Dabei verwendet Android verschiedene Strategien, um Speicher und Prozessor möglichst gut der Vielzahl von Apps und Hintergrunddiensten zuzuteilen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Selbst bei teuren Geräten mit aktuellster Hardware kommt es deshalb früher oder später zu Hängern und Problemen. Und wer ein günstigeres oder älteres Android-Gerät benutzt, für den gehören Wartepausen oft zum Alltag.
Dieses Buch erklärt die Flaschenhälse und Problemzonen von Android. Es entzaubert die Mythen, die sich um diese Engpässen ranken. Und es zeigt Ihnen Strategien und Methoden, wie Sie Ihr Android-Smartphone oder -Tablet tatsächlich schneller machen können, aber auch die realistischen Grenzen solcher Maßnahmen.
Außerdem zeigt es Ihnen weitere Möglichkeiten, wie Sie Ihren Alltagsbegleiter optimal für sich einstellen und effizienter nutzen können – etwa durch die Auswahl einer optimalen Oberfläche, durch das individuelle Anpassen der Startseite(n) an Ihre persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben oder durch das Automatisieren von typischen, alltäglichen Abläufen. Auch so kann der Umgang mit Smartphone und Tablet viel schneller, effektiver und entspannter werden.
Bei einem dynamischen Thema wie Android ergeben sich ständig neue Entwicklungen und Erkenntnisse. Betrachten Sie deshalb bitte meinen Blog unter www.gieseke-buch.de als Online-Ergänzung dieses Buchs, wo Sie stets Aktuelles rund um das Thema finden, Fragen stellen und Anmerkungen loswerden können.
Wolfram Gieseke
Optimale Leistung erzielen
Ein Mobilgerät wird dann als leistungsfähig wahrgenommen, wenn es auch Benutzereingaben ohne Verzögerung reagiert, Apps schnell startet, Videos und Animationen verzögerungs- und ruckelfrei wiedergibt und dem Benutzer insgesamt unangenehme Wartepausen erspart. Diese gefühlte Leistungsfähigkeit hängt vor allem von zwei Faktoren ab:
dem Prozessor, dessen Rechengeschwindigkeit entscheidet, wie schnell bestimmte Operationen ausgeführt werden können sowie
dem Arbeitsspeicher, bei dem insbesondere die Größe, aber auch die Anbindung an den Prozessor
Weitere Faktoren können in bestimmten Situationen hinzukommen, spielen im Allgemeinen aber nur eine untergeordnete Rolle. So sind etwa für grafisch aufwändige Spiele spezielle Grafikprozessoren zuständig. Sind diese nicht oder nur in geringem Maße vorhanden, lässt das Spielvergnügen zu wünschen übrig. Solche Hardwarebeschränkungen lassen sich aber nun mal nicht umgehen (außer durch den Kauf eines besseren Gerätes).
Auch der verbaute Prozessor ist eine feste Größe, die sich nicht verändern lässt. Aber man kann in einem gewissen Rahmen beeinflussen, wieviel Arbeit der Prozessor zu stemmen hat, was sich wiederum auf die Reaktionsgeschwindigkeit des Gerätes auswirkt. Der interne Arbeitsspeicher ist ebenfalls vorgegeben bzw. kann nur beim Kauf eines Gerätes gewählt werden. Danach muss man sich damit arrangieren. Das Problem dabei ist weniger die Menge an Speicher als das geschickte Management.
Wer sind die größten Leistungsbremsen?
Wenn Ihr Android-Gerät nicht so flüssig läuft, wie Sie es erwarten, stellt sich die Frage: Wer genau bremst eigentlich aus? Wo man bei einem Windows-PC den Task-Manager bemühen würde, bringt Android von Hause aus leider nichts vergleichbares mit. Aber es lässt sich durch eine App wie OS Monitor nachrüsten.
Beim Starten zeigt Ihnen OS Monitor eine lange Liste der derzeit aktiven Apps und Hintergrundprozesse. Diese ist nach Systemlast sortiert. Es stehen also die Prozesse ganz oben, die im Moment die meiste Systemlast erzeugen. Wichtig: Die Anzeige aktualisiert sich alle paar Sekunden automatisch. Sie sollten deshalb nach dem Start einige Sekunden abwarten, bis OS Monitor nicht mehr selbst auf einem der Spitzenplätze steht.
Mit dem Werkzeug-Symbol oben rechts können Sie die Anzeige beeinflussen. Zum einen lässt sich der Wert festlegen, anhand dessen die Liste sortiert werden soll. So können Sie beispielsweise auch den belegten Arbeitsspeicher als Kriterium verwenden. Außerdem können Sie die Anzeige vorübergehend „einfrieren“, um einen Zwischenzustand in aller Ruhe betrachten zu können. Noch mehr Optionen bieten die Einstellungen. Hier können Sie beispielsweise festlegen, dass die App beim Einschalten des Geräts automatisch gestartet werden soll.
In den weiteren Rubriken stehen andere, ebenfalls interessante Informationen bereit. So können Sie bei Verbindungen die Datenverbindungen von Apps und Diensten überwachen. Diverses bietet umfangreiche Echtzeit-Statistiken zu Akku, CPU, Speicher und Netzwerk. In der Rubrik Catlog werden neue Einträge ins Systemprotokoll in Echtzeit eingetragen. Allerdings sind diese meist so speziell, dass Sie nur Experten und Entwicklern etwas sagen.
OS Monitor arbeitet nicht nur im Vordergrund, sondern sammelt auch im Hintergrund weiter Daten. Sie können die App also starten und dann in den Hintergrund schicken, indem Sie sie mit dem Start-Knopf verlassen. Tritt nun eine Situation auf, in dem Ihr Gerät nur sehr langsam reagiert und offensichtlich von einer App ausgebremst wird, verwenden Sie die Anwendungen-Taste und wählen Sie aus der Liste der kürzlich benutzten Apps OS Monitor aus. So bekommen Sie die App wieder auf den Bildschirm und können sofort die aktuellen Daten einsehen.
Mit Fast Reboot alle Apps und Dienste neustarten
Ein einfacher Performance-Helfer ist die App Fast Reboot. Sie führt nicht wirklich einen Neustart des Gerätes durch, sondern beendet alle laufenden Apps und Hintergrundprozesse. Das klingt erstmal etwas drastisch, aber Android startet dringend benötigte Prozesse und Dienste anschließend automatisch wieder neu. Nach wenigen Sekunden stehen also alle Funktionen wieder bereit.
Die Idee dabei ist, dass durch das Beenden Ressourcen freigegeben werden. Und es werden Apps und Prozesse beendet, die im Hintergrund noch aktiv sind, obwohl sie nicht mehr benötigt werden. Fast Reboot räumt dadurch den Arbeitsspeicher auf und entlastet zugleich der Prozessor von überflüssigen Aufgaben. Anschließend befindet sich das Gerät wieder in einem Zustand, der dem eines echten Neustarts zumindest sehr nahekommt. Einziger Nachteil: Wie bei einem echten Neustart kann der erste Start einer App nach einem Fast Reboot eventuell etwas länger dauern.
Fast Reboot kann kostenlos aus dem Play Store installiert werden. Es hat keine Dialoge oder Einstellungen, sondern wird bei Bedarf einfach nur aufgerufen. Auf dem Bildschirm sieht man dann für einige Sekunden eine Liste der Apps und Dienste, die beendet wurden. Danach kann man einfach weiterarbeiten. Die kostenpflichtige Pro-Version der App erlaubt es zusätzlich, den Fast Reboot regelmäßig automatisch nach einem selbstdefinierten Zeitplan auszuführen.
Mit dem Memory Booster den Arbeitsspeicher freiräumen
Die App Memory Booster konzentriert sich gezielt auf den Arbeitsspeicher, kann diesen überwachen und entweder auf Wunsch oder automatisch bei Bedarf Arbeitsspeicher freigeben. Dazu zeigt die App in der Rubrik Memory Uses die aktuelle Speicherbelegung an. Mit der Schaltfläche One Touch Boost ganz unten können Sie jederzeit eine Bereinigung des Arbeitsspeichers vornehmen.
Ob diese „Holzhammermethode“ immer den gewünschten Erfolg bringt, ist nicht gesagt (siehe Infokasten). Aber die App bietet noch andere Möglichkeiten:
1 In der Rubrik Running Processes werden alle laufenden Apps und Dienste aufgeführt und zwar absteigend nach der Menge des belegten Speichers sortiert. Die größten Speicherfresser stehen also ganz oben.
2 Mit dem Häkchen rechts können Sie einzelne Einträge auswählen. Standardmäßig sind alle Häkchen gesetzt, aber oben rechts mit