Sassen auf die Heide und schlugen bei Kropp die
zweite Schlacht. Da haben die Sassen vierzigtausend
Mann verloren, und davon ist das Sprüchwort entstanden:
Noch ist er nicht den Kropper Busch vorbei.
In dieser Schlacht verloren die Sassen auch ihren
Feldherrn, das war ein Mann von solcher Stärke, daß
er mit seinem bloßen Finger in jeden Stein schreiben
konnte. Nicht weit von Anschlag liegt noch so ein
Stein, den er hingeworfen hat in der Schlacht, da sieht
man noch alle fünf Finger, wie sie in den Stein eingegriffen
haben.
188. Totenkopf wandert
Nicht weit von der Jütlandgrenze lagen zwei Burgen,
Fobeslet und Drenderup, die Güter sind noch vorhanden.
Auf Drenderup saß ein wüster Gesell, Ritter Adelbrand,
auf Fobeslet aber ein holdes Fräulein, Antolille
geheißen. Der Ritter liebte das Fräulein, und das
Fräulein haßte den Ritter. Sie sagte ihm, er sehe aus
wie ihres Vaters Hund, und ein andersmal, er sei nicht
besser als ein alter Pantoffel. Das verwandelte des
Ritters Liebe in grimmen Haß, und er schwur dem
Fräulein furchtbare Rache. Sieben Jahre bewachte er
ihre Burg, sieben Jahre durfte sie sich nicht herauswagen,
und da sie dies auch nicht tat, so bekam er sie
nicht in seine Gewalt. Da gab er, scheinbar des Harrens
müde, seine Bewachung auf und reiste weg, und
bald kam das Gerücht, er sei gestorben. Sieben Jahre
war das Fräulein Antolille in keine Kirche gekommen,
sie sehnte sich in eine solche, und da sie nun sich
sicher glaubte, so verließ sie ihre Burg mit ihrem Gefolge.
Plötzlich brach aus einem Hinterhalt Ritter Adelbrand,
versprengte die Diener und ergriff die Unglückliche,
die seine Liebe mit so bitterm Hohn gelohnt.
Er band sie an den Schweif seines Pferdes und
jagte so mit ihr davon auf seine Burg zu. Ihre Mutter
sah's von den Burgzinnen und starb mit Antolille zu
gleicher Zeit. Als Adelbrand seine wilde Rache gekühlt,
tötete er alsbald sich selbst. In Drenderup begrub
man die drei Leichen. Aber Adelbrands Schädel
fand keine Ruhe in der Gruft; wie er so rastlos sieben
Jahre arger Gedanken voll gewesen, so spukte und
rollte er bald da, bald dort umher, schreckte die Menschen
und weilte in keinem Grabe.
189. Die schwarze Schule
Viele Sagen gehen in Nordfriesland und in Norddithmarschen
von der schwarzen Schule, in welcher kein
anderer der Schulmeister ist als der Teufel selbst. In
diesem seinem Seminarium unterrichtet der Schwarze
junge Theologen und Schulmeister in gar mancherlei
geheimen Künsten, doch nicht umsonst, sie müssen
ihm ihre Seele verschreiben und eine gewisse Bedingung
festhalten, fehlt einer deren und versieht's einmal,
so ist seine Seele verloren. Die meisten
versehen's. Da muß einer nur ein Strumpfband tragen,
ein anderer darf sich nur einmal die Woche rasieren,
ein dritter darf nie anders die Strümpfe anziehen als
verkehrt. Die Künste, welche diese schwarzen Scholaren
lernten, bestanden in Bannen, Festmachen, sich an
andere Orte schnell hinzücken, erfahren, was daheim
geschieht, und wenn sie noch so weit vom Hause
sind, andere, besonders Diebe, stehenbleiben machen,
sie festschreiben, festlesen und dgl. Bisweilen glückt
es einem oder dem andern, den Teufel, der seinen
Bündnern fort und fort nachstellt und dahin wirkt, daß
sie das Gelobte nicht halten, zu überlisten, denn manchem
Pastoren und Schulmeister auf dem Lande ist
fürwahr der Teufel selbst noch nicht klug und schlau
genug. So wird viel gesprochen von einem Pastor in
Medelby im Amte Tondern, des Namens Fabricius,
der konnte mehr als Brot essen, weil er in die schwarze
Schule gegangen, und der durfte niemals zwei
Strumpfbänder anlegen, sondern immer nur eins.
Damit er nun sich vergäße, lagen gar manchesmal
früh beim Aufstehen zwei Strumpfbänder auf seinem
Stuhle, damit fing ihn aber der Teufel keinesweges.
Hierauf plagte der Teufel das Mädchen, das für den
Pfarrer Strümpfe strickte, als Floh, da ließ sie oft die
Maschen fallen und juckte sich, und da wurden die
Strümpfe zu weit, weil sie sich auch zum öftern verzählte,
nun fiel der Strumpf ohne Band herunter auf
die Ferse, das verschlug aber dem Pfarrer alles nichts,
er band ihn doch nicht fest, sondern ließ ihn hängen,
und der Teufel konnte ihm nichts anhaben. Ein anderer
Pastor, hieß Ziegler, durfte auch nur ein Strumpfband
tragen, doch nur auf Zeit eines Kontraktes mit
dem Teufel, nach dessen Ablauf wollte jener kommen
und ihn holen. Da nun die Zeit um war, kam der Teufel
frühmorgens, und der Pfarrer zog sich langsam an;
zuerst zog er die Strümpfe verkehrt an, das war dem
Teufel schon ganz zuwider, dann zog er sich weiter
sehr langsam an, und der Teufel verlor die Geduld
und sagte: Mache endlich, daß du fertig wirst, das
dauert ja eine Ewigkeit! Ich habe mehr zu tun. Jetzt
warte ich keinen Augenblick länger, als bis du dein
Strumpfband angelegt. Der Pastor Ziegler hatte schon
das Strumpfband in der Hand, aber als der Teufel das
sagte, legte er es ganz langsam wieder hin, sprach
zum Teufel: Guten Morgen! – und legte sich auf die
andere Seite. Wütend fuhr der Teufel von dannen und
kam nimmermehr wieder, und nimmermehr wieder
trug der Pastor ein Strumpfband. Als er noch einmal
herumgeschlafen hatte, nahm er eine Schere und
schnitt seine Strümpfe unter der Wade ab, so erfand
er die Strumpfsocken, wie sie die meisten Männer
jetzt tragen, und brauchte keine Strumpfbänder mehr.