengebäudes immer weiter näherte, doch sie reagierte bereits. „Kurzarm Gegenrichtung und Fahrt aufheben. Winkel bugwärts auf Null.“

      Die An-Nerriva war nun so langsam, dass sie fast stillzustehen schien. Sie lag wieder auf ebenem Kiel und schob ihren stumpfen Bug gemächlich in den Lichtschein der Öffnung.

      Am Boden war noch immer der Meeresgrund zu sehen und es gab Fische, welche die Nähe der künstlichen Meeresungeheuer nicht fürchteten. Vorwiegend waren es die „Lichtputzer“, welche die Stege und stützenden Keramiksäulen von Bewuchs frei hielten.

      Es gab vier Stege und zusätzliche kleinere Anlegestellen, auch wenn Ronla da Antari derzeit nur über zwei Schiffe verfügte. Eines war die An-Nerriva des Handelshauses Leri, eines gehörte dem Handelshauses Domor und war auf großer Handelsfahrt in fernen Gewässern. Am dritten Steg lag das einzige bewaffnete Schiff der Stadt. Bald würde es veraltet sein, denn dann sollte das neue Kampfschiff in Dienst gestellt werden. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Abmessungen würde es schwierig werden, es im Hafengebäude unterzubringen. Eine ganze Schar von Arbeitern war damit beschäftigt, zwei der Stege so umzubauen, dass die neue An-Tarradena künftig einen würdigen Ankerplatz fand.

      Rund ein Dutzend kleiner Boote lag an ihren Anlegestellen, wenigstens zwei Dutzend waren noch unterwegs. Sie dienten speziellen Arbeiten wie dem Fischfang, dem Tangsammeln oder als Streifenboot für die Sicherheitswache.

      „Schiff steht“, meldete Steuermann Koros. „Bereit zum Auftauchen und Anlegen.“

      „Ballast langsam ausblasen“, ordnete Leriana an. „Klarmachen der oberen Luke für Ankergruppe.“

      Die Männer, deren Arme bislang für den Antrieb des Schiffes gesorgt hatten, ließen diese nun erleichtert sinken. Drei von ihnen erhoben sich, drängten sich an Handelsherr Lerimont und Meistermagier Donberon vorbei zur Mitte des langen Innenraums. Sie traten unter die dortige Luke, durch die man im aufgetauchten Zustand auf den Rumpf gelangte.

      Das Zischen von Pressluft war zu hören. Gemächlich stieg die An-Nerriva die wenigen Längen zur Oberfläche des Hafenbeckens empor. Durch die Bugverglasung wurde die Oberseite der Stege sichtbar. Arbeiter grüßten und hielten die Festmachleinen bereit. Zwei schoben einen der fahrbaren kleinen Ladekräne heran. Sie spähten durch die Verglasung ins Schiff und Leriana hob die Faust am gestreckten Arm, so dass die Ladearbeiter erkennen konnten, dass das Schiff Fracht an Bord hatte.

      „Aufgetaucht“, meldete Koros.

      „Luke auf und festmachen.“

      Die Seemänner entriegelten die Oberdecksluke, stiegen die kurze Leiter empor und hasteten zu Bug und Heck, um die vom Steg zugeworfenen Leinen an den Festmachern zu fixieren. Ein letztes Mal nutzten sie die Kraft ihrer Arme, um die Leinen zu straffen und das Schiff am Steg zu sichern.

      Leriana wandte sich ihrem Vater zu, legte die rechte Hand flach an die linke Brustseite und deutete eine Verbeugung an. „Herr des Handelshauses Leri, ich melde dir die Fahrt beendet und das Schiff vor Anker. Hiermit übergebe ich es in deine Hände.“

      „Das Handelshaus Leri dankt Schiffsführer und Besatzung für die erfolgreiche Fahrt. Möge der Fracht ein guter Handel folgen. Die Besatzung ist entlassen.“

      Die Seemänner murmelten einen kurzen Dank, warteten, bis Lerimont und Donberon das Schiff verlassen hatten und folgten ihnen dann. Während die Besatzung einem der Verbindungsgänge zustrebte, die zu den Aufenthalts- und Wohnkuppeln führten, traten Leriana und Koros zu Handelsherr und Meistermagier.

      An diesem Tag war die Fracht so kostbar, dass vor allem Donberon sie nicht aus den Augen lassen wollte, bis sie sicher und geschützt im Warenlager des Gebäudes lag. „Seid mir ja vorsichtig“, mahnte er die Hafenarbeiter. „Kein Kratzer soll den sanften Glanz des Blaukristalls trüben.“ Er sah Lerimont entschuldigend an. „Und es würde auch den Handelswert mindern, nicht wahr?“

      „Das würde es“, stimmte Lerimont zu. „Packt die Säulen in Kisten und polstert diese gut aus. Doch wartet noch damit, sie ins Lager zu bringen. Ich will erst mit Stadtherrin Telmerina sprechen. Es mag gut sein, dass wir schon sehr bald aufbrechen, um die Ware mit der Landmark zu handeln.“

      Donberon versteifte sich ein wenig. „Doch nur einen Teil des Kristalls, Lerimont. Auch Ronla da Antari hat