Wolf Breed - Oliver (Band 4). Alexa Kim. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexa Kim
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738092011
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Oliver

      Ich starrte die halb nackte Frau vor mir auf dem Boden an … ihr kurzer Rock war ihr bis über die Hüften gezogen worden, sodass der String zu sehen war, den sie darunter trug. Eine Mischung aus Ekel und wildem Verlangen erfasste mich. Ich hatte Ewigkeiten keine Frau mehr gehabt … seit Vince mich als Alpha des Rudels abgelöst hatte. Allein die Vorstellung, dass mein Bruder eine menschliche Gefährtin gewählt hatte, reichte noch immer aus, mich wütend zu machen. Menschen waren schlecht … und sie waren schwach, wie das Beispiel dieser Frau sehr anschaulich zeigte. Mona oder Fiona hätten sich von diesen Typen nicht so einfach aufs Kreuz legen lassen.

      Unwürdig … minderwertig … sie kann hier draußen alleine nicht überleben und zu Fuß ist es ziemlich weit bis zur nächsten Ortschaft ... Während ich darüber nachdachte, die Frau ihrem Schicksal zu überlassen, verspürte ich gleichzeitig einen starken Drang, mich mit ihr zu paaren. Warum hatte ich die Typen nicht einfach mit ihr tun lassen, was sie vorhatten? Du könntest es tun …

      Noch immer starrten meine Wolfsaugen auf den Körper der Frau … sie war sehr schön und erinnere mich an das Mädchen, das ich gekannt hatte, als ich noch die Nähe zu Menschen gesucht hatte. Ohne es verhindern zu können, begann ich abzuschätzen, ob diese Frau wohl in der Lage wäre, sich mit mir zu paaren. Wahrscheinlich würde sie jammern – andererseits hatte es zwischen Vince und Eveline scheinbar auch keine Probleme gegeben.

      Das wirst du nicht tun! Eine Paarung mit einer menschlichen Frau steht überhaupt nicht zur Debatte. Du bleibst bei deinem Plan und holst dir dein Rudel zurück … im Winter, wenn die Paarungszeit beginnt und Vince davon besessen ist, seiner Schlampe den nächsten Mischling anzusetzen … Es erfüllte mich mit Genugtuung, abfällig über meinen Bruder und sein menschliches Haustier zu denken.

      Noch immer stand ich unentschlossen herum. Die Frau hatte die Augen geschlossen und gab keinen Ton mehr von sich. Wahrscheinlich hatten die Arschlöcher sie mit Drogen vollgepumpt, was erklärte, warum sie alles so widerstandslos über sich hatte ergehen lassen.

      Ich ging näher an sie heran, nahm ihren Duft wahr, der reine Versuchung für mich darstellte. Bilder meines menschlichen Verstandes mischten sich mit denen des Wolfes … wäre es nicht gut, sie eine Weile zu behalten? Immerhin hatten diese Typen sie mir überlassen … sie war ehrlich erkämpfte Beute.

      Ich betrachtete den schmierigen Typen, der sich an ihr zu schaffen gemacht hatte. Er war nicht tot – ihn zu töten, hätte zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Diese Typen gehörten zu einer Biker-Gang, und die hatten nicht selten Dreck am Stecken oder waren in kriminelle Machenschaften verwickelt. Wenn der Blödmann aufwachte, würde er kaum zur Polizei rennen und behaupten, dass ein Wolf versucht hatte, ihn umzubringen, während er eine Frau hatte vergewaltigen wollen.

      In diesem Sinne war es besser, ihn leben zu lassen, auch wenn mir das schwerfiel. Wenigstens würde er eine Beule und Kopfschmerzen haben, wenn er zu sich kam.

      Sollte ich die Frau einfach hier lassen … damit er zu Ende bringen konnte, was er vorgehabt hatte? Sie gehört mir … ich habe ein Recht auf sie ..., reagierte der Wolf empört auf diese Idee.

      Ich ging noch näher an die Frau heran. Sie hatte lange dunkle Haare und Wimpern … ein Gesicht, das fast schon puppenhaft schön war ... kein Wunder, dass die Typen sie haben wollten. Wäre es nicht gut, Gesellschaft zu haben? Sie könnte deine Gefangene sein … nur so lange, bis du dein Rudel zurückhast, dann lässt du sie frei. Niemand würde es je erfahren …

      Ja … nimm sie mit … ich brauche sie … ich will sie …, stimmte der Wolf zu.

      Vorsichtig nahm ich den Saum ihrer kurzen Jacke zwischen die Zähne und begann, die Frau dran fortzuziehen. Ich würde mich verwandeln müssen, bevor ich sie in meinen SUV packte und in das Haus brachte, in dem ich wohnte. Durch Zufall war ich in einem Supermarkt auf eine Anzeige gestoßen, in der ein Housesitter gesucht wurde, als ich nach meiner Flucht eine Zeitung gekauft hatte. Ich war damals gehetzt gewesen … ratlos, was ich tun sollte. In der Welt der Menschen hatte ich nie gelebt, unsere Welten hatten sich höchstens gestreift … die Anzeige in der Zeitung war ein Glücksfall gewesen – ein Ferienhaus nah am Wald, das die Vermieter nur zwei Monate im Jahr nutzten und für den Rest der Zeit von einem Housesitter bewachen ließen. Letztendlich hatten meine Größe und die Wahrnehmung der beiden älteren Leute wohl dafür gesorgt, dass ich die Zusage bekam. Wahrscheinlich hatte ich auf sie wie jemand gewirkt, der in der Lage war, ihr hart erarbeitetes Eigentum zu schützen.

      Wie recht sie damit hatten … allerdings lag mir weniger an ihrem Eigentum, sondern daran, die Grenzen meines Reviers vor Eindringlingen zu verteidigen. Für die Zeit, in der ich in diesem Haus lebte, sah ich es als mein Revier, das niemand unaufgefordert betreten durfte.

      Das Houssitterarrangement hatte sich nicht allein in dieser Hinsicht als Glücksfall herausgestellt. Von meinem neuen Revier aus konnte ich in Ruhe meine Rückkehr planen und meine Wunden lecken.

      Also wirst du sie in dein Revier bringen …, pflichtete der Wolf bei.

      Das Versteck, in dem ich die Wandlung durchlief, war nur etwa hundert Meter von der Stelle entfernt, wo die Typen versucht hatten, die Frau zu vergewaltigen. Das bedeutete, dass ich mir ein neues Versteck würde suchen müssen. Es handelte sich ohnehin nur um eine ehemalige Futterstelle für Wild, die mehr als vorübergehende Notlösung gedacht gewesen war.

      Ich zog die Frau in den Unterschlupf, legte mich neben sie und schloss die Augen. Ihr weiblicher Duft machte es leicht, mich in den Strudel ziehen zu lassen, der meinen Verstand für eine Weile ausschaltete, um den Wolf verschwinden und den Mann erscheinen zu lassen … zumindest äußerlich … denn innerlich – das stand außer Zweifel – würde ich immer ein Wolf bleiben …

      2.

       Rory

      Als ich wach wurde, konnte ich mich zunächst nicht daran erinnern, was passiert war. Ich lag auf einem Bett in einem Zimmer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, und mein Kopf tat fürchterlich weh.

      Erst als ich mich aufsetzte, kehrten zwischen Schwindel und Übelkeit langsam auch die Erinnerungen zurück. Tommy hatte mich spät abends in diesen Wald gebracht, um mich von seinen Männern vergewaltigen zu lassen … allen voran von seiner rechten Hand Luke … aber dann war etwas passiert. Irgendetwas hatte Tommy und die anderen vertrieben … und Luke … Leuchtend gelbe Augen blitzen in meiner Erinnerung auf. Ein Wolf hatte Luke getötet! Die aufkommende Panik brachte mich dazu, mich zu schnell zu bewegen und aus dem Bett aufspringen zu wollen.

      Sofort bestrafte mich mein Kopf, indem er mir das Gefühl gab, glühend heiße Nadeln würden sich in meine Schläfen bohren ...

      Wimmernd stützte ich mich am Bett ab. Fragen überfluteten meinen schmerzenden Kopf. Warum lebte ich noch? Warum hatte der Wolf mich nicht auch umgebracht?

      In meinen vernebelten Erinnerungen wurde ich durch den Wald geschleift … etwas hatte mich gepackt und zerrte an mir … ich spürte jeden Stein im Rücken.

      Irritiert sah ich an mir herunter. Noch immer trug ich den kurzen Rock und das enge Shirt … beides war ziemlich verdreckt. Meine Schuhe waren fort, ebenso die kurze Jacke, die ich getragen hatte. Die Kratzer an meinen nackten Beinen wiesen darauf hin, dass alles tatsächlich geschehen war. Es war der Wolf gewesen, der mich durch den Wald gezerrt hatte! Und ab da herrschte Dunkelheit in meinem Verstand … ich war in einem Rausch aus Drogen und Erschöpfung ohnmächtig geworden … vielleicht war ich auch in einem Auto gefahren … ganz tief in meinem Verstand vergraben meinte ich mich zu erinnern, dass mich jemand auf die Rückbank eines Autos gelegt hatte … Hände … ein Mann … kein Wolf … Aber ich hatte keine bewusste Erinnerung an alles, was nach dem Wald geschehen war; und nun war ich in diesem fremden Zimmer aufgewacht.

      Langsam ging ein paar Schritte durch den Raum. Die Einrichtung war alles andere als modern … Möbel in Buche und das Bett, auf dem ich gelegen hatte, war mit einer gesteppten hellblauen Tagesdecke abgedeckt. An der Wand hing ein Kunstdruck von van Goghs Sonnenblumen.