»Hahahaha!!! Damit du das Buch rauchen kannst? Vergiss es, Nero!« erwidert Vergil.
Ich verliere die Geduld und sag ihnen, sie sollen die Klappe halten »Könnt ihr zwei mal dicht halten? Wir sind in feindlichem Gebiet, ihr Schwachköpfe.«.
Vergil kommentiert weiter »Und wenn uns die Plage hören könnte? Wäre das so schlimm, wenn wir eh den Feindkontakt beabsichtigen? Wär doch besser, wenn sie zu uns zum Eingang marschieren, als wenn wir tiefer in dieses Kakerlakenloch kriechen.«.
Sergeant Browning mischt sich ein »Der Moment der Überraschung ist das Einzige, womit wir trumpfen können. Darauf will ich nicht verzichten. Also wenn Sie nicht sofort die Klappe halten, benutze ich Sie bei unserer Flucht als Ablenkungshappen für die kleinen Kotfresser.«.
»Verstanden, Sir! Obwohl ich glaube, dass Tunnelblick-Marie nur eifersüchtig auf meinen hoch literaren Wissensdurst ist. Sie hat auch ein Buch, aber ein viel platteres als ich. Ich habe sie beobachtet, wie sie Starship-Troopers (Heinlein 1959) liest. Wenn ich mit H.P. fertig bin, leih ich es Ihnen mal aus, Major. Dann können auch Sie mal ein richtiges Buch lesen.« plappert der dumme Vergil.
Ich tu so als ignoriere ich ihn, aber der Sergeant redet weiter »Worum geht es denn in Berge des verfluchten scheiß Wahnsinns?«.
»Um etwa denselben Scheiß, den wir hier gerade machen. Ein Expeditionsteam geht in eine Höhle, findet ein paar Monster und dann verrecken alle.« antwortet Vergil.
Doktor Noah beginnt zu schlucken und sagt »Genau das brauchen wir jetzt. Danke, Privat!«.
Nero klopft dem Doktor auf die Schulter »Keine Angst, Doc! Die Wissenschaftler überleben immer und kriegen am Ende die Frau!«.
Vergil muss dem noch die Krone aufsetzen »Nicht bei H. P. Lovecraft!«.
Bei der heißen Diskussion um Monster und Tragödien haben wir gar nicht bemerkt, wie tief wir schon vorgedrungen sind. Die Atmosphäre der Höhle wird kühler und feuchter. Schon irgendwie angenehm im Vergleich zu draußen. Wir dringen noch tiefer vor. Um uns herum fossilisierte Kampfdrohnen. Viele müssen schon eine Ewigkeit hier liegen, wenn sie schon versteinern. Andere sind nicht versteinert, aber staubtrocken. Da liegen noch kleinere Exemplare. Ebenfalls steinalt bis furztrocken. Wir brauchen ein frisches totes Tier. Bitte! Hier wurden doch schon lebende Exemplare gesichtet. Und jetzt, wo wir mal hier in eine Höhle eindringen, finden wir keine Lebenden. Der Gang der Höhle wird immer breiter. Immer mehr versteinerte Leichen häufen sich an den Seiten des Ganges. Als hätte man sie vor langer Zeit beiseite gefegt, wie Falllaub. Warum liegen hier so viele tote Drohneninsekten? Beseitigen staatenbildende Insekten ihre verstorbenen Kameraden nicht? Das hat mir zumindest mein Bruder erzählt. Es ist, als hätte man das Nest ausgeräuchert. Aber müssten dann nicht alle Insektenleichen gleichermaßen alt sein? Als wäre dieses Nest ganz langsam gestorben. Plötzlich finden wir etwas völlig Außergewöhnliches. Es ist ein Totenschädel in Mitten all dieser toten Insekten. Nero hat ihn gefunden und aufgehoben. Er hält ihn in einer Hand nach oben und scheint mit der Gewehrlampe drauf und offenbart dadurch die Natur dieses Schädels. Er ist nicht menschlich. Der Schädel trägt ein Nackenschild, wie ein Triceratops. Riesige Augenhöhlen weisen auf große Augen hin. Aber dann findet Nero etwas noch viel Interessanteres. Es ist der skelettierte Arm des Aliens mit einem elektronischen Armreif. Wie ein Schmuckstück mit Knöpfen. Dann scheint Vergil auf die Höhlenwand direkt hinter mir und offenbart etwas noch viel Erstaunlicheres. Nero bekommt die Kinnlade nicht mehr hoch und weist mit einem Finger auf das, was er da direkt hinter mir sieht. Ich drehe mich um und sehe eine stählerne Luke in der Höhlenwand, wie der Eingang zu einem unterirdischen Bunker. Die Luke verfügt über eine besonders exotische Konstruktionsweise. Da ist ein verstaubtes Fenster an der Luke. Ich wische den Staub mit meiner bloßen Hand vom Fenster und erblicke eine noch tiefere Schwärze, als wir sie vor dem Eingang der Höhle sahen. Ich frage mich, was sich dahinter verbirgt. Hinter dieser Luke. Hinter der Dunkelheit hinter dem Fenster. Ich scheine mit meiner Gewehrlampe durch das Fenster, um besser reinschauen zu können. Was ich sehe, sind zwei tiefschwarze große Augen in einem Gesicht, das dem Schädel ähnelt, den Nero gefunden hat. Und sie blinzeln mich an. Ich bekomme einen Schock. Ich schreie wie ein ängstliches Mädchen. Vergil schreit noch viel mädchenhafter. Ich schrecke zurück. Ich stolpere über eines der toten Insektenbeine, die auf dem Boden liegen. Als wäre das nicht genug, stößt Nero plötzlich einen Schmerzensschrei aus. Alle drehen sich in seine Richtung, richten ihre Lampen auf ihn. Er steht immer noch auf dem Leichenhaufen, der Insekten und fuchtelt vor sich hin. Er hat eine tiefe Schnittwunde an seinem linken Unterschenkel. Nero lässt den skelettierten Arm fallen und fällt selbst auf die Knie.
»WAS IST LOS, PRIVAT?« brüllt der Sergeant ihm entgegen.
Aber alles, was der Sergeant als Antwort bekommt, sind noch mehr Schmerzensschreie. Wir sehen wie etwas Transparentes auf seinem Rücken klettert und ihm die Uniform zerreißt. Feine kleine Schnitte entstehen. Nero versucht das Ding von seiner Schulter zu werfen, aber er bekommt es nicht gepackt.
»DA IST WAS AUF SEINER SCHULTER.« brüllt Vergil.
»SCHEIßE! WAS IST DAS?« brüllt der Sergeant.
»ES BRINGT IHN UM.« brüllt Vergil.
»KNALLT ES AB! KNALLT DAS VERDAMMTE TEIL AB!« brüllt der Sergeant.
Während ich starr vor Angst bin, weil ich noch über das Ding nachdenke, das sich hinter der Luke befindet und ich erneut mit der Lampe drauf scheine, um zu sehen, ob mich dieses Irgendetwas immer noch beobachtet, kommt der Doktor zu mir, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich sollte den anderen helfen. Aber ich bekomme diese tief schwarzen Augen nicht aus meinem Kopf, wie sie mich anblinzelten. Wie lange stand es schon hinter der Tür und hat mir in den Nacken geschaut, als ich noch mit dem Rücken zur Wand stand? Was ist bloß los mit mir? Ich bin völlig verängstigt. Und hinter mir diese Todesschreie. Die anderen haben das Feuer noch immer nicht eröffnet. Wie auch? Das unsichtbare Ding sitzt noch immer auf Neros Schulter. Doch dann beginnt Vergil zu schießen. Er trifft das unsichtbare Ding. Man sieht eine blutende Wunde und grünes ätzendes Blut, das Nero auf die Schädeldecke spritzt und sich in seinen Kopf ätzt.
»SCHEIßE! NERO! NEIN!« schreit Vergil in seine Richtung.
Wir können nur zusehen wie Nero vor Schmerzen schreiend zusammenbricht und sich sein Hinterkopf in eine blutige Vertiefung verwandelt. Ich kann sein Gehirn sehen. Ich seufze. Jetzt sehe ich gar kein Gehirn mehr. Das Gehirn ist weg. Vergil geht vor Schuldgefühl auf die Knie und lässt das Gesicht hängen. Dann richtet er sich wieder auf. Er reißt sich zusammen, sieht zu mir rüber und sagt »Sammelt das Ding ein und dann nichts w...«.
Sein Satz wird durch ein gurgelndes Keuchen unterbrochen, als ihm etwas Unsichtbares mit einem Zug die Kehle aufschlitzt.
»NEEEEEEIN!!! VERGIL!« dringt aus meiner Kehle hervor, während ich mit ansehen muss, wie magentafarbenes Blut aus der sauberen Schnittwunde austritt und sich in einem blutenden Wasserfall über seinen Hals und seinen Brustkorb ergießt. Der Sergeant eröffnet das Feuer und schickt gleich eine riesige Salve auf das Ding los. Doch er durchlöchert nur den sterbenden Vergil und treibt das Unsichtbare in meine und Noahs Richtung. Der Doktor greift nach seiner Zange und schnappt sich das etwa hundegroße Ding, das auf uns zu sprintet.
»KÄFIG!« brüllt er.
Ich greif nach dem Käfig und öffne ihn. Noah hat stark zu kämpfen mit dem Vieh. Es faucht wie eine Katze und man hört Peitschengeräusche. Hat das Vieh einen Peitschenschwanz? Ja, hat es. Das merke ich, als es mir damit ins Gesicht schlägt und eine blutende Wunde hinterlässt.
»SCHMEIßEN SIE ES REIN!« schreie ich.
Der Doktor tut genau das und schließt die Käfigtür. Doch vorher hinterlässt das Ding auch noch bei ihm ein Abschiedsgeschenk und durchbohrt ihm mit einem Stachel oder so etwas in der Art, man kann es ja nicht sehen, die Schulter. Das Tier wütet und bringt den Käfig zum Tanzen, während es weiter faucht, wie eine Eidechse und der Doktor seine Hand gegen seine Wunde drückt.
»Nichts wie weg