Sie schießt in Kürze das ganze Magazin leer. Jeder Schuss sitzt, aber bewirkt außer ein paar blutigen und eiternden Einschusslöcher überhaupt nichts. Die Tentakel reagieren auf ihren Angriff und schlagen ihr die Pistole aus der Hand. Das Noahding beschleunigt sich, als wolle es sich Maria schnappen. Sie rennt fluchtartig zur Zimmertür hinaus und schmeißt sie zu. Nur die Tentakel klemmen sich dazwischen und versuchen nach Maria zu greifen. Einer der Tentakel grabscht ihr sogar über den Kopf. Maria kreischt vor lauter Panik. Tunnelblick-Marie existiert gerade nicht mehr. So einen Horror hat selbst sie bisher noch nicht erlebt. Jetzt existiert nur noch Angstschweiß-Marie. Maria drückt so fest es geht die Tür zu und schafft es, die Tentakel zwischen dem Türrahmen einzuquetschen, so dass Blut spritzt. Dann hört sie, wie der Türriegel einrastet. Sie ist zu und Maria stößt sich von der Tür weg. Sie verliert dabei ungewollt das Gleichgewicht und landet auf den Arschbacken und ihren Handflächen. Das Noahding rammt einmal ganz fest gegen die Tür und schafft es sie fast zu durchbrechen. Splitter und Risse ragen aus der Holztür heraus. Noah hat eine Holztür. Er muss echt reich sein. Aber das spielt gerade keine Rolle für Angstschweiß-Marie. Sie steht auf und rennt so schnell es geht zur Wohnzimmertür. Da kracht das Noahding endgültig durch die Tür und Maria weiter hinterher. Maria schnappt sich ihren waffenfähigen Schweißbrenner aus ihrer Hosentasche. Aber ihn einzusetzen würde bedeuten, sie müsste sich zu dem Ding umdrehen... und stehenbleiben. Aber das Noahding ist schneller als sie. Das kann sie hören. Ihr bleibt keine Wahl. Bereits im Eingangsflur wendet sie sich mit vorgehaltenem Schweißbrenner zum Noahding um und richtet den Brenner direkt in seine Richtung und zündet die Waffe. Eine schnurgerade Stichflamme schießt hervor und lässt das Noahding in einen Anzug aus Feuer tauchen. Das eklige Ding brüllt, grunzt und kreischt wie eine Furie, die gerade tausend Tode stirbt. Dann schnellt plötzlich ein fetter und faltiger Tentakel aus dem Mund des brennenden Noahdings hervor und umschlingt Marias Bein. Es bringt sie zum Sturz und zieht sie in seine Richtung. Der Mund reißt an den Mundwinkeln auf immer weiter über den halben tumorhaften Stiernackentorso und offenbart ein noch größeres mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrtes Maul, das bereit ist, Maria in einen brennenden Schlund zu ziehen. Maria kämpft dagegen an und muss an ihre toten Kameraden denken, denen sie noch was schuldig ist. Sie kann noch nicht sterben. Nicht jetzt und erst recht nicht so. Maria greift in den Laminatboden des Flurs und drückt ihre Fingernägel hinein. Sie wird trotzdem weiter hinein gezogen und kratzt sich obendrein noch die Fingernägel am Laminat blutig. Dann hebt sie das andere Bein hoch und rammt mit aller Wucht mit der Hacke ihres Stiefels den Tentakel gegen den Laminatboden. Blut und Eiter triefen heraus. Der Tentakel lässt leicht locker und Maria gelingt es, sich aus seinem Griff zu befreien. Unbeholfen versucht sie aufzustehen, rutscht aber immer wieder am Schleim des Tentakels aus. Das Ding läuft brennend weiter auf sie zu und sie versucht immer wieder aufzustehen. Aber sie ist zu hastig und fällt immer wieder auf alle Viere. Dann muss sie eben aus der Wohnung raus kriechen. Das Ding hat sie bereits eingeholt, aber läuft an ihr vorbei, weil es förmlich blind geworden ist durch das ganze Feuer. Maria bleibt am Boden und versucht, unauffällig zu sein, während das Noahding unkoordiniert weiter und mehrmals unbeholfen gegen die Flurwände läuft. Maria kann schließlich beobachten, wie das Noahding durch das Feuer kurz vor der Eingangstür zu Boden sackt und zu Grunde geht. Maria setzt sich hin und lehnt ihren Rücken gegen die Wand des Korridors. Mit Tränen im Gesicht und Schockfrost im Blut sieht sie, wie das Ding verbrennt. Dann richtet sie sich auf und geht ins nächste Zimmer, um dort durchs Fenster zu steigen. Denn in einem brennenden Haus sollte niemand lange sitzen bleiben. Und ein blutrünstiges Monster, das brennt, will niemand löschen. Maria hat überlebt.
Abb. 11: Ein wucherndes Chaos bricht in jedem von uns aus. Sowohl im Geist wie auch im Fleisch.