„Beim Barte des Propheten", kreischte Bamase ganz aus dem Häuschen. „Das trau' ich dir nicht zu. Außer-dem, wo willst du denn Wüstensand herkriegen?"
Grübelnd legte Tanball seine Stirn in luftige Falten und nuckelte versonnen an seinem Daumen. Dann stöhnte er ein bisschen, seufzte abgrundtief, und plötzlich schoss ein Strahlen über sein Gesicht.
„Vor dem Haus steht so ein sandiger Kasten", erklärte er eifrig. "Das hab' ich heute Morgen von der Küche aus gesehen. Wir müssen ab und zu aus dem Fenster aufwischen äh entwischen und..."
„Woher willst du wissen, dass das Wüstensand ist?", jammerte die Fliege und kratzte sich am Flügel. „Und wie viel Sand brauchen wir? Wir können beide nicht viel schleppen."
„Moment! Moment! Momentchen!"
Der kleine Geist fuhr mit seinem luftigen Finger die Zeilen entlang. "Aha, hier steht's: Man nehme fünf Körner Katzensand, einen halben Fingerhut voll Wüstensand und schütte beides zusammen über das zu verzaubernde Objekt.“
Begeistert klappte Tanball das Zauberbuch zu. „Einen halben hutvollen Finger, das werden wir doch wohl schaffen, oder?"
Die Fliege nickte. Einträchtig setzten sie sich auf die Hängematte. Flüsternd schmiedeten sie einen Schlachtplan. Fabian durfte auf keinen Fall etwas davon erfahren! Zuerst brauchten sie das Wichtigste: Eulalia Mehlmanns Fingerhut. Bamase hatte ihn zufällig im Nähkästchen gesehen.
„Freiwillig gibt sie uns den Fingerhut bestimmt nicht", wisperte die Fliege.
„Dann müssen wir ihn eben klauen", meinte Tanball entschlossen.
„Wir könnten auch Fabian bitten, ihn Tante Eulalia abzuluchsen", schlug Bamase vor. „Wir sagen einfach, dass ich ein Klo brauche!"
„Und dann... dann fehlen nur noch fünf Körnchen Sand aus Luzifuzzis Mopsiklo, und dann...", vor lauter Freude klatschte Tanball in seine Händchen, "...und dann verwandle ich die katzige Blöde in eine kloige Bürste."
„Wir müssen aber warten, bis Fabian morgen aus der Schule kommt!“, gab Bamase zu bedenken. Sie schaute durch die Flasche und murmelte: „Er liegt schon in seinem Bett.“
Es kam Tanball und Bamase wie eine Ewigkeit vor, bis Fabian am nächsten Tag aus der Schule kam.
Endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss, die Tür wurde aufgerissen und der Schulrucksack in die Ecke geschleudert. Mit einem Satz hechtete Fabian aufs Bett und kickte seine Turnschuhe von den Füßen. Montags fand er die Schule immer total nervig, einfach ätzend.
„Er ist da!", japste Tanball aufgeregt und trommelte heftig gegen das Glas.
„Meister", flehte er, "bitte, bitte, lass mich raus!"
Fabian zog den Stöpsel aus der Flasche, und schwupp-diwupp, hockte der Kleine auf seinem Unterarm.
„O mein mistiger Großer! Bamase hat ein... ein giesenroses Problem. Sie muss..."
"Was muss sie?", forschte Fabian argwöhnisch.
Tanballs Gesichtchen färbte sich vor Verlegenheit lila.
„Äh... na ja, eben müssen ..., äh, ... du weißt schon...", stotterte er. "Als die tantige Eule meine Flasche ausgespült hat, ist Bamases Klo weggeflogen!"
„Ja, und weißt du was?", fuhr Bamase aufgeregt dazwischen, "ich hab' schon einen ganz tollen Ersatz gesehen! Deine Tante hat in ihrem Nähkästchen so ein klitzekleines Metallhütchen..."
„Fingerhut heißt das", stellte Fabian richtig. „Du willst ihren Fingerhut als Fliegenklo benutzen?"
Grinsend kratzte er sich am Kinn.
„Na hör mal", moserte der kleine Geist ungehalten, „schließlich hat Bamase jetzt kein Klo mehr!"
„Soll ich etwa, wenn ich muss, irgendwohin... oder auf den Küchentisch?? Oder auf das frisch geputzte Wohnzimmerfenster?"
Entschieden schüttelte die Fliege den Kopf. „Das wird der Tante nicht gefallen."
„Is' ja schon gut", brummte Fabian. „Ich organisiere dir dein Fliegenklo."
Zwei Minuten später war er wieder da.
„Hier ist er", sagte Fabian und stellte den Fingerhut auf den Nachttisch. „Aber jetzt muss ich zum Fußball-training. Macht keinen Blödsinn! Lasst bloß Tante Eulalia zufrieden und ärgert sie nicht, okay!"
Tanball und Bamase nickten feierlich mit dem Kopf.
„So etwas würden wir nie tun!", flöteten beide zuckersüß im Chor.
„Ich sollte euch doch lieber in der Flasche einsperren."
„Nein, nein, nein!", rief der kleine Geist.
Nervös hüpfte er von einem Beinchen aufs andere.
„O Meister, das ist übergarhaupt nicht nötig! Wir sind ganz lieb! Ich schmeiße mich in meine mattige Hänge und lese ein Buch, und Bamase setzt sich auf ihr Klo!"
Gespannt sah ihn der Kleine an. Dabei sah er so niedlich aus, dass Fabian ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte.
„Na gut! Aber wehe, wenn ihr wieder..."
„Fabian", rief die Tante. „Beeil dich! Und zieh' dir was Warmes an! Es ist kalt draußen!"
Fabian drohte Bamase und Tanball scherzhaft mit dem Zeigefinger, schnappte seine Sporttasche und ging. Dabei vergaß er, die Tür zuzusperren.
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