Ulrich Hermann Trolle
Hermann T.
oder Die Rechtfertigung des Alltäglichen
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Inhaltsverzeichnis
Hermann T. oder Die Rechtfertigung des Alltäglichen
Für die Geschichte von und über den Hermann
An dieser Stelle ist der gedankliche Umweg
Hermann erlebt in der Arztpraxis
Die Nacht, die auf den Arzttermin folgte,
Wenige Minuten sind es gewesen,
Aber wir wollen nicht abschweifen.
Also nun von dem fremdartigen Haus
Hermann bleibt lange in seiner Brust gekränkt.
Hermann nimmt die Kaffeetassen vom Küchenbord
In der Tat sitzt am besagten frühen Nachmittag
Diejenigen Mieter aus dem Aquarium,
Als Hermann am folgenden Morgen
Der Tautropfen auf dem Phlox ist verschwunden.
Auf einmal zuckt Hermann zusammen.
Hermann ging mit schwachen Füßen
Für Hermann wurde die folgende eine schlechte Nacht.
Der Phlox im Garten ist längst verblüht,
Hermann schlendert mit unsicherem Gang
Wie zögernd reagiert unsere Phantasie,
Hermann T. oder Die Rechtfertigung des Alltäglichen
„... wozu lebt man, wenn der Wind hinter unserm Schuh schon die letzte Spur von uns wegträgt...“ (Stefan Zweig)
Das Folgende ist Fiktion. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die erzählten Geschehnisse in ähnlicher Weise irgendwo real stattgefunden haben. Und bestimmt ist es so, dass einige durchs Leben schlurfende Zeitgenossen sich kopiert und angegriffen fühlen. Dagegen ist meine völlige Absichtslosigkeit einzuwenden. Ich habe nicht die konkrete Person, sondern den sie verkörpernden Typus skizziert. Besitzernamen der im Text erwähnten Bücher sind unverändert. Die Margarete ist authentisch.
Fünfzehn Meter entfernt
von der verputzen Außenwand mit den weißen Fenstern glitzert im Garten auf dem rosafarbenen Blütenblatt des Phlox’ ein Tautropfen in der kühlen Morgenluft. Es scheint, als habe er geduldig auf den ersten Lichtstrahl der aufgehenden Frühsonne gewartet, um im Moment ihrer Berührung vom Blatt herab zu fallen und zwischen den Grashalmen hindurch mit einem leisen Seufzer Hermanns flüchtigem Blick zu entschwinden. Die zwei Sätze werden Hermann noch lange Zeit beschäftigen. Aber jetzt steht Hermann erst einmal am geöffneten Fenster seines Badezimmers. Er sieht hinaus in den beginnenden Tag und lächelt. Er fühlt sich wenige Augenblicke lang wie ein arrivierter Gutsbesitzer, der von der erhöhten Terrasse seines ansehnlichen Landsitzes gemächlichen Blickes über die Weiten der Ländereien schaut und eine gute Ernte erwartet. Im realen Leben aber hat Hermann weder einen Gutshof noch Ländereien. Worauf Hermann schaut, ist der ihm vertraute Hausgarten. Hermann weiß darin alle Bäume zu unterscheiden und die meisten Sträucher benennt er sowohl mit ihrem botanischen als auch mit ihrem gebräuchlichen Namen. Das Strauchwerk steht breit und dicht und gibt den Sperlingen gute Deckung. Die Bäume sind schlank und hoch gewachsen. Manche von ihnen stehen eigenwillig schräg, als wollten sie den Nachbargrundstücken ausweichen. Mit ihrer Neigung aber deuten sie auf die ungefähre Trennung der Grundstücke hin, deren mit Efeu überwachsene Grenzen vor mehr als einem Jahrhundert vermessen wurden, und die sichtbar zu erhalten sich niemand in den darauf folgenden zwei, drei Generationen wohl sorgfältig gekümmert haben muss und an deren erneuter Markierung heute weder Hermann noch irgendjemand in der aktuellen Nachbarschaft bisher deutliches Interesse gezeigt hat. Und Hermann selber weiß auch von keinem Grenzstein, auf den er Bezug nehmen könnte. Die Sommerblumen prangen an den lichten Stellen des Gartens und im Unterholz wuchern Bodendecker. Auf der Seite mit dem einfallenden gleißenden Sonnenlicht des Nachmittags, blüht die Staude jenes rosafarbenen Phlox’, auf deren einer Blüte eben noch der Tautropfen glitzerte und der Hermanns Aufmerksamkeit heute früh für einen kurzen Augenblick anzog. An der Staude führt ein schmaler und mit alten quadratischen in Beton gegossenen Platten befestigter Weg vorbei und endet unvollendet im Rasen, als hätte der Bauherr von einst die Lust oder die Orientierung verloren oder vergessen, wohin der Weg einmal führen sollte. Das kurze unfertige Wegstück ist die einzige Pflasterung in dem Garten, für Hermann eine stete Lockung, Hand anzulegen. Jedoch weiß Hermann einzuschätzen, dass er den Weg auch nur ein paar Meter verlängern würde, ohne ein sinnvolles Ende für den Weg zu finden. Der Weg hat keinen Sinn. Hermann sieht auf das Rasengrün und auf die hie und da am Rand verstreut und halb eingegraben liegend rötlichfarbenen Feldsteine. Der