Waisenjunge. Harald Skrobek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Harald Skrobek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742756022
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denken. Dave fühlte mit ihm.

      „Mir geht es genauso wie meinem Ex-Partner. Ich nehme stark an, wir haben uns die Krankheit am Missouri eingefangen. Wir haben dort ein fürchterliches Kraut geraucht, geraucht, wie die Schlote, und jede Menge Fusel getrunken. Vielleicht haben wir uns aber auch mit einer Lungenkrankheit angesteckt, was weiß ich. Obwohl wir mit dem Saufen und Rauchen, solange wir hier waren, aufgehört hatten, konnte von der Verbesserung unseres Gesundheitszustands nicht die Rede sein. Ich habe Dir erzählt, er sei bei einem Mädchen gestorben, das stimmt nur zur Hälfte. Seine Lungen waren verschleimt. er bekam kaum noch Luft und hatte starke Brustschmerzen. Der Doktor in Albuquerque hat ihm Laudanum verschrieben, zur Entspannung und gegen die Schmerzen. Unter Medikamenten-Einfluss wollte er noch einmal Liebe machen, und dabei ist es passiert.“

      Peter machte eine Atempause.

      „Nun geht es mir genauso. Es wird Zeit, meine Verhältnisse zu ordnen.“

      Peter machte wieder eine Pause und fing zu Daves Überraschung mit einem anderen Thema an.

      „Du hat gesagt, Du heißt mit Nachnamen Andrews. Kommst Du aus Virginia und war Dein Vater Pastor?“

      Dave war ob dieser Frage verblüfft. Er war sich sicher, Peter nichts von seiner Familie erzählt zu haben. Sein Bericht hatte immer damit begonnen, wie er von zu Hause abgehauen war, um Seemann zu werden. Dazu kamen seine See- und Kriegs-Erlebnisse.

      „Ja, und?“ Mehr brachte er nicht heraus.

      „Es ist so, ich kannte einmal eine Lea Andrews und die hat mir seinerzeit erzählt, sie habe einen älteren Bruder und der sei Pastor irgendwo in Virginia. Aber bevor ich Dir von ihr erzähle, musst Du die ganze Geschichte kennen.“

      Peter sah Dave bedeutungsvoll an, bevor er fortfuhr.

      „Ich heiße eigentlich Peter Barnaby, Peter de Swan ist mein Künstlername. Ich komme aus Boston. Mein Vater war Dozent an der Universität. Ich habe Englische Literatur studiert. Mit 21 sah ich im Theater eine Schauspielerin, in die ich mich unsterblich verliebte. Sie nannte sich Anna Boleyn und war eine hinreißende Mimin. Jedes Wort, jede Betonung, jede Geste saß. Selbst, wenn sie flüsterte, verstand man sie im ganzen Theaterrund. Ich gefiel ihr offenbar auch.

      Ich schloss mich der Theatertruppe an. Das bisschen Theatererfahrung vom Schultheater her reichte natürlich für die richtige Bühne nicht aus. Sie nahm sich meiner an und Dank meines guten Gedächtnisses machte ich schnell Fortschritte. Wir heirateten noch im selben Jahr. Sie war 10 Jahre älter als ich, doch das machte mir nichts aus. Da ihr Vater Chef unseres Tournier-Theaters war, bekam ich nach und nach die anspruchsvolleren Rollen. Und ich muss sagen, die Zuschauer mochten mich. Wir bereisten ganz New England.

      Obwohl wir fast täglich Liebe machten, wurde sie nicht schwanger, wie es ihr Herzenswunsch war. Sie begann aus Gram zu trinken, zunächst wenig dann immer mehr, und mit mir zu zanken.

      Wir gastierten wieder einmal in Boston als die 17-jährige Lea Andrews bei uns vorsprach. Uns war gerade eine unserer Nebendarstellerinnen abhandengekommen, deshalb nahmen wir sie bei uns auf. Sie sah niedlich aus. Meine Frau witterte Unrat und schikanierte sie, wo sie nur konnte. Doch Lea hatte ein fröhliches Gemüt. Jede Schikane prallte einfach an ihr ab. Jeder sonst mochte sie. Auch den Zuschauern gefiel sie in ihrer Natürlichkeit und Fröhlichkeit.

      Anna verfiel derweil immer mehr dem Alkohol. Immer öfter konnte sie nicht auftreten. Lea musste einspringen. Als wir zusammen einen Auftritt in Romeo und Julia hatten und dafür vom Publikum voller Enthusiasmus gefeiert wurden, setzten wir unser Rollenspiel auch privat um. Die Liebe zu Anna war bedingt durch ihre Trunksucht bei mir nach und nach erkaltet, jetzt mit Lea fühlte ich mich wieder wie im siebenten Himmel.

      Was mit Anna nicht geklappt hatte, klappte mit Lea fast sofort. Sie wurde schwanger. Wir versuchten das, so lange wie möglich zu verheimlichen, doch irgendwann war alles offensichtlich. Nun war Anna nicht mehr zu halten. Sie beschimpfte uns unflätig und griff uns tätlich an.

      Eines frühen Nachmittags, sie hatte schon seit dem Morgen an die zwei Flaschen Hochprozentigen intus, versuchte sie, mich in unserem Schlafzimmer mit einer halbgefüllten Whiskey-Flasche zu erschlagen. Ich wich dem Schlag aus, sie taumelte, verlor das Gleichgewicht, fiel rückwärts und schlug mit dem Kopf auf die Kante des Nachttischchens auf. Sie brach sich das Genick und war sofort tot.

      Die Polizei wurde hinzugezogen. Sie warf mir vor, meine Frau getötet zu haben und sperrte mich ein. Acht Wochen dauerte es, bis ich dem Richter vorgeführt wurde und vor dem Schwurgericht stand. Ich mache es kurz. Die Geschorenen und auch die Berufsrichter konnten sich nicht einigen, ob ich schuldig war oder nicht. Ich wurde freigesprochen.

      Mit meiner Schauspielerei war es natürlich vorbei. Ich fahndete noch eine Weile vergeblich nach Lea. Man berichtete mir, sie habe mich für schuldig gehalten, und sei Hals über Kopf mit unbekanntem Ziel abgereist. Ich vermutete damals immer, sie sei zu ihrem Bruder geflohen. Da ich aber dessen Adresse nicht kannte, machte ich mich weg aus New England. Ich landete in St. Louis. Den Rest kennst Du schon.“

      Peter hing eine ganze Zeit seinen Gedanken nach. Seine Lebensbeichte schien ihn erschöpft zu haben. Doch er war noch nicht fertig.

      „Was mag aus Lea und ihrem Kind geworden sein? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, ohne eine Antwort darauf zu bekommen. Als ich Dich zum ersten Mal sah, glaubte ich Lea vor mir zu sehen. Du lachst wie sie, hast ein sonniges Gemüt wie sie, der Schelm reitet Dich wie sie, und überhaupt, je intensiver ich Dich betrachte, desto deutlicher siehst Du ihr ähnlich. Wäre es nicht möglich, dass Du mein und Leas Sohn bist? Auch Dein Alter würde passen.“

      Dave war über diese Wendung, die das Gespräch genommen hatte, erstaunt und gleichsam berührt.

      „Meine Eltern sind zweifellos Sarah und Joshua Andrews. Ich habe eine Zwillingsschwester Esther, außerdem noch drei Schwestern und einen Bruder. Von einer Lea gleichen Namens habe ich noch nie gehört. Außerdem sehe ich meinem Vater ähnlich.“

      Daves Gedanken überschlugen sich, als er das sagte. Könnte an Peters Schilderung nicht doch was Wahres dran sein? Es schien alles so gut zusammen zu passen. Er dachte an seinen Vater zurück, mit dessen Denken er sich nie anfreunden konnte und deshalb zu ihm immer ein gespanntes Verhältnis hatte. Von daher konnte er sich nur wünschen, Peter, mit dem er sich so gut verstand, sei in Wirklichkeit sein Vater. Aber dann fiel ihm seine Mutter ein, die ihn liebte, die er umgekehrt immer geliebt hatte und immer lieben würde. Er befand sich in einem Dilemma.

      „Ich will Dir Deine Eltern nicht nehmen! Entschuldige, dass ich gewissermaßen geträumt habe. Ich bin ein alter, sehr kranker Mann. Obwohl wir uns noch nicht lange kennen, habe ich Dich liebgewonnen. Du bist für mich wie ein Sohn. Wenn es ginge, würde ich Dich adoptieren. Aber ich kann Dir auch ohne das, alles vererben, was ich habe. Ich habe vor, in Albuquerque mit Dir zum Richter zu gehen und Dich als meinen Erben einzusetzen.“

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